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Der Trainerschein ist der Klassiker. Wenn Bundesliga-Profis ihre fußballerische Laufbahn beenden, liegt der Gang zum Trainerlehrgang ganz nah. Irgendwann tauchen sie dann in der vierten oder fünften Liga als Übungsleiter wieder auf. Oder sie machen eine Fußballschule auf. Geht man danach, wie viele Ex-Profis mittlerweile Fußballschulen eröffnet haben, müsste die Republik von ihnen gepflastert sein.
Es gibt aber auch die anderen Karrieren nach der Karriere. Je länger die aktive Zeit der Fußballer zurückliegt, desto bunter werden die Berufe, in denen man die früheren Stars wiederfindet. Beispiel Willi Lippens: Der frühere Stürmerstar von Rot-Weiß Essen und Borussia Dortmund, genannt "Ente", ein begnadeter Knipser mit fast 100 Bundesliga-Toren, war schon auf dem Platz ein Unikum. Längst legendär sein Dialog mit einem Schiedsrichter, der ihm die Gelbe Karte mit den Worten gezeigt hatte: "Ich verwarne Ihnen." Antwort von Lippens: "Ich danke Sie." Antwort des Schiedsrichters: Rote Karte.
Das Coronavirus legt den Alltag lahm. Auch der Sport ist betroffen - Veranstaltungen fallen aus. Für die Zeit empfehlen wir Klassiker aus der Sportredaktion. Hier finden Sie eine Übersicht.
Mittlerweile ist Lippens 67 Jahre alt und hat das gemacht, was so einem lustigen Vogel wie ihm entspricht: Er wurde Wirt und Gastronom, natürlich mitten im Ruhrgebiet in Bottrop. Das Gasthaus heißt, na klar: "Ich danke Sie".
Jürgen Kohler hat 20 Jahre nach Lippens bei Borussia Dortmund gespielt, auch er ist einer der Helden des BVB. Kneipe - so etwas wäre für Kohlers Generation allerdings keine echte Option mehr. Der frühere Nationalspieler ist als Unternehmensrepräsentant und Vermögensberater tätig.
Weinbauern, Lehrer, sogar Galeristen - es ist alles dabei: Wir stellen zum 50-jährigen Bestehen der Bundesliga die Frage: "Was macht eigentlich...?" und schauen hier auf die abseitigen Berufspfade einiger ehemaliger Profis. Es muss nicht immer die Fußballschule sein.
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Jürgen Kohler, 47, Profi von 1983 bis 2002, Weltmeister, einer der besten Innenverteidiger seiner Zeit und Ikone von Borussia Dortmund, seit er zum Champions-League-Triumph 1997 beitrug. Der "Kokser" schlug anschließend zwar auch wie viele die Trainerlaufbahn ein, hatte dabei aber nur wenig Erfolg. Als Unternehmensrepräsentant und Vermögensberater hat er sich ein weiteres Standbein geschaffen.
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Rüdiger "Sonny" Wenzel, 60, Profi von 1971 bis 1990, unvergessen als Stürmer bei Fortuna Düsseldorf und dem FC St. Pauli, beendete mit 37 Jahren seine Spielerkarriere. Fortan betrieb er ein Schreibwarengeschäft im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg.
Florian Weichert (r.), 45, Profi von 1989 bis 1998, Torjäger von Hansa Rostock, später weniger treffsicher beim Hamburger SV, beim VfB Leipzig und Dynamo Dresden, arbeitet heute beim Mitteldeutschen Rundfunk als TV-Reporter.
Gunnar Sauer, 49, Profi von 1984 bis 1998, Teil der erfolgreichen Bremer Mannschaft unter Trainer Otto Rehhagel, verdient sein Geld als Immobilienmakler.
Arne Larsen Ökland, 59, Profi von 1977 bis 1987, norwegischer Stürmer bei Bayer Leverkusen, besitzt heute nicht nur eine eigene Insel, die Insel Hillesöy, die er 1997 für damals 125.000 Mark erwarb. Er ist zudem in Norwegen Inhaber einer Pizzakette, Geschäftsführer von Dolly Dimple's. Eine große Pizza Margherita (40 Zentimeter) gibt es dort für 179 norwegische Kronen. Das sind umgerechnet 22 Euro.
Willi "Ente" Lippens (l.), 67, Profi von 1965 bis 1982, Bundesliga-Legende bei Rot-Weiß Essen und Borussia Dortmund, hat zwar kein Pizzarestaurant, ist aber auch Gastronom. In Bottrop betreibt er das Restaurant "Ich danke Sie". Besondere Empfehlung: "Willis Zwiebelnest" - gebackene Zwiebel in rauchiger Barbecuesauce, 4,20 Euro.
Martin Kree, 48, Profi von 1984 bis 1998, noch einer mit BVB-Vergangenheit. Der Verteidiger, der für seinen harten Schuss gefürchtet war, ist in die Computerbranche eingestiegen und leitet ein IT-Schulungscenter in Holzwickede.
Rudi Kargus, 61, Profi von 1971 bis 1990, einer der besten Torleute Deutschlands, HSV-Ikone, lebt und arbeitet heute als Kunstmaler nördlich von Hamburg. Im November stellt er in der Hamburger Fabrik der Künste aus.
Kees Bregman, 66, Profi von 1974 bis 1985, eleganter Libero beim MSV Duisburg und bei Arminia Bielefeld, führt heute einen kleinen Frisiersalon in seiner Heimatstadt Amsterdam. Ende der achtziger Jahre saß er zwei Jahre wegen Kokainhandels im Gefängnis.
Johan Micoud, 40, Profi von 1992 bis 2008, bei Werder Bremen nur "Le Chef" genannt, kaufte sich 2009 mit seinem früheren Teamkollegen aus Bordeaux, Matthieu Chalmé, ein Weingut. 2009 brachte der Neu-Winzer Micoud seinen ersten Merlot heraus. Preis je Liter: 260 Euro.
Bernd Förster, 57, Profi von 1974 bis 1986, Nationalspieler des VfB Stuttgart, Vizeweltmeister gemeinsam mit Bruder Karlheinz, betreibt heute im baden-württembergischen Deizisau eine Autowaschanlage.
Knut Reinhardt, 45, Profi von 1986 bis 2000, als Verteidiger mindestens so eisenhart wie Bernd Förster, hat vollständig umgesattelt: Reinhardt ist heute Grundschullehrer für Mathematik und Sport in Dortmund.
Martin Spanring, 43, Profi von 1988 bis 2002, Abwehrspieler unter anderem beim SC Freiburg und beim VfB Stuttgart, ist zumindest der Region treu geblieben. Als Manager ist er beim Freizeit- und Vergnügungspark in Rust angestellt.
Roland Wohlfarth, 50, Profi von 1981 bis 1999, 119 Treffer allein für den FC Bayern, lebt heute in seiner Geburtsstadt Bocholt und arbeitet als Bauleiter bei einer Firma, die Estrichböden verlegt.
Manfred Burgsmüller, 63, Profi von 1967 bis 1990, Inbegriff des Schlitzohrs in der Bundesliga, 213 Treffer vor allem für Borussia Dortmund und Werder Bremen, erstmals Deutscher Meister mit 39 Jahren, war Gesellschafter einer Bekleidungskette und versuchte sich zuletzt im Sportmarketing. Nach seiner Fußballkarriere war er auch im American Football erfolgreich.
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