Bundesliga-Prognose Warum Bayern Meister wird - und der HSV nicht absteigt

Der Hamburger SV ist noch längst nicht abgestiegen und Borussia Dortmund darf von einer Qualifikation zur Champions League träumen - das lässt sich zumindest aus der Statistik ableiten. Eine mathematische Bundesliga-Vorhersage von Andreas Heuer.
Hamburgs Töre (l.), Dortmunds Löwe: Schlechter Saisonstart, gute Perspektive

Hamburgs Töre (l.), Dortmunds Löwe: Schlechter Saisonstart, gute Perspektive

Foto: Lars Baron/ Bongarts/Getty Images

Zwei Worte fassen den Verlauf der Bundesliga-Saison zusammen: Dominanz und Ergebniskrise. Auf der einen Seite steht der FC Bayern München, auf der anderen Seite der amtierende Meister Borussia Dortmund, für den die Saison bislang weniger erfreulich lief. Dass die Münchner Tabellenführer und damit auf dem besten Weg sind, Dortmund als Meister zu beerben, dürfte die wenigsten wundern. Da reicht ein Blick auf das Torverhältnis von 21:1. Und regelrecht desillusionierend ist für die Konkurrenz das dazugehörige Chancenverhältnis, das der "Kicker" mit 64:6 berechnet hat.

Oder wie Philipp Lahm so treffend sagte: "Wir können uns nur selber schlagen."

Was aber bedeuten diese Zahlen für die Zukunft? Lassen sich aus dem bisherigen Saisonverlauf Schlüsse auf die künftige Tabelle ziehen? Um diese Frage mit Ja zu beantworten, verwenden wir ein Bundesliga-Modell, das im Wesentlichen aus den zu erwartenden Spielstärken der Mannschaften besteht. Als Grundlage dafür werden die Torchancen- und Differenzen aus der laufenden Saison berechnet. Da dieses Modell inzwischen eine mindestens genauso gute Vorhersagequalität wie die Buchmacherquoten der Wettanbieter aufweist, haben wir die Tabelle um die Platzierung erweitert, die der Buchmacher Bwin annimmt.

Das wichtigste Ergebnis vorweg: Der FC Bayern wird mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 85 Prozent Deutscher Meister.

Guter Tabellenplatz für Borussia Mönchengladbach

Vom Titel kann Borussia Dortmund derzeit nur träumen. BVB-Sportdirektor Michael Zorc spricht bereits von einer Ergebniskrise. So versucht er, seiner Mannschaft behutsam zu vermitteln, dass die Resultate nicht dem Anspruch des Clubs entsprechen. Gleichzeitig will Zorc aber eine Krisenstimmung vermeiden. Der 49-Jährige verbreitet keine Panik, und er hat auch keinen Anlass dazu. Denn Zumindest das Erreichen der Champions-League-Plätze ist für Dortmund statistisch betrachtet noch realistisch (45 Prozent).

Sogar noch etwas bessere Chancen (48 Prozent) auf die ersten drei Plätze haben die Bremer, die sich vom Beinahe-Absteiger wieder zu einem starken Team entwickelt haben. Da bislang erst sieben Spieltage absolviert wurden, haben diese Schätzungen allerdings noch eine relativ geringe Aussagekraft (plus/minus zwölf Prozentpunkte bei den Zahlen zum BVB und zu Werder).

Auch bei Mönchengladbach stimmen Tabellenplatz und die Leistungen. Trainer Lucien Favre dämmt die Begeisterung der Gladbacher aber schon wieder etwas: "Wir sind extrem zufrieden, müssen aber am Boden bleiben. Ich schaue nicht nur nach oben, sondern ich schaue mir die ganze Tabelle von Platz 1 bis 18 an." Genau das machen wir auch für das Bundesliga-Modell und prognostizieren dem Fast-Absteiger der vergangenen Saison einen guten Tabellenplatz.

Abstiegskandidaten? Der HSV gehört nicht dazu

Mit dem Abstieg ist derzeit auch der HSV konfrontiert. Immerhin sind hier die Buchmacher für den weiteren Verlauf dann doch noch etwas optimistischer als die statistische Analyse der bisherigen Saisonspiele in unserem Modell nahelegt. Die Abstiegskandidaten hingegen, sowohl im Bundesliga-Modell als auch bei den Buchmachern, sind Kaiserslautern, Freiburg und Augsburg, jeweils mit mindestens 50 Prozent Wahrscheinlichkeit auf einen der letzten drei Plätze. Insbesondere die bislang 22 Gegentore von Freiburg sind Rekord in diesem Jahrtausend. Selbst Tasmania Berlin (Saison 1965/1966), der Spitzenreiter fast aller Negativ-Statistiken, hatte nach sieben Spieltagen nur vier Gegentore mehr.

Die Freiburger Probleme kommen aber nicht ganz unerwartet: Wäre es in der vergangenen Saison nach dem Chancenverhältnis gegangen, hätte Freiburg den letzten Platz eingenommen. Zum Glück ist nach nur sieben Spieltagen theoretisch noch alles, in der Realität immerhin vieles möglich, wie die Wahrscheinlichkeitstabelle zeigt.

Meister-Wahrscheinlichkeit

Team Wahrscheinlichkeit 1.-3. Platz Wahrscheinlichkeit 16.-18. Platz Platzierung gemäß bwin-Quoten
1 München 99 0 1
2 Bremen 48 0 4
3 M'gladbach 30 0 13
4 Hoffenheim 16 1 7-12
5 Schalke 12 1 5
6 Hannover 4 5 7-12
7 Stuttgart 11 2 6
8 Dortmund 45 0 2
9 Nürnberg 3 8 15
10 Köln 1 20 14
11 Leverkusen 25 0 3
12 Hertha 1 15 7-12
13 Wolfsburg 6 3 7-12
14 Mainz 0 34 7-12
15 K'lautern 0 53 16
16 Augsburg 0 72 18
17 Freiburg 0 50 17
18 Hamburg 0 36 7-12

So gibt es noch jeweils rund zehn Teams mit einer reizvollen Perspektive auf die Plätze 1 bis 3 - aber auch genauso viele mit der weniger erfreulichen Aussicht auf einen Abstiegsplatz.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren