
Poker um Medienrechte Wo gibt's die Bundesliga zu sehen?
Worum geht es?
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) vergibt die Medienrechte für die Bundesliga neu. Die Rechte werden für insgesamt vier Spielzeiten vergeben, von der Saison 2017/2018 bis 2020/2021. Die DFL bietet 17 unterschiedliche Rechtepakete an und erhofft sich von der Lizenzvergabe höhere Einnahmen: In der laufenden Saison kassierte die DFL durch die Vergabe der Lizenzen rund 660 Millionen Euro. Innerhalb der kommenden vier Jahre will sie aber bis zu sechs Milliarden Euro einnehmen, also mehr als eine Milliarde Euro pro Saison. Die Medienrechte sind die wichtigste Erlösquelle der DFL. Die Verhandlungen zwischen dem Liga-Verband und den Bietern verlaufen geheim. Die Bekanntgabe der Lizenznehmer ist für den 6. Juni geplant.
Medienrechte? Was ist das jetzt noch mal genau?
Die Auktion beginnt mit den Live-TV-Rechten. Diese machen derzeit rund 80 Prozent der Einnahmen der DFL aus. Sie berechtigen dazu, die Spiele der ersten und der zweiten Bundesliga live zu übertragen. Derzeit hat Sky diese Rechte inne. Außerdem gibt es Highlight-Rechte für die Zusammenfassungen des Spieltags, wie etwa in der ARD-"Sportschau". Um die Highlight-Rechte geht es im zweiten Teil der Auktionsphase.
Wieso gibt es so viele verschiedene Rechtepakete?
Einfach gesagt: Um für Konkurrenz unter den Bietern zu sorgen. Es gibt insgesamt 17 Rechtepakete (eine Übersicht findet sich am Ende des Artikels), neun Pakete mit Live-Rechten und acht Pakete mit Highlight-Rechten. Neu ist beispielsweise, dass sowohl Pay- als auch Free-TV-Anbieter bestimmte Livespiele kaufen können. Die Idee dahinter: Free-TV-Sender wie etwa RTL bieten mit dem Pay-TV-Sender Sky um die Wette.
Wer besitzt aktuell welche Rechte?
- Der Pay-TV-Sender Sky besitzt derzeit die Liverechte für alle Spiele der ersten und zweiten Bundesliga sowie die Rechte für die Highlight-Zusammenfassung am Samstag und Sonntag.
- Die ARD hat die Liverechte für insgesamt sieben Spiele im Free-TV inne; das sind die Eröffnungsspiele der Hin- und Rückrunde, sowie die Relegation und der Supercup. Dazu kommt noch die Highlight-Zusammenfassung vom Samstagnachmittag im Sendefenster von 18.30 Uhr bis 20.15 Uhr und vom Sonntag im Sendefenster von 21.15 Uhr bis 23 Uhr.
- Das ZDF besitzt die Rechte für die Highlights des Samstagabendspiels (im "Aktuellen Sportstudio") sowie für die Highlight-Zusammenfassung im Sendefenster von 21.45 Uhr bis 24 Uhr.
- Ein weiterer Rechteinhaber ist der Sender Sport1 , der die Liverechte für das Montagsspiel der zweiten Bundesliga sowie die Highlight-Rechte für die Zweitligaspiele am Freitag und Sonntag.
- Außerdem gehört der Axel-Springer-Verlag zu den aktuellen Rechteinhabern. Springer besitzt die Rechte für Highlight-Clips im Internet ab eine Stunde nach Spielende.
Gibt es neue Bieter?
Ein neuer Interessent dürfte Discovery sein. Das US-Unternehmen mit der Tochterfirma Eurosport hat in den vergangenen Monaten mehrfach sein Interesse angemeldet. Discovery ist sowohl im Pay- als auch im Free-TV-Markt aktiv. Dass Discovery es mit seinen Expansionsplänen ernst meint, zeigte das Unternehmen 2015 mit dem Kauf der Olympia-Rechte für den europäischen Markt für 1,3 Milliarden Euro.
Oder wird es doch die Telekom? Der beim letzten Bieter-Wettbewerb unterlegene Konzern hat zuletzt wieder in Sportrechte investiert, zum Beispiel für Basketball und Eishockey. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sich die Telekom mit kleinen Sportarten begnügt.
Auch RTL hat sich jüngst sowohl an Live- als auch an Highlight-Rechten interessiert gezeigt. "Wir hätten gerne mehr Sportrechte", sagte Senderchefin Anke Schäferkordt der Tageszeitung "Welt".
An dem Bieter-Wettbewerb beteiligt sich, soviel gilt als sicher, auch die englische Perform Group, die in Deutschland mit Portalen wie spox.com und goal.com aktiv ist. Perform überbot bei den Premier-League-Rechten für Deutschland schon einmal Sky.
Ein potenzieller Bieter ist zudem ProSiebenSat.1. Der Sender ist mit dem Erwerb der Sublizenzen für die Euro 2016 wieder auf dem Fußballrechtemarkt aktiv geworden.
Zudem ist auch möglich, dass Amazon um Medienrechte bietet. Das US-Unternehmen sucht nach Inhalten, um sein Bezahlangebot Amazon Prime zu vermarkten.
Was bedeutet das für den Fußball-Fan?
Vor allem mehr Fußball im Free-TV. Demnächst könnten im Fernsehen bis zu 90 Spiele ohne Zusatzzahlungen live zu sehen sein. Es könnte allerdings auch zu kuriosen Situationen kommen: Sollte die ARD Highlight-Rechte für die "Sportschau" kaufen und RTL die Live-Rechte für das Samstagsspiel um 18.30 Uhr erwerben, würde das dazu führen, dass am Samstagabend die "Sportschau" und das Live-Spiel zeitgleich im Free-TV laufen. Da sich die "Sportschau" und das Livespiel dabei direkt Konkurrenz machen würden, firmiert diese Konstellation unter dem Stichwort der "Kannibalisierung".
Zudem wird in der Bundesliga ab der Saison 2017/2018 fünfmal am Montagabend gespielt. Es wird zehn "Ausweichspiele" für die Europapokal-Starter geben, fünf montags und fünf sonntags. Die Ausweichpartien am Sonntag beginnen um 13.30 Uhr oder 18 Uhr. Bundesliga-Anstoß am Montagabend ist um 20.30 Uhr, die Montagspartie der 2. Liga wird an diesen Tagen auf Samstag verschoben. Auch wird in der Bundesliga das zweite Sonntagsspiel erst um 18 Uhr statt wie bisher um 17.30 Uhr beginnen. Zudem rückt eines der drei Freitagsspiele der 2. Liga auf Samstag (Anstoß 13 Uhr).