
FC Bayern - Borussia Dortmund Zutiefst verletzt
- • Finalsieg gegen Dortmund: FC Bayern ist Europas Meister
- • Dortmunder Abwehrspieler: Subotic erleidet Kreuzbandriss
Es ist gerade einmal elf Monate her - das Duell der Duelle aus deutscher Sicht, das Champions-League-Endspiel von Wembley, Bayern München gegen Borussia Dortmund. Alles schien möglich, der Spielausgang vollkommen ungewiss, entsprechend knapp war am Ende das Resultat von 2:1 für den FCB.
Nicht einmal ein Jahr später haben die Bayern in der Bundesliga einen riesigen Vorsprung von 20 Punkten zwischen sich und die Borussia gelegt, in der Champions League sind nur die Münchner im Halbfinale vertreten, der BVB im Viertelfinale gescheitert. Das sportliche Gefälle vor dem Liga-Duell am Samstag (18.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) ist deutlich wie lange nicht.
Dafür, dass sich die Machtverhältnisse innerhalb relativ kurzer Zeit so verändern konnten, gibt es aus Dortmunder Sicht einen Hauptgrund: Der BVB habe über die gesamte Saison so unglaublich viele Verletzte zu beklagen gehabt, dass er mit den Bayern nicht habe mithalten können. Aber stimmt das überhaupt?
Spielausfälle der zwei Topvereine: Beide hatten große Sorgen
Foto: SPIEGEL ONLINETatsächlich hatte der FC Bayern genauso fast durchgehend in dieser Spielzeit mit Verletzungspech zu kämpfen. Gleich zu Saisonbeginn fielen die beiden Spanier Javier Martínez und Thiago für jeweils acht Spieltage aus. Bastian Schweinsteiger musste Mitte der Saison gut neun Wochen lang pausieren, bei Franck Ribéry stehen sogar vier Verletzungsunterbrechungen zu Buche, er musste insgesamt ebenfalls neunmal passen, Mario Götze und Arjen Robben standen je viermal nicht zur Verfügung. Auch Claudio Pizarro (vier Spiele Pause) und Xherdan Shaqiri (acht Spieltage) waren über Wochen angeschlagen. Vom Dauerverletzten Holger Badstuber, der die gesamte Saison verpasst hat, gar nicht erst zu reden.
Dem stehen bei den Dortmundern vor allem die Langzeit-Ausfälle von Neven Subotic (seit dem 13. Spieltag), Jakub Blaszczykowski (seit dem 19. Spieltag), beide wegen Kreuzbandriss, und insbesondere Ilkay Gündogan entgegen. Der Mittelfeldspieler konnte lediglich am ersten Spieltag mitmachen und liegt seither mit seinen Rückenproblemen auf Eis. Auf den defensiven Außenpositionen musste Trainer Jürgen Klopp auf die Stammkräfte Lukasz Piszczek zwölfmal und auf Marcel Schmelzer elfmal verzichten. Abwehrchef Mats Hummels fehlte zehn Spieltage, Nationalmannschafts-Kollege Sven Bender bislang neun Wochen.
Auch wenn die Borussia die erheblich schwerwiegenderen Verletzungen aufzuweisen hatte: Beide Teams hatten erhebliche personelle Sorgen - und wahrscheinlich kann man genau daran den Klassenunterschied zwischen München und Dortmund am besten festmachen. Die Bayern hatten trotz alledem noch sechs Stammkräfte im Kader, die über alle bisherigen 29 Partien fit und gesund geblieben sind: Manuel Neuer, Rafinha, David Alaba, Jerome Boateng, Toni Kroos und Mario Mandzukic. Beim BVB sind es dagegen nur zwei (!): Nuri Sahin und Kevin Großkreutz.
Bei Bayern mittlerweile jeder ersetzbar
Letztlich ist es demnach nicht die Zahl der Verletzten, sondern der in Sachen Ausgeglichenheit unrund besetzte Kader der Schwarz-Gelben, der die Differenz zu den Münchnern prägt. Als Thiago und Martínez verletzungsbedingt ausgefallen sind, standen Schweinsteiger und Philipp Lahm als defensive Mittelfeldspieler parat. Ein "Ersatz", der so vollwertig ist, dass er diesen Namen kaum verdient. Als bei Dortmund mit Subotic und Hummels beide Innenverteidiger fehlten, musste der BVB den Vorruheständler Manuel Friedrich verpflichten.
Die Lücke, die Gündogan im Mannschaftsgefüge des BVB gerissen hat, konnte das Team nicht schließen. Mit Kevin Großkreutz hatte Klopp nur einen Spieler zur Verfügung, der in der Lage war und ist, verschiedenste Positionen nahezu gleichwertig auszufüllen. Was nutzen ein gesunder Julian Schieber, ein fitter Marvin Duksch, wenn man Meister werden und die Bayern gefährden will?
Bei Bayern ist mittlerweile jeder - vielleicht bis auf Torwart Manuel Neuer - ersetzbar. So weit ist der BVB noch lange nicht.
Dortmund lief im Champions-League-Endspiel mit ihrer bis auf den ohnehin schon auf dem Absprung befindlichen Mario Götze denkbar besten Elf auf. Die Aufstellung von Wembley lautete: Weidenfeller, Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer, Gündogan, Bender, Blaszczykowski, Reus, Großkreutz, Lewandowski.
Diese Mannschaft hat so seitdem nie wieder auf dem Platz gestanden.
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Erster Spieltag, Borussia Dortmund zu Gast beim FC Augsburg - es sollte bis heute das erste und einzige Bundesliga-Spiel von BVB-Profi Ilkay Gündogan (r.) in dieser Saison bleiben. Wegen eines entzündeten Nervs im Rücken verpasste er seitdem 28 Spiele in der Bundesliga.
Im Spiel gegen den VfL Wolfsburg riss sich Neven Subotic am 9. November das Kreuzband im rechten Knie. Seitdem hat er 17 Bundesliga-Spiele verpasst und wird erst wieder in der neuen Saison auflaufen können.
Noch ein Kreuzbandriss: Im Heimspiel gegen den FC Augsburg riss sich Jakub Blaszczykowski Ende Januar das Kreuzband im rechten Knie. 13 Bundesliga-Spiele ist er bislang ausgefallen, mindestens fünf weitere werden noch dazukommen.
Nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Bayern München ließ sich Lukasz Piszczek zweimal operieren, an Hüfte und Leiste. Dadurch verpasste er die ersten zwölf Bundesliga-Spiele.
In der Hinrunde zwang ein Muskelfaserriss in der Wade Marcel Schmelzer zum Zuschauen, in der Rückrunde war es ein Muskelfaserriss am Schambeinansatz. Insgesamt elf Bundesliga-Spiele stand der Linksverteidiger dem BVB deshalb nicht zur Verfügung.
Mats Hummels hatte Ende 2013/Anfang 2014 doppelt Pech. Erst setzte ein knöcherner Bandausriss am rechten Fersenbein den Nationalspieler außer Gefecht. Als er sein Comeback geben wollte, stoppte ihn eine Bänderzerrung. Gesamtausfall: Zehn Bundesliga-Spiele.
Kaum ein BVB-Spieler wird so oft an der Seitenlinie behandelt wie der eisenharte Sven Bender. Meist kann der defensive Mittelfeldspieler weitermachen, beißt die Zähne zusammen - bei der diagnostizierten Schambeinentzündung hilft allerdings nur Ruhe. Schon insgesamt neun Bundesliga-Spiele musste der BVB auf Bender verzichten.
Zehenbruch, Muskelverhärtung, Fußprellung: Dortmunds Abwehrtalent Marian Sarr musste wegen vieler kleinerer Verletzungen passen. Insgesamt stand er sieben Bundesliga-Spiele nicht zur Verfügung.
Die Krankenakte von Sebastian Kehl dürfte mit mehreren Dutzend Einträgen eine der längsten der Bundesliga-Geschichte sein. In dieser Saison war es ein Bänderriss, weshalb der Kapitän sechs Bundesliga-Spiele nicht zur Verfügung stand.
Muskelverletzungen zwangen Marco Reus zum Zuschauen. Insgesamt fehlte der Nationalspieler drei Bundesliga-Spiele.
Und so sehen die Top Ten der Dortmunder Verletzten in der Übersicht aus. Sechs Spieler fehlten dem BVB bislang in zehn und mehr Spielen.
Am 1. Dezember 2012 riss sich Holger Badstuber das Kreuzband - und hat seitdem kein Spiel mehr für den FC Bayern bestritten. Er fehlte damit in allen bislang 29 Spielen dieser Bundesliga-Saison.
Erst musste Javier Martínez wegen einer Leistenoperation pausieren, dann fehlte er aufgrund einer Sprunggelenksverletzung. Alles in allem verpasste er zwölf Bundesliga-Spiele der Bayern.
Zu Saisonbeginn war es ein Syndesmosebandriss, der Bayern-Zugang Thiago außer Gefecht setzte. Anschließend entwickelte sich der Spanier zum Leistungsträger, zeigte teils herausragende Spiele - und verletzte sich erneut. Wegen eines Innenbandanrisses im Knie ist die Saison für Thiago gelaufen. Stand jetzt fehlte er in bislang elf Bundesliga-Spielen.
Es waren stets kleinere Verletzungen, die dazu geführt haben, dass Franck Ribéry bislang neun Bundesliga-Spiele der Bayern verpasst hat. Rippenbruch, Rückenprobleme, ein Bluterguss: Die Krankenakte des Franzosen ist vielschichtig.
Eine Sprunggelenksverletzung im Herbst, eine Sehnenreizung im Winter - macht neun Bundesliga-Spiele Pause für Bastian Schweinsteiger.
Xherdan Shaqiri ist ein Kraftpaket - und hat ständig Probleme mit Muskelverletzungen. Dreimal fiel er in dieser Saison deswegen aus, fehlte bei insgesamt acht Bundesliga-Spielen.
Pierre-Emile Højbjerg (l.) gilt als eines der größten Talente beim FC Bayern. Zu Saisonbeginn konnte er sich bei Neu-Trainer Pep Guardiola aber nicht empfehlen: Probleme mit den Bändern setzten ihn für sechs Bundesliga-Spiele außer Gefecht.
Claudio Pizarro steht stets als Ersatzmann bereit, wenn andere eine Pause brauchen. Nur im Herbst fehlte er auf der Bayern-Bank, ein Muskelbündelriss zwang ihn bei fünf Bundesliga-Spielen zum Zuschauen auf dieTribüne.
Ein Kapselriss und muskuläre Probleme: Mario Götzes Verletzungen sind überschaubar. Ebenso seine Ausfallzeit, er war bei lediglich vier Bundesliga-Spielen nicht dabei.
Im Gegensatz zu Götze war Arjen Robbens Fleischwunde deutlich schlimmer. Der Niederländer konnte die Verletzung aber zum Teil in der Winterpause auskurieren, weshalb er auch nur vier Bundesliga-Spiele nicht zur Verfügung stand.
Und so sehen die Top Ten der Bayern-Verletzten in der Übersicht aus. Drei Spieler fehlten den Münchnern bislang in zehn und mehr Spielen - halb so viele wie dem BVB.
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