Hoffenheims Erfolg gegen Bayern Der zweite Ball

Bayerns Robert Lewandowski (l.), Benjamin Hübner
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSFrage des Spiels: Was passiert eigentlich, wenn ein zweiter Ball auf dem Spielfeld ist? Schiedsrichterball? Abwarten? Einfach weitermachen? Es war die Frage, die das Spitzenspiel des dritten Bundesliga-Spieltags prägte und letztlich sogar zu dessen Entscheidung beitrug - zugunsten der TSG Hoffenheim, zuungunsten des FC Bayern.
Das Ergebnis: 2:0 (1:0) für Hoffenheim. Die Bayern kassieren im dritten Spiel die erste Saisonniederlage. Hier geht's zur Meldung.
Die Qual der Wahl: Die vielen, vielen Stars bei Laune zu halten - das ist eine der größten Aufgaben eines jeden Bayern-Trainers. Thomas Müller machte seine Unzufriedenheit zuletzt öffentlich. Gegen Hoffenheim spielte er von Beginn an, Franck Ribéry und Arjen Robben mussten auf der Bank Platz nehmen. Müller blieb wie die gesamte Münchner Offensive blass.

Franck Ribéry und James Rodríguez auf der Bayern-Bank
Foto: Getty ImagesDie erste Hälfte: Der FCB begann dominant, Robert Lewandowski traf schon früh nur die Latte (7.). Aber die erste Drangphase war schnell vorbei. Und als die TSG dann erstmals überhaupt in der Nähe von Manuel Neuer auftauchte, stand es 1:0 durch Mark Uth - unter großen Protesten der Münchner.
Die Szene des Spiels: Während Andrej Kramaric unter Mithilfe eines schnell reagierenden Balljungen bereits einen Einwurf ausführte, war noch ein zweiter Ball auf dem Feld. Mats Hummels hatte diesen erst hinter der Seitenauslinie geklärt und weit in die Hoffenheimer Hälfte geschlagen. Nach dem schnellen Einwurf war Hummels noch nicht wieder auf dem Posten, Neuer sah bei Uths Abschluss nicht gut aus, und so stand es 1:0 für die TSG - die Münchner protestierten. Zu Recht?
Assist: Balljunge.
— Onkel Dagobert (@Dagobert95) September 9, 2017
Regelkunde: "Wenn bei laufendem Spiel ein zweiter Ball [...] aufs Spielfeld gelangt, so muss der Schiedsrichter das Spiel nur dann unterbrechen und mit einem Schiedsrichterball fortsetzen, wenn das Spielgeschehen gestört wurde." So steht es im offiziellen Regelwerk des DFB. Der Treffer war also regulär, der zweite Ball war viel zu weit weg, um Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Das versuchte wohl auch Sky-Schiedsrichter-Experte Peter Gagelmann zu vermitteln, das bekam der Zuschauer wegen der andauernden Tonprobleme des Senders aber nicht mit. Nur die Antwort von Kommentator Martin Groß war zu hören: "Also alles okay, danke dir!"
Die zweite Hälfte: Nach gut fünf Minuten stand es 2:0, wieder fiel das Tor über einen zweiten Ball. Nun ja, diesmal im klassischen Sinn: Hoffenheim setzte nach einer Kopfballabwehr von Joshua Kimmich nach, am Ende traf erneut Uth. Der Angreifer hat in dieser Saison nun fünf von neun Hoffenheimer Pflichtspiel-Toren erzielt. Bei den Bayern kamen noch Robben, Ribéry und James Rodríguez (Bundesligadebüt!), so muss man erst mal einwechseln können. Trotzdem reichte es nicht mehr für einen Treffer.
Das falsche Mittel: Immer wieder versuchten es die Bayern mit hohen Bällen in den Strafraum. Am Ende waren es 43 (!) Flanken. In der Vorsaison hatte München im Durchschnitt 20-mal pro Spiel geflankt, schon das war Ligahöchstwert. Die Hereingaben blieben aber meist wirkungslos: Die Hoffenheimer Verteidigung mit der Dreierkette aus Havard Nordtveit, Ermin Bicakcic und Benjamin Hübner köpfte den Ball immer wieder heraus.

Fotostrecke: Uth Vibrations
Münchner Schreckgespenst: Unter Julian Nagelsmann bleibt Hoffenheim der Angstgegner der Bayern. Von drei Spielen gegen den Rekordmeister gewann der Trainer mit der TSG nun zwei, eins endete remis. Und diesmal fehlten Hoffenheim mit Sandro Wagner, Serge Gnabry und Kevin Vogt sogar wichtige Spieler.
Erkenntnis des Spiels: Es war schon bemerkenswert, wie groß die Münchner Offensivprobleme insgesamt waren - selbst nach den äußerst prominenten Einwechslungen. Es fehlte an Tempo, an Kreativität, an Torgefahr. Die Folge: Tabellenplatz fünf. 2010/2011 war Bayern nach drei Spieltagen letztmals schlechter. Top-Favorit auf den Meistertitel sind die Bayern natürlich trotzdem weiter. Für die Champions League, die in der kommenden Woche startet, sollte das Team aber gewarnt sein. Immerhin kennen sie jetzt - wie wohl viele Fußballfans - das Regelwerk wieder etwas besser.
TSG Hoffenheim - Bayern München 2:0 (1:0)
1:0 Uth (27.)
2:0 Uth (51.)
TSG Hoffenheim: Baumann - Hübner, Nordtveit, Bicakcic - Geiger (63. Polanski) - Zuber (69. Schulz), Amiri, Demirbay, Kaderabek - Kramaric, Uth (75. Ochs)
Bayern München: Neuer - Rafinha (78. Rodriguez), Hummels, Martinez, Kimmich - Rudy (57. Robben), Tolisso - Coman, Thiago, Müller (78. Ribéry) - Lewandowski Schiedsrichter: Daniel Siebert
Gelbe Karten: Hübner, Kaderabek, Zuber / Hummels
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)