Ex-DFL-Chef Rettig kritisiert "G15" "Dann können wir bald den Laden zumachen"

Wer anders als der FC Bayern denke, sei nicht willkommen: Nach dem auch von Karl-Heinz Rummenigge initiierten Treffen ausgewählter Profiklubs äußert der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig heftige Kritik.
Andreas Rettig ist aktuell ohne offiziellen Posten im Profifußball

Andreas Rettig ist aktuell ohne offiziellen Posten im Profifußball

Foto: Oliver Hardt / Bongarts/Getty Images

Der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hat das von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge initiierte "G15"-Treffen stark kritisiert. Sollte jemand andere Gedanken "als der FC Bayern oder Kollegen" haben, könne man künftig zur "Persona non grata" werden und von allen anderen Dingen ausgeschlossen werden, sagte Rettig dem Fernsehsender Sky. "Dann können wir bald den Laden zumachen."

Vertreter von 14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV hatten sich am Mittwoch am Frankfurter Flughafen zu Diskussionen über wichtige Zukunftsthemen des deutschen Fußballs getroffen. Die vier Bundesligisten FC Augsburg, Arminia Bielefeld, FSV Mainz 05 und VfB Stuttgart waren von Rummenigge jedoch nicht eingeladen worden. Die Klubs hatten sich zuletzt gemeinsam mit zehn Zweitligisten in einem Positionspapier für eine Umverteilung der Medieneinnahmen ausgesprochen.

Rettig zeigte sich verwundert, "dass man sich in einer Art und Weise über andere hinwegsetzt" und Muskelspiele betreibe, indem man kritische Klubs nicht einlädt. Auch den Zeitpunkt des Treffens erachtete der 57-Jährige als falsch. Man könne in der jetzigen Situation doch nicht die Säbel rasseln lassen, während sich Leute Gedanken um ihre Existenz machten, sagte er.

Rettig schmunzelt über Rummenigge

Kritik richtete Rettig auch an Rummenigge persönlich. "Schmunzeln muss ich natürlich, wenn Herr Rummenigge sich über Geheimtreffen echauffiert oder Geheimpapiere", sagte Rettig. Schließlich hätten die Bayern in Sachen europäischer Superliga oder in der Kirch-Krise "nicht nur geheime Gespräche geführt, sondern auch geheime Verträge abgeschlossen. Also dass jemand mit dieser Vita sich dann so aus dem Fenster lehnt, das muss ich sagen, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie", sagte Rettig, der zuletzt bis September 2019 Geschäftsführer des FC St. Pauli war.

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nach dem Treffen der Klubvertreter im Frankfurter Flughafen

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nach dem Treffen der Klubvertreter im Frankfurter Flughafen

Foto: Arne Dedert / dpa

Bereits am Wochenbeginn hatte der Ausschluss einzelner Vereine Kritik ausgelöst. "In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen und im Sinne der Solidarität hätten wir uns gewünscht, dass alle Bundesligisten eingeladen werden", hatte etwa Frank Baumann als Geschäftsführer von Werder Bremen dem "Kicker" gesagt. Die ausgeschlossenen Vereine hatten die exklusive Zusammenkunft ebenfalls als unsolidarisch kritisiert.

Rummenigge selbst nutzte die Versammlung der 15 Klubs am Mittwoch, um harsche Worte an die vier nicht geladenen Klubs zu richten. "Die vier Bundesligisten und die zehn Zweitligisten haben uns den Fehdehandschuh hingeworfen", sagte der Bayern-Boss unter anderem. Laut Rummenigge sei der "Solidarpakt" der Liga mit dem Vorschlag der gleichmäßigeren Verteilung der TV-Gelder zugunsten kleinerer Vereine gebrochen worden.

hba/sid
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten