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Bayer gegen Bayern: Mit einem Freistoß zum Sieg

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Bayern-Niederlage in Leverkusen Auf der Suche nach dem Tor

Robben verletzt, Lewandowski angeschlagen - dem FC Bayern gehen die Torjäger aus. Das 0:2 gegen Leverkusen zeigte, wie sehr die Münchner unter ihren Ausfällen leiden. Das Halbfinale gegen Barcelona wird so zur ultimativen Prüfung.

Eigentlich war es an der Zeit, nach vorne zu gucken, auf das Champions-League-Halbfinale am Mittwoch gegen den FC Barcelona. Der 31. Spieltag einer längst gewonnenen Meisterschaft war von Josep Guardiola ja ohnehin für nebensächlich erklärt worden, Hauptsache, es verletze sich keiner, hatte Bayerns Trainer gesagt. Dass die Münchner 0:2 (0:0) bei Bayer Leverkusen verloren, sollte sie deshalb nicht weiter stören. Doch spurlos ging diese Niederlage trotzdem nicht an ihnen vorbei.

Auch nicht an Guardiola. Der bescheinigte seinen Spielern zwar eine "große Leistung" in Leverkusen, aber der 44-Jährige verklärt Niederlagen in der Öffentlichkeit gerne einmal. Und wer Guardiola während des Spiels beobachtet hatte, hatte sehen können, wie sich der Coach immer wieder gestenreich und mit schmerzverzerrtem Blick abgewandt und die Hände vors Gesicht geschlagen hatte.

Auch die anderen Münchner waren nicht zufrieden mit diesem Abend, und sie ärgerten sich nicht nur über die Abspiel- oder Stellungsfehler: "Wir haben heute wieder nicht geschafft, Tore zu machen", sagte Kapitän Philipp Lahm. "Das war am Dienstag (im Pokal gegen Dortmund - d. Red.) schon so und hat sich heute wieder ein bisschen durchgezogen." Auch Sportvorstand Matthias Sammer kam schnell beim selben Thema an: "Wir standen dreimal allein vor dem Torhüter. Wenn du den Ball in so einem Spiel nicht reinbekommst, kannst du nicht gewinnen."

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Bayern in der Einzelkritik: Kraftloser Lahm, schwacher Götze

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Gewinnen ist zwar nicht unbedingt das, was gegen das derzeit so starke Barcelona gefordert ist, aber "ein Auswärtstor ist immer gut", sagte Lahm - wohlwissend, dass er damit das aktuelle Hauptproblem angesprochen hatte.

Es zwickt zwar auch in anderen Mannschaftsteilen, besonders aber leidet die Offensive unter den vielen Ausfällen. Abgesehen vom 6:1 gegen Porto herrscht dort seit dem 22. März Flaute. Damals riss bei Arjen Robben im Spiel gegen Mönchengladbach ein Bauchmuskel, seitdem haben die Bayern nur noch 15 Tore in zehn Spielen geschossen. Mit Robben waren es in den ersten elf nach der Winterpause 38. Allein der Niederländer traf sieben Mal.

Seit dessen Ausfall gehören sechs der 15 Tore Robert Lewandowski, der mit je zwei Treffern auch maßgeblich an der Gala gegen Porto sowie dem 3:0 gegen Frankfurt beteiligt war - den einzigen Spielen ohne Robben, in denen die Bayern mehr als zwei Mal trafen.

Ob der verletzte Lewandowski in Barcelona auflaufen kann, ist aber fraglich. Und wenn: Wie belastbar ist er gegen robuste Männer wie Sergio Busquets oder Gerard Piqué? Für die Gesichtsbrüche gibt es eine Maske. Gegen die Gehirnerschütterung gibt es nichts. Weder Guardiola noch Sammer wagten deshalb eine Prognose.

Hinzu kam, dass Lewandowskis Berater Cezary Kucharski am Samstagnachmittag Karl-Heinz Rummenigge eingefangen hatte. Der Vorstandsvorsitzende gab sich im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk "ziemlich felsenfest überzeugt", dass die Maske reichen werde. Lewandowskis Berater sieht das anders. Und weil die Themen Verletzungen und Ärzte in München dieser Tage heikel sind, bemühte sich Sammer schnell um Versöhnung: "Erst entscheidet der Arzt, dann der Spieler, dann die Maske", sagte er. Es sei ja nicht mal klar, ob Lewandowski damit zurechtkommt.

Wer soll das von Lahm geforderte Auswärtstor also schießen? Am ehesten wohl Thomas Müller. Der in Leverkusen Geschonte hat seit Robbens Verletzung zwei Mal getroffen und ist neben Thiago damit der gefährlichste Münchener ohne Krankenschein. Düster ist hingegen die Bilanz von Mario Götze. Nicht nur in Leverkusen vergab er zwei Mal freistehend. Nach einer ordentlichen Hinrunde steht Götze 2015 erst bei drei Toren. Zwei schoss er beim 8:0 gegen Hamburg, eins beim 7:0 gegen Donezk.

Ergebnisse, die auch dem FC Barcelona nicht fremd sind. Zwar versuchen die Bayern, das parallele 8:0 der Katalanen gegen Cordoba sowie das 6:0 am Dienstag gegen Getafe mit Blick auf die Gegner kleinzureden. Aber dass die Bayern vielleicht mehr als ein Tor benötigen, um gegen Europas Top-Sturm zu bestehen, ist ihnen bewusst. In den jüngsten acht Spielen traf das Trio aus Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar 25-mal. Unter anderem gegen Sevilla, Paris und Valencia.

So blieb Sammer am Ende nichts übrig, als die Reihen zu schließen. Kritik am FC Bayern sei nicht angebracht, man wolle sich auch nichts "kaputtreden" lassen: "Wir sind Bayern. Wir haben zwei schwere Spiele vor der Brust. Der Bessere wird gewinnen", sagte er.

Bayer Leverkusen - Bayern München 2:0 (0:0)
1:0 Calhanoglu (55.)
2:0 Brandt (81.)
Leverkusen: Leno - Hilbert, Jedvaj, Toprak, Wendell - Reinartz, Rolfes - Bellarabi (90. Yurchenko), Calhanoglu (75. Brandt), Son - Kießling (75. Drmic)
München: Neuer - Rafinha, Martinez (62. Benatia), Dante - Lahm (64. Thiago), Gaudino - Weiser, Strieder - Schweinsteiger, Götze - Pizarro (72. Görtler)
Schiedsrichter: Christian Dingert
Zuschauer: 30.210 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Bellarabi (5) - Dante (4), Rafinha (3), Schweinsteiger (4), Weiser (2)

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