BVB-Krise Präsident Niebaum tritt zurück
Dortmund - Der 55 Jahre alte Jurist Niebaum, der Borussia Dortmund seit 1986 führte und einer der mächtigsten Männer der Fußball-Bundesliga ist, schlug selbst seinen Vorgänger als Nachfolger vor. "Ich freue mich, dass Reinhard Rauball kandidiert. Es ist ein schönes Gefühl, dass mein Vorgänger auch mein Nachfolger wird", sagte Niebaum nach einer Sitzung der wichtigsten Vereinsgremien vor rund 40 Medienvertretern.
Rauball wird von sofort an für den kompletten Profibereich zuständig sein. "Ich hatte eine andere Form der Lebensplanung. Ich habe aber nach kurzer Bedenkzeit zugesagt", so Rauball. Die Übernahme des Lizenzspielerbereichs sei "natürlich ein harter Brocken". Aber im Zusammenhang mit Borussia Dortmund müsse wieder mehr über Fußball gesprochen werden. Gerd Pieper, selbstständiger Unternehmer und Präsident der Industrie- und Handelskammer Bochum, erklärte sich bereit, den Posten Maternas als Vorsitzender des Aufsichtsrats zu übernehmen.
Niebaum zieht mit seinem Rücktritt die Konsequenz aus einem Schuldenstand des Vereins von mehr als 118 Millionen Euro und vieler Vorwürfe gegen seine Amtsführung.
Homm kritisiert Niebaum
Seinen Vertrag als Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auf Aktien will Niebaum an der Seite von Manager Michael Meier allerdings bis 2006 erfüllen. "Er wird gemeinsam mit Meier das mit den Gremien beschlossene Konsolidierungsprogramm vorantreiben", hieß es in einer Presseerklärung der Dortmunder.
Doch der neue BVB-Großaktionär Florian Homm hat sich auf Niebaum eingeschossen. "Herr Dr. Niebaum gerät fast täglich durch die Veröffentlichungen neuer Enthüllungen unter Druck", sagte der Fondsmanager und Neckermann-Erbe der "Bild am Sonntag", "unabhängig davon, ob diese alle der Wahrheit entsprechen, sage ich: Diese Vielzahl an Enthüllungen schadet dem Unternehmen Borussia Dortmund. Das Unternehmen muss in dieser entscheidenden Phase seine Glaubwürdigkeit stärken und nicht schwächen."
Homm, der rund 30 Prozent der Anteile des börsennotierten Bundesligisten hält, hatte vor der Kapitalerhöhung Niebaums Rückzug bis spätestens 2006 gefordert. Die Existenz des entsprechenden Schriftstückes, das Niebaum und Meier gegenzeichneten, hatte der BVB-Präsident zunächst geleugnet, dann aber zugeben müssen.
Niebaum habe die BVB-Gremien nicht über diese Vereinbarung informiert, kritisierte Homm jetzt: "Das ist aus Transparenzgründen nicht zu verantworten." Weil Niebaum die Vereinbarung im Nachhinein noch einmal ändern wollte, warf ihm Homm Unseriösität vor: "Das ist, in meinen Augen, kein seriöses Geschäftsverhalten." Der Fondsmanager selbst jedoch hatte zunächst ein erstes veröffentliches Papier, das den gleichen Inhalt enthielt, als Fälschung bezeichnet.