Bundesliga
Manuel Gräfe greift Schiedsrichter-Gutachter an
Ein Gutachter empfahl dem DFB, Schiedsrichter Manuel Gräfe nicht mehr einzusetzen - doch der schießt zurück: Der Anwalt des 44-Jährigen wittert eine Intrige. "Das ist alles verunglückt", sagt ein Funktionär.
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Der Streit um Vorwürfe des Bundesliga-Schiedsrichters Manuel Gräfe gegen seine Vorgesetzten spitzt sich zu. Wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) beauftragter Gutachter im Januar empfohlen, Gräfe "ab sofort" nicht mehr "mit Spielleitungen zu betrauen".
Die DFB-Gremien sind dieser Empfehlung nicht gefolgt. Vielmehr stellt man sich in der Verbandsspitze nun Fragen über diese Art der Aufklärung. Mehrere Zeugen, darunter die Bundesliga-Schiedsrichter Guido Winkmann und Robert Hartmann, fühlten sich von dem Bielefelder Anwalt nicht korrekt wiedergegeben.
Ihre Aussagen führt Gräfes Anwalt in einem 108 Seiten langen Schreiben an, in dem er dem Gutachter Carsten Thiel von Herff unter anderem eine Intrige vorwirft. Thiel von Herff, der DFB-Ombudsmann für Spielmanipulation und Schiedsrichterwesen, weist die Vorwürfe zurück und will seinerseits Gräfe verklagen.
Der Sachverständige stellte in seinem Gutachten Versäumnisse der ehemaligen Schiedsrichterbosse Hellmut Krug und Herbert Fandel fest. Ein Schiedsrichter habe sich durch Fandel unter Druck gesetzt und vorgeführt gefühlt und sei angeschlagen gewesen. Die Parallelen zum Schiedsrichter Babak Rafati, der vor fast sieben Jahren versuchte, sich das Leben zu nehmen, seien "unverkennbar" gewesen. Der Schiedsrichter selbst antwortet auf Anfrage, er halte die Ausführungen des Gutachters für unvollständig und zum Teil "mindestens fahrlässig". Fandel sagt, es sei nicht seine Absicht gewesen, zu viel Druck aufzubauen.
Krug und Fandel wurden vom DFB teilweise entmachtet - ein Teilerfolg für Gräfe. Thiel von Herff fertigte einen Bericht über seine persönlichen Eindrücke vom Hauptzeugen Manuel Gräfe an. Er charakterisiert ihn als manipulativ und "nicht kontrollierbar". "Das ist alles verunglückt, eine Katastrophe", sagt ein hochrangiger DFB-Funktionär über die Verbandsbemühungen, den Schiedsrichterstreit beizulegen.