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Gladbachs Sieg gegen Köln: Derby, Demo und Dahoud

Foto: Maja Hitij/ dpa

Gladbach-Spieler Dahoud Der stille Anführer

Mahmoud Dahoud war im Derby gegen Köln der Matchwinner, doch darüber reden wollte er nicht. Borussia Mönchengladbach schützt seinen Mittelfeldspieler - denn der ist zurückhaltend und lässt lieber sein Spiel für sich sprechen.

Was für einen Unterschied schon wenige Meter machen können: Eben noch war Mahmoud Dahoud der überragende Spieler beim 1:0-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln gewesen, nicht nur wegen seines entscheidenden Tores. Aber kaum hatte der 20-Jährige das Spielfeld verlassen und drückte sich an den wartenden Journalisten in der Mixed Zone vorbei, war Dahoud wieder ein schüchterner junger Mann, der sich zu wünschen schien, kurz unsichtbar zu sein. Auf das Lob der Reporter murmelte er nur "Dankeschön" - und weg war er.

Dahouds öffentliche Auftritte sollen auf das Wesentliche beschränkt bleiben: den Sport. "Das ist kein böser Wille, aber er möchte das ganze Ballyhoo nicht so haben, er will einfach nur Fußball spielen", sagte Sportdirektor Max Eberl über den Mann, der im Hinspiel beim 1. FC Köln erstmals in Gladbachs Startelf auftauchte und seither zu einer kaum ersetzbaren Stammkraft avanciert ist. "Er spielt sehr befreit, hat sehr viel Qualität. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein 20-Jähriger ein Spiel so an sich ziehen kann", sagte Torhüter Yann Sommer.

Coolness eines Weltklassestürmers

Das Spiel "an sich ziehen" ist ein passendes Bild für Dahouds Stil. An guten Tagen wie gegen Köln will er immer den Ball haben und glänzt mit seinem ebenso temporeichem wie präzisem Passspiel. Bereits in der neunten Minute traf Dahoud außerdem mit beeindruckender Coolness, glänzte ständig durch seine Präsenz und permanente Anspielbarkeit. Das Gladbacher Eigengewächs war am Samstagnachmittag Derbyheld und Anführer dieser Mannschaft.

Eberl charakterisierte ihn nach der Partie als "klassischen Straßenfußballer, der einfach nur spielen will". Er feierte Dahoud als "sehr intuitiven Spieler, der viele Dinge richtig macht". Aber natürlich nicht alles: "Im einen oder anderen Moment macht er die Balleroberung spielerisch, das kann funktionieren, bedeutet aber auch Gefahr". Dahoud hilft der Mannschaft oft weiter, seine Risikobereitschaft gehört aber wohl zu den Gründen, warum Mönchengladbach unter Trainer André Schubert erheblich mehr Gegentreffer zulässt als unter Lucien Favre. Der hatte Dahoud zwar als hoffnungsvolles Talent gelobt, aber erst in seinem letzten Spiel aufgestellt.

Endlich mal zu Null

Dass der Deutsch-Syrer nun in solch einem bedeutsamen Derby derart unbeeindruckt auftrat, ist allerdings ein überzeugendes Indiz für seine mentale Stärke. Denn die Borussia war vor diesem Erfolg nach zuletzt nur zwei Siegen aus den jüngsten acht Pflichtspielen vor allem wegen der schwachen Defensive in die Kritik geraten. Auch gegen Köln geriet das Team nach einer starken ersten Hälfte in der Schlussphase etwas unter Druck - die große Spitzenmannschaft der Vorsaison ist die Borussia derzeit nicht. Umso mehr freute sich Trainer Schubert über die Erkenntnis, dass seine Mannschaft "so ein Spiel auch mal zu Null runter spielen" kann.

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Da Dahoud nicht redete, musste der Trainer die Fragen beantworten. Ob er das angebliche Interesse verschiedener Konkurrenten wie Borussia Dortmund an dem Talent als bedrohlich empfinde? "Mo hat hier einen langfristigen Vertrag", erwiderte Schubert nur. Grundsätzlich seien dem Spieler all die verwirrenden Dinge jenseits des Platzes, "sehr, sehr suspekt".

Das ist ein Grund, warum er nicht mit Journalisten spricht. Denn Dahoud schweigt nicht nur nach den Spielen, die Gladbacher blocken grundsätzlich alle Interviewanfragen ab. Das liegt auch daran, dass ihr Talent als Sohn syrischer Flüchtlinge sicher zu Themen von gesellschaftspolitischer Dimension befragt werden würde. Das wollen sie ihm ersparen.

Dahoud soll sein Spiel sprechen lassen, und das ist ihm in diesem Derby wunderbar gelungen. Die Partie selbst war jedoch ein wenig davon getrübt, dass die Fans ruhiger waren als sonst. Weil nach den Derbyausschreitungen der Vorsaison nur noch eine reduzierte Anzahl an Gästetickets verkauft werden darf, protestierten die Fans mit einem Boykott. Kölner Anhänger demonstrierten vor der Partie friedlich in der Mönchengladbacher Innenstadt und blieben dem Stadion fern. Viele Gladbacher unterstützten ihre Mannschaft nur mit halber Kraft. Aber das schien eher die Kölner zu lähmen als die Borussia mit ihrem Matchwinner Mo Dahoud.

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