50+1-Regel Bahn frei für die Fußballinvestoren

Hopp: DFL erlaubt Übernahme der Mehrheit in Hoffenheim
Foto: A3929 Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpaEs ist nicht das erste Mal, dass die Deutsche Fußball Liga von ihrer Linie abweicht: Martin Kind darf nach einer Entscheidung des DFB-Schiedsgerichts 2017 die Mehrheit bei Hannover 96 übernehmen - entgegen der 50+1-Regel, die genau das verhindern soll. Nun erlaubt die DFL auch Dietmar Hopp, Mehrheitseigner bei der TSG Hoffenheim zu werden. Die Begründung: Hopp habe sich mehr als 20 Jahre für den Klub engagiert.
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich die wütenden Reaktionen vorzustellen: "Der Fußball verkauft seine Seele", "Die Liga verrät die Traditionsvereine", "Mäzene wie Hopp machen den Sport kaputt."
Doch mal nüchtern betrachtet: Was bedeutet die Entscheidung für Hoffenheim eigentlich? Wird sich bei dem Klub irgendwas ändern, wenn Hopp die Mehrheit übernimmt? Wohl kaum. Seit seinem Entschluss, die TSG in die Bundesliga zu führen, hat der SAP-Gründer das letzte Wort. Den Bundesligisten Hoffenheim gibt es nur wegen Hopp - und die Verweigerung einer offiziellen Mehrheitsübernahme war und ist absurd.
Die Argumentation der Traditionalisten geht so: Fußballvereine dürfen nicht zum Spekulationsobjekt werden, Leidenschaft muss über wirtschaftliche Interessen gehen. Aber hat diese Haltung ernsthaft noch etwas mit der Realität in der Bundesliga zu tun? Die Klubs der ersten und teilweise auch der zweiten Liga sind längst hochprofessionell gemanagte Unternehmen mit Umsätzen bis zu 528 Millionen Euro (FC Bayern).
Natürlich ist es für viele Konzerne interessant, da einzusteigen. Und natürlich verhindert die 50+1-Regel viele Investitionen. Wie schwer sich gerade die Traditionsklubs tun, mit der Entwicklung schrittzuhalten, zeigen der Hamburger SV, Werder Bremen und der VfB Stuttgart. Alle drei Vereine gehören vom Umsatz her noch zum oberen Mittelfeld der Liga, müssen aber sportlich um den Klassenerhalt bangen.
Gerade für die Traditionsklubs könnte es daher eine Chance sein, sich von der 50+1-Regel zu verabschieden. Dann könnten auch sie endlich vom Geld der Konzerne profitieren - und nicht mehr nur Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim.