Schwalbe von Hunt Lob für Werders geständigen Schauspieler

Im Abstiegskampf herrschen raue Sitten, jeder Punkt ist immens wichtig. Umso bemerkenswerter, dass der Bremer Aaron Hunt gegen Nürnberg eine Schwalbe zugab - und damit eine mögliche Vorentscheidung verhinderte. Für das Fairplay erntete Hunt viel Anerkennung.
Werder-Kapitän Hunt (links), Schiedsrichter Gräfe: Elfmeter zurückgenommen

Werder-Kapitän Hunt (links), Schiedsrichter Gräfe: Elfmeter zurückgenommen

Foto: imago

Hamburg - Es lief die 75. Minute im Duell zwischen Nürnberg und Bremen, als Aaron Hunt im Strafraum zu Boden ging. Der Werder-Kapitän war zuvor in den Sechzehner gesprintet und hatte bewusst den Kontakt mit Gegenspieler Javier Pinola gesucht. Schiedsrichter Manuel Gräfe pfiff sofort - und gab Strafstoß. "Ich wollte den Elfmeter haben, aber es war nicht die richtige Entscheidung von mir", sagte Hunt später. Direkt nach dem Pfiff gestand er dem Referee seine Schwalbe, der daraufhin den Elfmeter zurücknahm.

Statt des möglicherweise vorentscheidenden 3:0 für Werder gab es lediglich einen Schiedsrichterball. "Es war schnell klar für mich, dass ich da die Wahrheit sage. So wollen wir kein Spiel gewinnen, auch wenn es der Abstiegskampf ist", sagte Hunt. Von Pinola gab es danach einen dankbaren Händedruck. Er müsse "den Hut ziehen" vor Hunt, sagte der Nürnberger Mike Frantz, "das zeigt, warum er Kapitän ist".

Das Fairplay sollte sich auszahlen, Werder brachte den 2:0-Vorsprung über die Zeit und feierte einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Der Frage, was er beim Stand von 0:0 getan hätte, wich Hunt allerdings aus. Für seinen Trainer Robin Dutt, der ihn einen "absoluten Sportsmann" nannte, stellte sich diese Frage nicht. "Ich bin froh, dass Aaron das gemacht hat", sagte der Coach.

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Fußball-Bundesliga: Nürnberg spielt, Bremen trifft

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Hunts Zukunft in Bremen ungewiss

Für Werder und Hunt war es ein rundum gelungener Abend. Der Kapitän führte sein Team zum zweiten Erfolg in Folge. Bereits in der Vorwoche gegen den HSV hatte er den Siegtreffer eingeleitet, vor dem Führungstor gegen Nürnberg traf Hunt die Latte. Den Abpraller nutzte Franco Di Santo zum 1:0.

Kaum verwunderlich, dass die Bremer gerne Hunts auslaufenden Vertrag verlängern würden. Werder will angeblich finanziell bis an die Schmerzgrenze gehen, um den 27-Jährigen zu halten. Hunt jedoch, und das tat er auch in Nürnberg kund, zögert noch. Er müsse "eine grundsätzliche Entscheidung" treffen, sagte Hunt: "Ein Leben lang" Werder - "oder noch mal was Neues". Nein, "ausschließen will ich nichts", auch nicht einen Wechsel ins Ausland.

Trainer Dutt sagte, er könne sogar verstehen, wenn Hunt nach 13 Jahren Bremen etwas anderes machen wolle. Eine Rolle wird sicher auch die Perspektive bei Werder spielen. Nach dem Spiel in Nürnberg ist zumindest die Abstiegszone erst einmal weit weg. Hunt betonte aber: "Wir sind immer noch mittendrin. Und wir haben am Ende noch ein schweres Programm, deshalb müssen wir schauen, dass wir die Siege jetzt holen."

1. FC Nürnberg - Werder Bremen 0:2 (0:1)
0:1 Di Santo (40.)
0:2 Bargfrede (68.)
Nürnberg: Raphael Schäfer (46. Rakovsky) - Angha, Petrak, Pinola, Plattenhardt - Campana (76. Colak), Frantz - Mak (63. Pekhart), Kiyotake, Hlousek - Drmic. - Trainer: Verbeek
Bremen: Wolf - Ignjovski (80. Fritz), Prödl, Lukimya, Caldirola - Bargfrede - Junuzovic, Obraniak (72. Gebre Selassie) - Hunt - Petersen (60. Makiadi), Di Santo. - Trainer: Dutt
Schiedsrichter: Manuel Gräfe
Zuschauer: 40.608
Gelbe Karten: Angha (2), Hlousek (4), Campana (2) - Bargfrede (4), Obraniak (2), Junuzovic (3), Caldirola (6)
Torschüsse: 15/12
Ecken: 6/2
Ballbesitz in Prozent: 66/34

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max/sid/dpa
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