Bayern-Sieg gegen Bundesliga-Aufsteiger Ausgerechnet Fürth stoppt Lewandowski

Ein Tor gegen das doch eigentlich so unterlegene Greuther Fürth war Robert Lewandowski von einem weiteren Rekord Gerd Müllers entfernt. Das klappte nicht. Und auch sonst war die Stimmung nicht nur rosig.
Robert Lewandowski blieb nach 15 Bundesligaspielen in Serie erstmals ohne Torerfolg

Robert Lewandowski blieb nach 15 Bundesligaspielen in Serie erstmals ohne Torerfolg

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kolbert-press/Ulrich Gamel / imago images/kolbert-press

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Szene des Spiels: In 15 Spielen in Folge hatte Robert Lewandowski in der Bundesliga getroffen, nur noch eine Partie fehlte ihm zum Rekord von Gerd Müller. Gegen Fürth wollte ihm aber kein Treffer gelingen, dabei wäre es in der 68. Minute fast so weit gewesen: Nach einer scharfen Freistoßhereingabe von Joshua Kimmich kämpfte sich Lewandowski im Zweikampf mit Fürths Sebastian Griesbeck am Fünfmeterraum in Richtung des Balls – den Treffer erzielte aber der Fürther, der den Ball durch die Beine des eigenen Torhüters spitzelte. Die Fürther schienen einen Lewandowski-Treffer um jeden Preis verhindern zu wollen.

Schlechte Stimmung: Wie es sich für einen echten europäischen Toptorjäger gehört, bejubelte Lewandowski das Eigentor von Griesbeck nicht, natürlich hätte er es viel lieber selbst erzielt. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sagte nach der Partie, dass er nicht glaube, dass Lewandowski das locker nehmen würde. Man wisse ja, »dass er sehr gierig ist«. Dennoch dürften Teams wie eben Fürth über derartige Probleme schmunzeln.

Das Ergebnis: Auch ohne einen Lewandowski-Treffer fuhren die Bayern einen Sieg ein, 3:1 (2:0) gewannen sie in Franken. Thomas Müller (10. Minute), Joshua Kimmich (31.), Griesbeck per Eigentor (68.) und der Fürther Cedric Itten ins richtige Tor (88.) erzielten die Treffer. Lesen Sie hier den Spielbericht.

Die Ausgangslage: Zahlenvergleiche im Fußball basieren zumeist auf Vermutungen, Saisonetats werden in der Regel nicht offiziell verkündet. Wenn Fürths Sportdirektor Rachid Azzouzi aber von »etwa 16 Millionen Euro« spricht, wohlgemerkt für alle Spieler, kann man sich die unterschiedlichen Sphären beider Klubs ungefähr ausmalen: Allein Lewandowski verdient jährlich kolportierte 20 Millionen Euro. Die Zuschauer im Fürther Schmuckkästchen Ronhof müssen sich wie bei einer außerirdischen Begegnung vorgekommen sein, immerhin traf der Tabellenführer der ewigen Tabelle der Bundesliga auf den Tabellenführer der ewigen Tabelle der 2. Bundesliga.

Erste Hälfte: Zwar führten die Bayern nach einem Konter über Alphonso Davies, abgeschlossen von Müller (10.), aber darüber hinaus machte sich der finanzielle Klassenunterschied nicht bemerkbar. Fürth agierte mutig, lief hoch an und setzte die Bayern derart unter Druck, dass Nationaltorhüter Manuel Neuer ungewöhnlich viele Fehlpässe produzierte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Bayern die Partie schon früher hätte entscheiden können. Lewandowski, auf den die Fürther derart fokussiert waren, dass sie wie bei Kimmichs 2:0 aus rund 20 Metern (31.) schlichtweg den Rückraum vernachlässigten, scheiterte mit einer Hacken-Kung-Fu-Einlage an der Latte (40.).

Kleeblatt-Jubiläum: Am 23. September 1903 wurde die SpVgg Fürth gegründet. Gegen die Bayern lief das Kleeblatt, wie es auch gegen die Bayern von den Rängen schallte, in Sondertrikots auf mit goldenem Wappen und goldenen Nummern.

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Zweite Hälfte: Als Kimmich nach der Partie sagte, »dass es nicht unbedingt eine Glanzleistung von uns war«, dann meinte er wohl im Besonderen Benjamin Pavards Grätsche in der 48. Minute: Julian Green traf er mit offener Sohle von hinten in die Beine. Green blieb unverletzt, Pavard sah Rot, was dem Spielverlauf nicht unbedingt zuträglich war: Das Bayern-Spiel war in der Folge noch mehr auf Verwaltung ausgelegt, immerhin kamen die Fürther durch eine Sahneflanke von Timothy Tillman mit anschließender Kopfballverwertung von Itten noch zum Ehrentreffer (88.).

Ein Team wie kein zweites: Frenetische Bayern-Fans werden bei den Namen Green und Tillman aufgehorcht haben: Beide kommen aus der Jugend des Rekordmeisters. Wie ungewöhnlich dieser Aufsteiger aus Fürth ist, zeigt sich, wenn neben diesen Spielern, die zwar eine gute Ausbildung genossen haben, aber den Umweg zweite Liga nehmen mussten, auch jemand wie Dickson Abiama herumwuselt: Der 22-Jährige kam 2016 aus Nigeria nach Deutschland und spielte bis 2018 in der Kreisklasse Nürnberg-Frankenhöhe bei der Spielvereinigung Mögeldorf. Über die Landesliga und die Regionalliga kam er vergangenes Jahr nach Fürth, nun das mutmaßliche Karriere-Highlight: Nach seiner Einwechslung gab es für ihn Szenenapplaus von den Rängen, einmal scheiterte er sogar an Manuel Neuer (82.).

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