Bundesliga-Titelkampf Wolfsburg auf dem Weg zur Meisterschaft

Vorentscheidung im Titelrennen: Während der VfL Wolfsburg souverän in Hannover siegte, patzten die Bayern in Hoffenheim. Hertha BSC ist nicht mehr im Meisterschaftsrennen, Hoffnungen kann sich dagegen noch der VfB Stuttgart machen.

Hamburg - Triumph in Grün und Weiß: Am vorletzten Spieltag der Bundesliga machte der VfL Wolfsburg einen großen Schritt in Richtung erster Meisterschaft der Vereinsgeschichte. 5:0 (3:0) gewann das Team von Felix Magath in Hannover und führt in der Tabelle nun mit zwei Punkten vor den Bayern (64 Punkte), die gegen Hoffenheim nur zu einem 2:2 (2:2) kamen. Stuttgart liegt nach einem 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Energie Cottbus auf dem dritten Rang (64 Punkte), dahinter folgt mit 63 Zählern Hertha BSC, die gegen Schalke nur 0:0-Unentschieden spielten. Damit kann der VfL am nächsten Samstag (15.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) schon bei einem Unentschieden in Bremen deutscher Meister werden.

Beim souveränen Derby-Erfolg des VfL waren es erneut die Tore der Ausnahmestürmer Edin Dzeko (14./54./68.) und Grafite (30./33.), die den Erfog brachten. Vor 49.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Hannover untermauerten die Gäste ihre Titelambitionen von Beginn an mit druckvollem Offensivspiel.

Dabei hatten die Gastgeber die erste große Möglichkeit: Der Ex-Wolfsburger Jacek Krzynowek traf mit einem abgefälschten Freistoß aber nur den Pfosten (10.). Das Angriffsduo Dzeko und Grafite scheiterte im Gegenzug mit einer Doppelchance, bevor es Dzeko vier Minuten später besser machte und mit einem Traumtor für die Führung sorgte. Nach einem Zuspiel von Makoto Hasebe stoppte Dzeko den Ball mit der Brust und traf aus 18 Metern ins Netz.

Hannover versuchte in der Folge zwar, dagegen zu halten, blieb aber trotz guter Möglichkeiten von Mittelfeldspieler Arnold Bruggink (26.) und Stürmer Mikael Forssell (42.) torlos. Marcel Schäfer per Freistoß (22.) und Christian Gentner mit einem Lattentreffer (30.) hätten für den VfL erhöhen können, dies sollte aber Grafite vorbehalten bleiben. wurde zweimal glänzend über den linken Flügel in Szene gesetzt und blieb beim Abschluss eiskalt. Auch nach dem Seitenwechsel hatten die Wolfsburger die Begegnung zu jeder Zeit im Griff. Die beiden weiteren Tore durch Dzeko sorgten dann für das Endergebnis.

Bayern stolpert in Sinsheim

Einen möglicherweise folgenschweren Patzer leisteten sich dagegen die Bayern beim Unentschieden gegen Hoffenheim. Franck Ribéry (16.) und Torjäger Luca Toni (44.) trafen für die Bayern. Für Hoffenheim waren Stürmer Demba Ba (21.) und Carlos Eduardo (28.) erfolgreich. Die 30.150 Zuschauer in der ausverkauften Arena sahen eine spektakuläre Partie mit zahlreichen Szenen vor beiden Toren. Beide Mannschaften agierten mit großem Offensivdrang. Der Hoffenheimer Spielmacher Eduardo (6.) und der Münchner Stürmer Toni (10.) vergaben die besten Möglichkeiten.

Nach ausgeglichem Beginn wurden die Bayern, die ohne Hamit Altintop (Zerrung), Torwart Michael Rensing (Kapselverletzung) und Christian Lell (Ermüdungsbruch) antreten mussten, stärker. Die Führung durch das neunte Saisontor Ribérys nach Vorarbeit von Lukas Podolski war deshalb nicht unverdient. Die Gastgeber zeigten sich allerdings kaum geschockt. Nach Vorarbeit des starken Eduardo erzielte Ba seinen 13. Saisontreffer. Kurz nach Euardos sechstem Saisontor vergab Ribéry die Chance zum Ausgleich (31.). Ba hätte die Führung noch ausbauen können, stattdessen sorgte Toni nach Vorarbeit von Ribéry mit seinem 14. Saisontor noch vor der Pause für den verdienten Ausgleich.

Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Partie turbulent: Podolski (48.), José Ernesto Sosa (56.) und Toni (64.) vergaben die besten Chancen der Münchner, Ba hätte für Hoffenheim treffen können. Ab Mitte des zweiten Durchgangs wurden die Bayern immer stärker. Die Elf von Interimstrainer Jupp Heynckes erarbeitete sich ein Übergewicht bei den Spielanteilen und ließ nur noch gelegentliche Gegenstöße der Gastgeber zu, der Siegtreffer gelang aber trotz guter Möglichkeiten nicht mehr.

Stuttgart gegen Cottbus ohne Probleme

Einen souveränen Auftritt zeigte der VfB Stuttgart beim Heimsieg gegen Cottbus. In einem Spiel ohne große Höhepunkte traf zunächst Thomas Hitzlsperger in der 19. Minute mit einem als Hereingabe gedachten Freistoß. Aus halbrechter Position flog der Ball an den Innenpfosten und von dort ins Tor. Für die Entscheidung sorgte der starke Cacau nach Vorlage von Sturmpartner Mario Gomez (78.). Der VfB musste sein letztes Heimspiel der Saison ohne Gomez beginnen. Der Torjäger (Adduktorenprobleme) kam erst in der 68. Minute aufs Feld. Trotz der Überlegenheit der Gastgeber, die in der Defensive nicht immer konzentriert wirkten, gab es während des gesamten Spiels nur wenige Torchancen zu sehen.

Hertha nach Unentschieden aus dem Titelrennen

Keine Chance mehr auf die Meisterschaft hat wohl Hertha BSC nach dem torlosen Unentschieden gegen Schalke. Vor 74.200 Besuchern im ausverkauften Berliner Olympiastadion boten beide Mannschaften eine kampfbetonte Partie.

Bei den Gastgebern blieb Kapitän Arne Friedrich zunächst nur auf der Bank, obwohl der Nationalspieler nach seiner Knie-Operation im letzten Spiel beim 1. FC Köln zum Einsatz gekommen war. Schalkes Trainer Mike Büskens verzichtete auf Mladen Krstajic und setzte in der Innenverteidigung auf das Duo Heiko Westermann und Benedikt Höwedes. Hertha bot in Marko Pantelic zunächst nur einen Stürmer auf. Der Serbe sorgte allerdings für viel Wirbel. Nachdem er Schalkes Keeper Manuel Neuer zunächst mit einem Schuss aus der Drehung zu einer Parade (24.) zwang, vergab er im Anschluss freistehend vor Neuer (27.). In der 62. Minute scheiterte Pantelic erneut frei vor Neuer. Schalke meldete sich in der 69. Minute mit einem Flachschuss von Mittelfeldspieler Jermaine Jones zurück, doch Hertha-Keeper Jaroslav Drobny war zur Stelle.

KSC wahrt Hoffnungen, Bochum gerettet

Im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga schöpft der KSC wieder Hoffnung. Beim Uefa-Cup-Finalisten Werder Bremen siegte das Team 3:1 (2:0) und verkürzte den Rückstand auf den Relegationsplatz 16 auf einen Punkt., da Bielefeld in Dortmund 0:6 (0:1) unterging und Energie Cottbus beim VfB Stuttgart 0:2 (0:1) verlor. Bochum hat sich mit dem 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt aller Sorgen entledigt. Borussia Mönchengladbach muss nach dem 0:5 (0:2) bei Bayer Leverkusen weiter zittern. Für den Hamburger SV könnte die Saison dagegen nach der 0:1 (0:1)-Niederlage gegen den 1. FC Köln mit einer weiteren Enttäuschung enden. Im Duell um die Teilnahme an der Euro League in der kommenden Saison hat Dortmund die besseren Karten.

KSC-Profi Lars Stindl mit Toren in der 28. und 39. Minute sowie Alexander Iaschwili (55.) hielt die Hoffnungen des KSC am Leben und verdarb zugleich die Generalprobe der Bremer für das Uefa-Cup-Finale am kommenden Mittwoch gegen Schachtjor Donezk. Zwar kehrte der nach einem Muskelfaserriss wieder genesene Spielmacher Diego in die Startelf zurück. Dafür fehlten in Mesut Özil, Claudio Pizarro und Clemens Fritz drei Stammspieler. Das neu formierte Team hatte vor 39.119 Zuschauern große Probleme mit den Karlsruhern. Besonders in der Abwehr waren die Bremer anfällig.

Bereits nach drei Minuten bot sich dem KSC die Chance zum Führungstor. Doch Marco Engelhardt scheiterte mit einem Foulelfmeter an Tim Wiese. Werder benötigte eine Anlaufzeit von zehn Minuten, ehe Diego in seinem vermutlich letzten Heimspiel wie gewohnt die Dirigentenrolle übernahm. Doch seine Vorlagen führten nicht zu Toren: Frank Baumann (15.) und Hugo Almeida (27.) scheiterten mit ihren Kopfbällen entweder an Torwart Markus Miller oder am Pfosten. Auf der Gegenseite blieben die Gäste mit ihren Kontern stets gefährlich.

Nach der Pause wechselte Schaaf zwar Peter Niemeyer, Özil und Fritz ein, am Spielverlauf änderte sich aber wenig. Werder spielte überlegen, aber ohne Tempo und Durchschlagskraft. So reichte er nur zum neunten Saisontor von Hugo Almeida (73.), das den verdienten KSC-Sieg aber nicht mehr in Gefahr brachte.

Bochum gerettet, Gladbach muss zittern

Vor rund 43.000 Zuschauern schossen Stefan Kießling (31. Minute), Patrick Helmes (44.), Gonzalo Castro (68.) und Michal Kadlec (79.) sowie Dante (86.) mit einem Eigentor Bayer zum ersten Sieg im achten Erstliga-"Heimspiel" in der Düsseldorfer Arena und zu einem klaren Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach.

Die Gäste, denen nur ein Punkt zur Rettung vor dem Abstieg fehlt, blieben auch im 24. rheinischen Derby seit 1993/94 ohne Erfolgserlebnis gegen den Nachbarn. Bei Bayer wurde neben dem Kantersieg noch das Comeback von Nationalspieler Bernd Schneider nach einjähriger Verletzungspause gefeiert. Bei den beiden Treffern in der ersten Halbzeit profitierten die Gastgeber vom wenig konsequenten Einschreiten von Borussia-Verteidiger Filip Daems. Erst störte er Kießling nicht bei seinem Schuss von der Strafraumgrenze, danach ließ er auch Helmes unbedrängt sein 21. Saisontor erzielen. Auch nach dem Wiederanpfiff hatten die Gladbacher kaum Spieltanteile und konnten dem Leverkusener Offensivspiel nicht viel entgegensetzen.

Den Erfolg der Bochumer vor 30.420 Zuschauern gegen Frankfurt sicherten Vahid Hashemian (26. Minute) mit seinem ersten Saisontor und Diego Klimowicz (72.). Beide Teams begannen nervös, die zunächst größte Möglichkeit vergab Eintracht- Mittelfeldspieler Alexander Meier, dessen Schuss aus spitzem Winkel von VfL-Kapitän Marcel Maltritz auf der Linie gestoppt werden konnte. Erst allmählich kam Bochum ins Spiel. Einen Schuss von Marc Pfertzel konnte Frankfurts Keeper Markus Pröll (24.) noch abwehren. Doch nur zwei Minuten später war der Frankfurter Schlussmann nicht auf dem Posten. Eine von Joel Epallé dicht vor das Tor geschlagene Flanke konnte Hashemian zur 1:0-Führung aus kurzer Distanz mit dem Kopf über die Linie drücken.

Auch in der zweiten Halbzeit enttäuschten die ohne die gesperrten Patrick Ochs und Habib Bellaid angetretenen Gäste aus Hessen fast auf der ganzen Linie. Die kampfstarken Bochumer dominierten die Partie und hatten durch Hashemian (50.), Klimowicz (62.) und Maltritz (68.) auch die besseren Chancen. Die Eintracht kam nur durch Meier (66.) zu einer einzigen Tormöglichkeit. Mit dem zweiten VfL-Treffer durch den Argentinier Klimowicz war die Partie dann entschieden.

Debakel für Bielefeld, Enttäuschung in Hamburg

Für Arminia Bielefeld rückt der siebte Abstieg aus der nach dem 0:6 in Dortmund immer näher. Vor 80.200 Zuschauern besiegelten Borussias Torschützen Sebastian Kehl (43./72. Minute), Tamas Hajnal (53.), Nelson Valdez (69.), Tinga (83.) und Mohamed Zidan (87.) die hohe Niederlage - und die Entlassung von Arminen-Coach Michael Frontzeck. Ungeachtet der Ausfälle von Andre Mijatovic (gesperrt), Thorben Marx und Markus Bollmann erwischte die Arminia einen passablen Start und schon nach neun Minuten ergab sich die Möglichkeit zur Führung: Doch weder Robert Tesche noch Christopher Katongo im Nachschuss konnten BVB-Keeper Roman Weidenfeller überwinden. Der mutige Auftritt des Gegners machte der erneut in Bestbesetzung angetretenen Borussia zunächst deutlich zu schaffen. Anders als in den vergangenen acht Spielen mit sieben Siegen geriet ihr Kombinationsspiel ins Stocken. Weitere Bielefelder Chancen durch Oliver Kirch (35.) und Tesche (42.) offenbarten zudem Defensivprobleme.

Doch wie so oft in den vergangenen Spielen wurde der fahrlässige Umgang der Arminen mit Torchancen prompt bestraft. Nach einem Freistoß von Alexander Frei war Kehl per Kopf zur Stelle und sorgte mit seinem vierten Saisontreffer für die glückliche Führung seiner Mannschaft. Viel mehr bekamen die BVB-Fans von ihrer Mannschaft bis zur Pause jedoch nicht zu sehen. Nur bei einem Fernschuss von Nelson Valdez (12.) hatte sie Torgefahr angedeutet. Der Gegentreffer kurz vor der Pause hinterließ beim Gast jedoch Wirkung: Nach Wiederanpfiff fand Arminia nicht zurück in den Rhythmus der ersten Spielhälfte. Der schnelle Treffer von Hajnal aus kurzer Distanz zum 2:0 für die Borussia sorgte für bereits für die Entscheidung.

Hamburg droht eine weitere Enttäuschung

Nach dem Aus im Uefa-Cup-Halbfinale und im DFB-Pokal-Halbfinale muss der HSV nun auch um die Teilnahme am internationalen Wettbewerb bangen. Aus eigener Kraft können die Hamburger die Teilnahme an der Euro League nicht mehr sichern und muss nun auf einen Ausrutscher der punktgleichen Dortmunder hoffen.

Den entscheidenden Treffer beim Sieg der Kölner in Hamburg erzielte Fabrice Ehret bereits in der neunten Minute. Torhüter Frank Rost hatte keine Chance, der Ball prallte vom Innenpfosten ins Gehäuse. Vor der Partie waren Publikumsliebling Ivica Olic (zu Bayern München) und der verletzte Innenverteidiger Bastian Reinhardt (Vertrag nicht verlängert) mit Blumensträußen vom Vorstand und Jubelgesängen verabschiedet worden. Zur Pause gab es ein gellendes Pfeifkonzert der Anhänger, die die schlechteste Halbzeit seit Monaten gesehen hatten.

Trainer Martin Jol reagierte und nahm den schwachen Atouba aus der Partie, Trochowski sorgte für mehr Struktur im Angriff, zumal ihm nach 60 Minuten für den zweikampfschwachen Streit der schnelle Jonathan Pitroipa zur Seite gestellt wurde. Streit, der nach dem letzten Saisonspiel nächsten Samstag bei Eintracht Frankfurt den HSV ebenfalls verlässt, hätte zuvor fast das zweite Gegentor verschuldet, als er Ishiaku (60.) davonrennen ließ. Angetrieben von Trochowski kam Collin Benjamin (68.) per Kopf zur besten Chance des HSV, verfehlte aber knapp.

Die hektischen Angriffsbemühungen der gehemmten Hamburger brachten keinen Torerfolg mehr. In der 90. Minute verpasste Trochowski auch die letzte Möglichkeit, so rutschte sein Team hinter Dortmund auf Rang sechs. Damit droht in der kommenden Saison international nur die Zuschauerrolle.

jok/mti/sid/dpa
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