Hannover 96 Präsident beschimpft eigene Fans als "Arschlöcher"

Hannovers Club-Präsident Martin Kind ist sauer: Teile der Anhängerschaft des Bundesligisten hatten am Sonntag den ehemaligen 96-Spieler Emanuel Pogatetz beschimpft, der mittlerweile für den VfL Wolfsburg aufläuft. Für Kind eine "schlimme Entgleisung". Der Betroffene selbst war schockiert.
96-Präsident Kind: "Schlimme Entgleisung"

96-Präsident Kind: "Schlimme Entgleisung"

Foto: dapd

Hamburg - Eigentlich hätte Martin Kind glücklich sein können. Sein Club Hannover 96 hatte das Nord-Derby beim VfL Wolfsburg eindrucksvoll 4:0 (2:0) gewonnen und kletterte dadurch in der Tabelle auf den dritten Platz. Doch Kind war nicht glücklich, er war sauer - auf die eigenen Anhänger. "Ein Teil unserer Fans sind Arschlöcher", sagte Kind.

Was war passiert? Im Mittelpunkt der Aufregung stand Emanuel Pogatetz, seines Zeichens Verteidiger in Diensten des VfL. Vor der aktuellen Saison war der österreichische Nationalspieler von Hannover nach Wolfsburg gewechselt und hatte dadurch den Unmut vieler 96-Fans auf sich gezogen.

Diese brachten ihren Ärger beim Aufeinandertreffen in Wolfsburg deutlich zum Ausdruck. Hunderte Anhänger beschimpften den Abwehrspieler, "Pogatetz - du Sohn einer Hure" war unter anderem zu hören.

Hannover entschuldigt sich offiziell bei Pogatetz

Kind reagierte mit harter Kritik an den eigenen Anhängern. Für den Präsidenten waren die Rufe eine "schlimme Entgleisung", zudem "inakzeptabel und unappetitlich". Der 96-Chef liegt schon seit längerer Zeit mit einem Teil der Anhänger auf Konfrontationskurs.

Fast 100.000 Euro hat der Verein in der Vorsaison an Strafen zahlen müssen, vor allem wegen des Einsatzes von Pyrotechnik. Auch beim Europa-League-Qualifikationsspiel in Breslau brannten Anhänger Feuerwerkskörper ab. Kind hatte bereits gedroht, dass er die Geldbußen zukünftig auf die Eintrittspreise aufschlagen will.

Die Koordinationsstelle der Fanprojekte in Deutschland (Kos) kritisierte die Reaktion von Kind. "Präsidenten, Trainer oder Manager haben auf diesem Feld eine wahnsinnig große Verantwortung. Wir glauben, dass es besser ist, mit den Fans zu sprechen, als über sie zu sprechen", sagte der Leiter der Kos, Michael Gabriel.

Auf der eigenen Internetseite hat sich Hannover 96 mittlerweile offiziell bei Pogatetz entschuldigt. Der ansonsten hartgesottene Spieler wirkte nach dem Spiel gegen seinen alten Club geschockt: "Das hätte ich so nicht erwartet", sagte der 28-Jährige - und meinte damit nicht die sportliche Demütigung seines neuen Clubs: "Das ist sehr enttäuschend."

bka/dpa
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