BVB-Niederlage in Düsseldorf Der Winter hat Dortmund erreicht

Der BVB schwebte lange durch die Liga. Nun schleppt sich der Tabellenführer mit Verletzten und Formschwäche in die Winterpause. Trainer Favre wirkte gereizt.
Jadon Sancho

Jadon Sancho

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Jeder weiß, dass es passieren wird. Wenn es dann so weit ist, wird es trotzdem beklagt. Beim Sommer ist das so. Er schien in diesem Jahr endlos zu sein. Dann kamen sie aber doch, die trüben Tage, der Regen, die Kälte.

Bei Borussia Dortmund endete der Sommer sechs Tage vor Heiligabend. Das gab keine Vorhersage her. Gegen Mönchengladbach vielleicht, drei Tage vor Heiligabend. Aber bei Aufsteiger und Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf?

"Es ist schwer zu akzeptieren", sagte Dortmunds Trainer Lucien Favre nach der 1:2-Niederlage, "aber so ist Fußball."

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Sechs Siege hintereinander in der Bundesliga waren der Spätsommer für den BVB, der seinen Vorsprung in der Tabelle dadurch auf neun Punkte ausbaute. "Ob neun Punkte Vorsprung, sechs oder drei, das ist mir schnuppe", sagte Marco Reus auf die Frage, ob er sich nun sorge, dass nach dem Spiel gegen die andere Borussia nur noch drei Pünktchen übrigbleiben könnten.

Der Dortmunder Kapitän stellte sich in der Arena am Rhein allen, die eine Erklärung haben wollten für die überraschende Niederlage. Er lieferte auch eine, die für Beobachter überzeugend klang: "Wir müssen auf dem Platz noch gieriger werden", sagte Reus. "Düsseldorf hat es uns vorgemacht. Im Großen und Ganzen war das zu wenig."

Die Dynamik im Spiel nach vorne, die Wucht, das Tempo - es mangelte an vielem, nach den vielen englischen Wochen auch an der Frische. Favre hatte dem entgegenwirken wollen. Er stellte Spieler in die Startelf, die zuletzt weniger belastet waren, was in der Champions League bei der AS Monaco noch zu einem souveränen Erfolg geführt hatte. Favres Problem: Diese Spieler, Jacob Bruun Larsen, Mario Götze und Christian Pulisic, sind in deutlich schwächerer Form als Raphaël Guerreiro, Paco Alcácer und Jadon Sancho.

Nur noch ein Innenverteidiger übrig

Favre verteidigte seine Personalentscheidungen. Das Programm mit Englischen Wochen in Serie lasse nur solche Rotationen zu. Die Frage, ob er die Entscheidung für eine runderneuerte Offensive, die fürchterlich harmlos blieb, bereue, beantwortete Favre schroff. Es habe sich ja gezeigt, was mit Spielern passiere, die in hoher Taktung auflaufen müssten: "Sie sind jetzt verletzt."

Diese Spieler haben aber vorrangig einen ganz anderen Auftrag, als Tore zu schießen. Manuel Akanji, der mit Leistenproblemen zur Pause ausgewechselt wurde, und Abdou Diallo dürften gegen Gladbach fehlen. Bei Diallo ist das sehr wahrscheinlich, denn Favre sprach von einer "Zerrung" beim Franzosen. Da auch Dan-Axel Zagadou ausfällt, bleibt mit Ömer Toprak nur ein beschwerdefreier Innenverteidiger im Kader. Der BVB schwebte lange, nun schleppt er sich ins letzte Spiel des Jahres.

Schon am Freitag geht es gegen Gladbach weiter. "Ich bin sicher, dass wir da ein anderes Gesicht zeigen werden", sagte Reus, der bei allem Lob für die Fortuna ("Es war ein komplett verdienter Sieg. Sie haben schon vorher gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft haben.") auch ein wenig genervt war von der angestaubten wie effektiven Taktik des Gegners. "Ich weiß jetzt nicht, wie mein Gegenspieler hieß, aber der wäre mir sonstwo hingefolgt", klagte er über die Manndeckung. Meistens war es Marcel Sobottka, der sich nach längerer Verletzungspause rührend um den Kapitän des BVB kümmerte.

Manndeckung für die zentrale Figur im Offensivspiel des Tabellenführers, dazu zwei dichte Ketten vor dem Torwart, die einen simplen Auftrag hatten, den sie überragend umsetzten: Raum verknappen, Ball erobern, ab damit auf Dodi Lukebakio. Nach diesem Rezept erzielte Fortuna den Treffer zum 1:0. "Wir wussten, wie sie spielen. Aber wir können das nicht immer vermeiden", sagte Favre. So, wie Akanji und Diallo auf einer Linie standen, war es in der Situation tatsächlich sehr schwierig. Die Vorstopper-und-Libero-Methode wäre vermutlich besser gewesen, auch wenn sie im modernen Fußball verpönt ist.

Ein einfaches Konzept, mit Leidenschaft umgesetzt und diszipliniert durchgezogen, reichte, um den Dortmunder Sommer zu beenden. Es sei nur ein Zwischentief, versicherte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung: "Diese Niederlage wird uns nicht umwerfen."

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