

Der FC Schalke kann einfach nicht gegen den Tabellenletzten gewinnen. Vor zwei Wochen verlor das Team von Domenico Tedesco 2:3 beim Hamburger SV, jetzt kamen die Schalker beim 1. FC Köln nicht über ein 2:2 hinaus. Der Trainer war verständlicherweise sauer über das Ergebnis - und polterte seinen Frust öffentlich heraus.
Tedesco warf seinen Spielern Arroganz und Fahrlässigkeit in der Chancenverwertung vor. Bei 21 Schalker Abschlüssen gegen Köln ist das durchaus nachvollziehbar - und trotzdem nur die halbe Wahrheit. Wie die grafische Analyse zeigt, gibt es noch andere Gründe dafür, dass Schalke eine Zwei-Tore-Führung nicht über die Zeit brachte.
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So aggressiv wie nach dem 2:2 beim 1. FC Köln sieht man Domenico Tedesco selten. Normalerweise zeichnet sich der Schalker Trainer in Interviews durch sachliche und treffende Analysen aus. Doch das Unentschieden gegen den Tabellenletzten verleitete ihn dazu, seine Spieler öffentlich scharf zu kritisieren. "Arroganter kann man nicht spielen. Fahrlässiger kann man mit den Torchancen nicht umgehen", sagte Tedesco. War das im Spiel gegen Köln wirklich das größte Problem der Schalker?
Dies war vermutlich die Szene, über die sich Tedesco am meisten aufregte. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte ging Yevhen Konoplyanka alleine aufs gegnerische Tor zu. Anstatt den Ball an Kölns Torhüter Timo Horn vorbeizulegen oder einfach ins lange Eck zu schieben, probierte es der Ukrainer mit einem Lupfer. Das hätte gut ausgesehen - wenn es funktioniert hätte. Doch Horn war aufmerksam und vereitelte die Großchance. Statt 3:1 oder sogar 4:1 führte Schalke zur Pause "nur" 2:1.
Auch die frühe Schalker Führung legte Konoplyanka auf. Naldo hatte den Ball in der eigenen Hälfte gewonnen und den Ukrainer mit einem exzellenten Schnittstellenpass steil geschickt. Konoplyanka lief seinem Gegenspieler Frederik Sörensen davon und bediente Breel Embolo, der aus kurzer Distanz vollendete (4. Minute). Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Tedesco mit Sicherheit nichts zu meckern.
Das 0:2 war in der Entstehung fast eine Kopie des ersten Treffers. Diesmal war es Bastian Oczipka, der den Ball an der Mittellinie gewann und Konoplyanka bediente. Weil Embolo nicht mitlief, vollendete der Ukrainer selbst (23.). Bis zu diesem Zeitpunkt spielte Schalke schnörkellos und konzentriert. Von Arroganz war nichts zu sehen.
Bei den Kölnern war für Nationalspieler Jonas Hector eine spezielle Rolle angedacht. Der Linksverteidiger, der auch schon zu Einsätzen im defensiven Mittelfeld gekommen ist, spielte auf der Zehnerposition. Die Partie begann für den Kapitän eher schlecht, vor dem 0:1 war er es, der den Ball an Naldo verlor.
Das Tor von Bittencourt war der einzige gefährliche Abschluss der Hausherren im ersten Durchgang. Zum Zeitpunkt des Treffers hätte Köln schon deutlicher zurückliegen können, fand jedoch überraschend zurück in ein gefühlt entschiedenes Match.
Die Schalker Sicherheitsvariante ist in dieser Saison schon häufig aufgegangen und funktionierte auch gegen Köln nicht schlecht. Doch muss die Frage erlaubt sein, warum die Gäste die Kontrolle über das Spiel aus der Hand gaben, obwohl die Defensive des Gegners so anfällig war. Dass Tedesco in der 64. Minute mit Konoplyanka seinen besten Angreifer aus dem Spiel nahm und dafür den defensiven Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb brachte, war ein klares Zeichen zur Ergebnisverwaltung.
Obwohl sie sich kaum klare Möglichkeiten erspielen konnten, kamen die Kölner zum späten Ausgleich. In der 84. Minute überwand Marcel Risse mit einem direkten Freistoß aus gut 25 Metern Ralf Fährmann, der spekulierte und die außergewöhnliche Flugbahn des Balles falsch einschätzte.
Am Ende fühlten sich alle Beteiligten wie Verlierer. Schalke verspielte eine 2:0-Führung, und Köln ist durch das Ergebnis so gut wie abgestiegen. Das 2:2 lässt sich nicht nur mit der von Tedesco als Arroganz bezeichneten schlechten Chancenverwertung der Gäste in der ersten Hälfte erklären. Stattdessen hatte der Trainer mit seinen Umstellungen nach der Pause selbst Anteil daran, dass sein Team die Spielkontrolle abgab und so den Kölnern das Comeback ermöglichte.
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