Verteilung der Bundesliga-TV-Einnahmen Aufstand der zweiten Reihe

Eintracht-Boss Bruchhagen: "Die Bundesliga wird Schaden nehmen"
Foto: DPADie Vermarktungsstrategen der Fußballbundesliga müssen heilfroh über diesen aufregenden Abstiegskampf sein, denn ohne das Drama im Tabellenkeller wäre der letzte Spieltag kaum noch von Interesse für alle Freunde großer Fußballemotionen. Was könnte man sonst noch vermarkten?
Dort haben sich Widerstandskämpfer gefunden, die das Ziel verfolgen, die Hierarchien in der Liga zu durchbrechen. "Das Tabellenbild wird immer vorhersehbarer", sagt Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, auf dem Sports Media Summit in Köln. "Diese Clusterung kann sich nicht ewig fortsetzen, sonst wird die Bundesliga irgendwann Gesamtschaden nehmen."
Es gibt bereits konkrete Pläne, wie sich die Tabelle ein wenig aufmischen ließe. Demnächst beginnt das Ausschreibungsverfahren zu den TV- und Internetrechten der Bundesliga, die ab 2017 neu vergeben werden. Einige Klubs wollen die Gelegenheit nutzen, um die Verteilung der Gelder neu zu diskutieren. Man könne beispielsweise die Quoten im Bezahlfernsehen zur Grundlage der Geldverteilung machen, lautet ein Vorschlag aus Bremen und Hamburg. Bislang hängt sie vom sportlichen Abschneiden in den vergangenen fünf Jahren ab.
Hoffenheim fordert "mehr Gleichheit"
Auch die Auslastung der Stadien und die Anzahl der Fans, die zu Auswärtsspielen mitreisen, würden die kleineren Klubs gern berücksichtigen. In England und Italien werden diese Faktoren bei der Verteilung der TV-Einnahmen bereits einbezogen.
Das klingt interessant, aber dieses Modell könnte auch nach hinten losgehen. Denn der FC Bayern, aber auch andere Großklubs wie Borussia Dortmund oder Schalke 04, würden nach Einführung solcher Kriterien noch mehr bekommen und weiter enteilen. Während einige kleine Klubs wie Freiburg oder Mainz deutlich weniger bekämen, obwohl dort sehr gute Arbeit geleistet wird.
Sobald Leistungskriterien eingebaut werden, würden "die Besten und die Größten" tendenziell noch größer, sagt Peter Rettig, der Geschäftsführer von 1899 Hoffenheim. Rettig lehnt die vorgelegten Vorschläge ab. Aus seiner Sicht lässt sich die rasant wachsende Kluft zwischen den Spitzenteams und dem Rest der Liga nur zuschütten, "indem man wieder mehr Gleichheit herstellt, also dahin zurück geht, wie es früher war". Bis 1992 erhielten alle Klubs identische Anteile am Fernsehgeld.
Als die Höhe der Auszahlungen erstmals an sportliche Kriterien gekoppelt wurde, gab es insgesamt 145 Millionen Mark zu verteilen. Mittlerweile erhalten die Bundesligisten zusammen 539 Millionen Euro für die nationalen Medienrechte. Je mehr Geld fließt, desto größer werden nach dem heutigen Verteilungsprinzip die Abstände zwischen den Wettbewerbern. Zumal die deutschen Champions-League-Teilnehmer enorme Zusatzeinnahmen haben, bessere Sponsoringverträge abschließen können und bei der Auslandsvermarktung privilegiert sind.
Schwächung von Klubs wie Hoffenheim und Wolfsburg
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung könnte man nun fordern, dass diese Klubs aus der nationalen Vermarktung am wenigsten bekommen, sie haben schließlich andere Geldquellen. Aber der Mut zu solchen Ideen fehlt den Revolutionären. "Ich glaube, das wäre zu radikal, denn das sportliche Prinzip muss immer in einer federführenden Rolle bleiben", sagt Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry. Es wird also allenfalls ein Revolutiönchen geben.
Zumal die Reformer unter dem Verdacht stehen, vor allem eine Schwächung der in besonderer Art und Weise von privaten Geldgebern alimentierten Klubs aus Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim anzustreben. Dort gibt es vergleichsweise wenig Fans, die Stadien sind selten ausverkauft.
Alle bisher vorgelegten Änderungsvorschläge würden sich negativ für diese Vereine auswirken, aber vermutlich wäre eine Schwächung dieser Klubs sogar populär. Dortmunds Marketingchef Carsten Cramer sagt jedenfalls süffisant: "Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim, die haben andere Möglichkeiten, das auszugleichen, die haben ja kreative Elemente in ihren Strukturen, die ihnen das ermöglichen."
Der weit verbreitete Wunsch nach einer ausgeglicheneren Liga wird sich mit den derzeit vorliegenden Ideen aber kaum verwirklichen lassen. Das Streben nach immer mehr Geld ist derart ausgeprägt, dass gut durchdachte Veränderungen fast unmöglich sind. Denn am Ende wird niemand einem Vorschlag zustimmen, der die eigenen Einnahmen verringert.
1. Bundesliga
Klub | DFL-Ausschüttung (in Euro) | Ausschüttung für Europacup-Teilnahme (in Euro) |
---|---|---|
Bayern München | 37.236.000 | 10.369.378 |
Borussia Dortmund | 36.273.000 | 5.036.555 |
Bayer Leverkusen | 35.310.000 | 4.147.751 |
FC Schalke 04 | 34.347.000 | 6.036.459 |
Mönchengladbach | 33.384.000 | 740.670 |
Hannover 96 | 32.421.000 | 2.333.100 |
VfL Wolfsburg | 31.485.000 | 1.185.072 |
FSV Mainz 05 | 30.495.000 | 74.067 |
SC Freiburg | 29.532.000 | 370.335 |
VfB Stuttgart | 28.504.800 | 3.221.914 |
Werder Bremen | 27.413.400 | 1.925.742 |
TSG Hoffenheim | 26.357.800 | - |
Hamburger SV | 25.038.000 | 1.555.407 |
Eintracht Frankfurt | 23.754.000 | 1.036.938 |
FC Augsburg | 22.470.000 | - |
Hertha BSC | 21.186.000 | 666.603 |
1. FC Köln | 19.902.000 | - |
SC Paderborn | 18.618.000 | - |