Bundesliga-Noten, Teil eins Bayerns Bollwerk, Bayers Brillanz - die besten Spieler der Saison

Mats Hummels
Foto: OSCAR DEL POZO/ AFPDer FC Bayern beherrscht die Bundesliga. 21 Punkte betrug der Vorsprung auf Vize-"Meister" Schalke in dieser Saison, der sechste Titel in Folge bedeutet eine in der Bundesligageschichte nie dagewesene Dominanz. Die eigentliche Überraschung ist also die: Geht es nach dem Spieler-Index SPIX von SPIEGEL ONLINE, gibt es gleich vier Positionen, auf denen die Bayern nicht den Top-Spieler der Saison stellen.
Der SPIX bewertet die Leistung von Bundesligaprofis anhand ihrer Spieldaten. Das, was die Kicker in 90 Minuten liefern, wird an dem gemessen, was in den vergangenen Jahren auf ihrer jeweiligen Position geleistet wurde. Erhält ein Innenverteidiger einen SPIX-Wert 50, hat er für Bundesligaverhältnisse exakt durchschnittlich gespielt. Erhält er eine 90, gehörte seine Leistung zu den oberen elf Prozent der jüngeren Ligahistorie. (Hier erfahren Sie mehr darüber, wie der SPIX funktioniert.)
Den Anfang der Top-Elf der Saison macht der Bayern-Bezwinger: Stuttgarts Ron-Robert Zieler. Der 29-Jährige punktete besonders in der Rückrunde mit acht Zu-null-Spielen, auch ihm ist es zu verdanken, dass der VfB im Kalenderjahr 2018 die zweitbeste Mannschaft hinter Bayern München ist. Der Höhepunkt der Zieler-Saison war möglicherweise der 34. Spieltag: Beim Auswärtsspiel gegen Bayern München wehrte Zieler sieben von acht Schüssen auf sein Tor ab, der VfB gewann 4:1.
Zieler gelangen 36 "Top-Paraden". Das sind gehaltene Schüsse aus einer für den Stürmer besonders aussichtsreichen Position. Für den SPIX-Algorithmus haben wir das Spielfeld in verschiedene Zonen unterteilt, je nach Tor-Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses. Mehr Top-Paraden als Zieler schaffte übrigens nur Dortmunds Roman Bürki (37). Doch weil der Schweizer auch mehrfach patzte, muss er sich mit dem sechsten Platz im Ranking begnügen. Sein baldiger Konkurrent beim BVB, der Noch-Augsburger Marwin Hitz, war übrigens besser: Er steht auf dem vierten Platz.
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In der Innenverteidigung ist kein Vorbeikommen am FC Bayern: Mats Hummels war der Beste auf seiner Position. Der 29-Jährige profitierte auch von einer insgesamt guten Defensive der Bayern, die Münchner kassierten mit 28 Gegentoren die wenigsten in der Bundesliga. Je weniger Chancen eine Defensive zulässt, desto besser werden ihre Akteure bewertet.
Die Münchner Teamkollegen Niklas Süle und Jérôme Boateng folgen im Innenverteidiger-Ranking auf den Plätzen zwei und drei. Sollte Boateng zu Beginn der Fußballweltmeisterschaft wegen seiner Verletzung noch angeschlagen sein, hätte Bundestrainer Joachim Löw mit Süle also eine starke Alternative.
Bester Nicht-Münchner: Schalkes Naldo, 35, seit Jahren einer der Top-Verteidiger der Liga. 13 Jahre jünger ist Benjamin Pavard, unser Aufsteiger der Saison. Stuttgarts Franzose spielte bereits eine starke Hinrunde, in der Rückserie steigerte er sich sogar noch, der VfB kassierte nur 15 Gegentore. Der WM-Kader von Frankreichs Nationalmannschaft ist noch nicht verkündet worden. Pavards Nominierung wäre keine Sensation.
Eine weitere Überraschung in dieser Saison: Thilo Kehrer. Der 21-Jährige ist mittlerweile Stammspieler an der Seite von Naldo. Und neben Naldos Abwehrkunst kann sich Kehrer auch etwas anderes von seinem Kollegen abschauen: das Toreschießen. Naldo gelangen in dieser Spielzeit sieben Treffer, Kehrer immerhin drei.
Brasiliens Nationaltrainer Tite wird bei der WM auf Rafinha verzichten. Ein Fehler? Laut Spieldaten schon: Der 32-Jährige war der Beste auf seiner Position - und wie schon bei den Innenverteidigern folgen zwei Bayernspieler auf den Plätzen zwei und drei (David Alaba und Joshua Kimmich). Der frühere Nationalspieler Marcel Schmelzer zählt wie schon im Hinrunden-Ranking zu den Verlierern. Der BVB-Kapitän war defensiv durchschnittlich, mit dem Ball aber enttäuschte er. Das Resultat: der Verlust seines Stammplatzes und Platz 22 von 34.
Wenn von offensiven Außenspielern die Rede ist, fallen schnell die Namen von Arjen Robben und Franck Ribéry. Auch in der abgelaufenen Spielzeit machten der 35 Jahre alte Ribéry mit sechs Torbeteiligungen und der ein Jahr jüngere Robben (zwölf Torbeteiligungen) auf sich aufmerksam - gemessen an ihrer sportlichen Klasse sind das solide Zahlen für die Bayern-Profis. Die Folge: Ribéry und Robben haben in München um ein weiteres Jahr verlängert.
Unter den besten offensiven Außenspielern tauchen die Altstars aber nicht auf. Nicht, weil sie zu schlecht gewesen wären. Sondern, weil keiner der beiden auf dieser Position auf zumindest 30 Prozent bewerteter Einsätze kommt. (Zur Erklärung: Hier geht es um Mittelfeld-Außen, während Flügelstürmer im Angriff eingeordnet werden. Bei der Einsortierung übernimmt der SPIX in der Regel die Positionen von Datenlieferant Opta.)
Robben kommt immerhin im Sturm auf die nötigen Einsatzzahlen - und damit auf eine SPIX-Platzierung. Welche das ist, erfahren Sie morgen im zweiten Teil. Ribéry hingegen taucht gar nicht auf: Der Franzose stand in der Liga ohnehin nur in 39,5 Prozent der Spielzeit auf dem Platz. Zieht man die fünf nichtbewerteten Kurzeinsätze ab, bleiben 15 Einsätze, verteilt auf die Positionen äußeres Mittelfeld und Angriff.
In der kommenden Saison könnte die Spielzeit für beide noch geringer werden - mit Kingsley Coman und Serge Gnabry hat der FC Bayern zwei entwicklungsfähige Offensivkräfte im Kader.
Vielleicht spielen die Nachfolger von Ribéry und Robben aber auch in einem anderen Verein: Leon Bailey und Julian Brandt von Bayer Leverkusen waren in dieser Saison die stärksten Außenspieler der Bundesliga. Der 20 Jahre alte Jamaikaner brillierte in der ersten Saisonhälfte. Nach dem 23. Spieltag gelang dem Bayer-Profi aber nur noch eine Torbeteiligung. Die Konstanz fehlt also noch. Brandt, 22, kommt auf 14 Torbeteiligungen (neun Treffer, fünf Assists), eine weniger als Bailey (neun Treffer, sechs Assists). Diese allerdings sind gleichmäßiger über die Saison verteilt.
Am Freitag geht es mit dem zweiten Teil der SPON11 der Saison weiter. Mit dabei: Ein umstrittener Schalker, Bayerns Überflieger und ein Stürmer, der besser war als Robert Lewandowsi.