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Bundesliga-Relegation: Firmino zaubert, Schipplock sticht

Foto: Daniel Kopatsch/ Bongarts/Getty Images

Bundesliga-Relegation Jetzt muss der Betze brennen

Gerade noch rechtzeitig hat Hoffenheim die Wende geschafft, auch im Relegationshinspiel gelang ein Sieg. Und obwohl 1899-Trainer Gisdol vor dem Rückspiel warnte - für Kaiserslautern wird es nun sogar daheim auf dem gefürchteten Betzenberg schwer.

In der Fankurve des 1. FC Kaiserslautern gaben 3000 Menschen noch einmal alles. Daumen wurden nach oben gereckt, Fäuste geballt, die Dezibelzahlen nach oben geschrien. Nach dem Schlusspfiff schien das Verhalten der Fans beim Auswärtsspiel in Hoffenheim auf einen fulminanten Sieg des FCK hinzudeuten.

Es schien nur so: 1:3 hatte der Zweitligist das erste Relegationsspiel gegen den Drittletzten der Bundesliga verloren. Und lediglich der zwischenzeitliche Anschlusstreffer durch Mohamadou Idrissou lässt den Pfälzern ein wenig Hoffnung, dass sie am kommenden Montag (20.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE, TV: ARD, Sky) noch die Wende schaffen. Dank des auswärts erzielten Tores genügt ein 2:0-Sieg vor eigenem Publikum und Kaiserslautern würde doch noch aufsteigen.

In Sinsheim deutete allerdings wenig darauf hin, dass es tatsächlich so kommen könnte. Nicht, dass der FCK schlecht gespielt hätte. Aber der Leistungsunterschied zwischen beiden Mannschaften war doch deutlich, das Ergebnis lügt nicht. Und so fuhren die Hoffenheimer Anhänger mit dem wohligen Gefühl nach Hause, dass ihre Mannschaft gute Chancen hat, auch in der kommenden Saison gegen Bayern statt gegen 1860 München zu spielen.

Zumal der Sieg kein Zufallsprodukt war, sondern von einer Mannschaft herbeigespielt wurde, die offenbar gerade noch rechtzeitig in die Spur gefunden hat. Dank eines Trainers, den nicht nur Verteidiger Stefan Thesker in den höchsten Tönen lobte. Auf die Frage, was Markus Gisdol denn besser mache als seine vielen Vorgänger, sagte er: "Einwechslungen, Taktik, Ansprache - er ist einfach ein guter Trainer." Zumindest ist er einer, der im Gegensatz zu seinen Vorgängern Spieler wie Thesker einsetzt, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen.

Lautern hat noch leise Hoffnung

Insgesamt war die höhere fußballerische Qualität des Erstligisten spielentscheidend. Immer, wenn die Gastgeber das Spiel schnell machten, bekam die FCK-Defensive Probleme. Alle drei Hoffenheimer Tore wurden von Fehlern in der Lauterer Defensive begünstigt. Beim ersten Tor durch Roberto Firmino schlief Dominique Heintz (11. Minute), bei dessen zweitem Tor ließ Alexander Baumjohann Flankengeber Andreas Beck im Rücken davonlaufen (29.) und den dritten Treffer durch Sven Schipplock (68.) bereitete FCK-Profi Marc Torrejón vor, als er sich den Ball in Nähe des eigenen Strafraums ausgerechnet von dem Spieler abnehmen ließ, "bei dem es egal ist, wann man ihn einwechselt, der trifft immer" (Gisdol). Der Stürmer war erst zwei Minuten zuvor eingewechselt worden.

Auch rhetorisch war dieser Gisdol am Donnerstag voll auf der Höhe. Weil er ahnte, dass der Auftritt seines Teams so wenig Angriffsfläche bot und wohl einzig der eigene Hochmut dem Klassenerhalt noch im Weg stehen kann, trat er umso fester auf die Bremse. Er sei "mit der Leistung nicht so zufrieden" gewesen, ließ er wissen. Man habe kein konsequentes Pressing gespielt ("schlampig zugegriffen"), nach vorne oft überhastet agiert. Und überhaupt sei die Tatsache, dass die Lauterer Angreifer "gefühlte 30-mal ins Abseits gelaufen sind", eben gerade der Beweis, dass sie "sich ständig an der Nahtstelle bewegen". Das klang, als habe der FCK 30 Beinahe-Chancen gehabt.

Bei allem Understatement waren die warnenden Worte Gisdols kein reines Kalkül. Tatsächlich überzeugte Lautern nicht nur kämpferisch (was man in einem Relegationsspiel erwarten darf), sondern hatte auch spielerisch viele gute Szenen (was nach dem Verlauf dieser Saison nicht unbedingt zu erwarten war).

In Kaiserslautern ahnen sie, dass im Rückspiel schon verdammt viel zusammenkommen muss, um das 1:3 noch wettzumachen. "Wenn der Betze brennt, ist alles möglich", beschwor Kapitän Florian Dick das heimische Stadion, Idrissou erinnerte gar an das eigene Karma - schon dreimal sei er mit seinen Mannschaften aufgestiegen. Und Trainer Franco Foda lieferte einen Satz, der Optimismus vermitteln sollte: "Wenn wir die Leistung von heute noch mal abrufen, im vorderen Drittel noch etwas zielstrebiger werden und hinten weniger Fehler machen, ist alles möglich."

1899 Hoffenheim - 1. FC Kaiserslautern 3:1 (2:0)
1:0 Firmino (11.)
2:0 Firmino (29.)
2:1 Idrissou (58.)
3:1 Schipplock (67.)
Hoffenheim: Casteels - Beck, Abraham, Vestergaard, Thesker - Polanski, Rudy (65. Schipplock) - Salihovic (86. Süle), Johnson - Volland, Firmino
Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Löwe - Borysiuk, Orban - Weiser (76. Bunjaku), Baumjohann - Idrissou (90. Zellner), Hoffer (68. Riedel)
Schiedsrichter: Brych
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Salihovic, Beck - Heintz, Torrejón, Baumjohann

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