Dortmund vs. Bayern Der Krach-Gipfel

Die Vereinsbosse von Borussia Dortmund und Bayern München tun vor dem Supercup alles dafür, um die Rivalität der beiden Klubs anzuheizen. Die Bedeutung des Duells auf dem Platz ist allerdings eher gering.
Dortmund vs. Bayern: Der Krach-Gipfel

Dortmund vs. Bayern: Der Krach-Gipfel

Foto: Marc Müller/ picture alliance / dpa

Borussia Dortmund gegen Bayern München, 14 Weltmeister, 80.000 Zuschauer, der erste Titel der Saison: Die Rahmenbedingungen des deutschen Supercups an diesem Mittwoch (18 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: ZDF) könnten durchaus schlechter sein. Dass trotzdem nicht alles glänzt bei diesem Spiel, in dem der Deutsche Meister und sein Vize gegeneinander antreten, ließen die vergangenen Tage ahnen.

Beide Mannschaften gaben sich große Mühe, die gewachsene Bedeutung des Aufeinandertreffens mit PR-tauglichen Formulierungen hervorzuheben. Wenngleich man über den sportlichen Wert streiten könne, sei es doch das Prestigeduell im deutschen Fußball: "Das ist ein Wettbewerb, der auch im Ausland immer mehr Aufmerksamkeit genießt. Wir messen uns mit einer der besten Mannschaften der Welt", sagte etwa Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, und sein Münchner Amtskollege Josep Guardiola betonte beflissentlich: "Ich freue mich immer auf diese Spiele!"

Auch der mittlerweile possenhaft anmutende Streit zwischen den beiden Vereinsbossen um Spielertransfers (aus Sicht der Dortmunder: Spielerbeutezüge, diesmal im Fokus: Marco Reus) entspann sich wenig überraschend zur passenden Zeit. Nachdem sich Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge über eine angeblich am Saisonende gültige Ausstiegsklausel im Vertrag von Reus ausgelassen hatte, empfahl ihm BVB-Sportdirektor Michael Zorc, "einfach mal den Mund zu halten", Matthias Sammer konterte aus München: "Wir lassen uns von niemandem den Mund verbieten."

"Tiefgründige Disharmonie"

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schlug daraufhin eine Einladung der DFL zum gemeinsamen Mittagessen vor dem Spiel in Dortmund wegen "tiefgründiger Disharmonie" aus. Den Supercup-Machern dürfte diese offene Clinch-Inszenierung sehr gelegen kommen, wollen sie den Zuschauern im seit Wochen ausverkauften Dortmunder Stadion doch gern ein wenig Show bieten. Und da die Partie in diesem Jahr nur bedingt zu dem fußballerischen Gradmesser taugt, als die sie einmal gedacht war, muss die Rivalität der beiden Klubs eben auf einer anderen Ebene am Leben gehalten werden.

Denn mit Bayern und Dortmund treffen jene Bundesliga-Teams aufeinander, die noch am meisten unter den Auswirkungen der Weltmeisterschaft in Brasilien leiden. "Wir fahren da hin, um ein gutes Spiel zu zeigen. Aber überbewerten werden wir es nicht", sagte Rummenigge. Er spielte damit auf die schwierige Personalsituation der Münchner an, bei denen Rafinha, Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry verletzt ausfallen. Die sechs Weltmeister und die weiteren WM-Teilnehmer Dante und Arjen Robben haben nach ihrer Rückkehr bislang nur wenig trainiert, Thiago ist noch immer nicht gesund. "Wir haben nur acht, neun Spieler fit, nicht mehr. Es ist schwer, da eine Aufstellung zu finden", sagte Guardiola.

Auf der Gegenseite fehlen der neue Dortmunder Kapitän Mats Hummels und der noch nicht wieder einsatzbereite Reus. "Ein Sieg über die Bayern würde das Gefühl verbessern, hätte aber relativ wenig Auswirkungen auf die Saison. Vor einem Jahr haben wir dieses Spiel gegen die Bayern gewonnen, waren am Ende aber dennoch ein paar Punkte hintendran", sagte Klopp. "Wer gewinnt, darf sich richtig freuen. Und wer verliert, muss sich nicht so wahnsinnig grämen." Auch wenn beide Trainer es so nicht zugeben wollen: Viel mehr als ein Testlauf mit großer Aufmerksamkeit wird diese Partie kaum werden.

Lewandowskis Rückkehr

Außer für Robert Lewandowski. Der Neu-Bayer kehrt zum ersten Mal seit seinem Wechsel nach Dortmund zurück, rund drei Monate nach seinem letzten Pflichtspiel für den BVB. "Das wird für mich dieses Mal ein anderes Gefühl, wenn ich zu Gast in diesem Stadion bin", sagte er, doch Sorgen mache er sich nicht. Anders als Mario Götze, dem die meisten BVB-Fans den Wechsel aus Dortmund nach München im vergangenen Sommer nicht verziehen haben, wird der Pole noch immer mit Respekt behandelt: "Die Leute werden ihn aufnehmen, wie sie ihn verabschiedet haben", sagte sein ehemaliger Teamkollege Sebastian Kehl.

Es passt zu diesem Bild: Während die Vereinsoberen alles dafür tun, die Rivalität der beiden Klubs aufrechtzuerhalten, verstehen sich die Spieler auf dem Platz besser als zuvor, auch durch die gemeinsame Zeit in Brasilien. So sagte Dortmunds Kevin Großkreutz kürzlich in der "Welt am Sonntag" über sein Verhältnis zu Schweinsteiger: "Wir sind Kumpel geworden." Auf die Klubchefs trifft das derzeit eher weniger zu.

Borussia Dortmund - FC Bayern (18 Uhr)
(Voraussichtliche Aufstellungen)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Ginter, Schmelzer - Jojic, Kirch, Bender, Mchitarjan - Aubameyang, Ramos
Bayern München: Starke - Javi Martinez, Badstuber, Alaba - Hojbjerg, Rode, Gaudino, Juan Bernat - Shaqiri, Pizarro - Lewandowski
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)

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