Remis bei Atlético Madrid Rangnicks Idee rettet Manchester United

Cristiano Ronaldo blieb bei seinem Lieblingsgegner blass – da musste Ralf Rangnick von der Seitenlinie aus eingreifen. Dabei hatte zunächst der Atlético-Trainer Diego Simeone die besseren Entscheidungen getroffen.
Später Jubel von United – dank Rangnicks Joker Anthony Elanga

Später Jubel von United – dank Rangnicks Joker Anthony Elanga

Foto: Manu Fernandez / AP

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Rangnicks Comeback: Im Mai 2011 hatte der damalige Schalker Ralf Rangnick das letzte Mal ein Team in der K.-o.-Runde der Champions League betreut. Im Halbfinale kam das Aus gegen – Manchester United. 3948 Tage später folgte nun als United-Trainer das Comeback – mit Happy End.

Ergebnis: In der Partie des Fünften aus Spanien gegen den Vierten aus England haben sich Atlético Madrid und Manchester United im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals 1:1 (1:0) getrennt. Lesen Sie hier den Spielbericht.

Erste Hälfte: Pep Guardiola dürfte heute noch Schweißausbrüche bekommen, wenn er an die ersten 15 Minuten des Halbfinalduells 2016 zwischen Atlético und seinen Bayern denkt. Ähnlich überfallartig und dominant wie damals agierten die Spanier in der Anfangsphase gegen die Gäste aus Manchester. Logische Folge: das 1:0 durch João Félix. Renan Lodi hatte von der linken Seite geflankt, der 22-jährige Portugiese mit einem wuchtigen Kopfball den linken Innenpfosten getroffen, von wo aus der Ball die Linie überquerte (7. Minute). Die Gastgeber dominierten, United lief nur hinterher. Kurz vor der Pause die große Chance aufs 2:0: Wieder kam die Flanke von links, dieses Mal aber scheiterte Šime Vrsaljko an der Querlatte (45.).

João Félix traf per Kopf, die Artistikeinlage misslang

João Félix traf per Kopf, die Artistikeinlage misslang

Foto: Angel Martinez / Getty Images

Schusters Erbe: Man mag es kaum glauben – diese beiden Schwergewichte im kontinentalen Klubfußball standen sich zuvor erst einmal gegenüber: 1991 hatte sich Atlético in der zweiten Runde des Europapokals der Pokalsieger durchgesetzt, der bislang letzte Torschütze vor Félix war ein gewisser Bernd Schuster. Wie der junge Offensivspieler von Atléti ein Freund des Balls.

Zweite Hälfte: Die Intensität nahm zu, United verstärkte seine Bemühungen. Obwohl die beiden Torhüter Jan Oblak und Heimkehrer David de Gea nahezu beschäftigungslos blieben, war es eine spannende und gut anzuschauende Partie. Der rumänische Schiedsrichter Ovidiu Hațegan verteilte Gelbe Karte um Gelbe Karte. Die einzige Gelegenheit der Gäste nutzte dann der 19-jährige Anthony Elanga aus halbrechter Position nach perfektem Zuspiel von Bruno Fernandes (80.). Antoine Griezmann traf aus abseitsverdächtiger Position noch die Latte (87.), das war's.

Rangnicks missglückter Kniff: Bei United agiert Rangnick als Übergangstrainer, der dennoch kurzfristig für Verbesserung sorgen soll. Ganz Pragmatiker, hat er sich dabei zunächst auf die Stabilisierung der Defensive konzentriert, sein Steckenpferd Gegenpressing kommt erst nach und nach zum Vorschein. Im Madrider Wanda Metropolitano hatte er Victor Lindelöf einen Spezialauftrag verpasst. Der etatmäßige Innenverteidiger rückte auf die Rechtsverteidigerposition, die vom Schweden situativ als rechter Außenspieler einer Dreierkette interpretiert werden sollte.

Die Idee: In Abwesenheit eines vertrauenswürdigen Außenspielers die starke Mitte der Spanier herauslocken und mit dem spielstarken Lindeöf überspielen. Es klappte nicht. Atlético ließ sich nicht locken, United hatte vor allem im zentralen defensiven Mittelfeld kaum Zugriff auf die Partie.

Ralf Rangnick

Ralf Rangnick

Foto: JAVIER BARBANCHO / REUTERS

Rangnicks geglückter Kniff: Nach dem Wegfall der Auswärtstorregel ist eine 0:1-Niederlage auswärts weniger schlimm als in den Vorjahren. Dennoch ging Rangnick ins Risiko, nahm mit Paul Pogba und Marcus Rashford zwei Säulen seiner Elf vom Feld. Das zahlte sich aus: Nemanja Matić brachte Ruhe in die Zentrale, Elanga erzielte im zweiten Einsatz in der Königsklasse den wichtigsten Treffer seiner noch jungen Karriere. Den positiven Eingriff von der Bank haben sie bei United in dieser Saison kultiviert: Bereits zehn Jokertreffer hat der Klub in der Premier League erzielt, vier mehr als das zweitbeste Team in dieser Statistik.

Cristiano Ronaldo lamentiert, während die Atlético-Spieler im Hintergrund jubeln

Cristiano Ronaldo lamentiert, während die Atlético-Spieler im Hintergrund jubeln

Foto: Angel Martinez / Getty Images

Ronaldo gegen seinen Lieblingsgegner: Vier Hattricks hat Cristiano Ronaldo in seiner langen Karriere gegen Atlético erzielt, mit dem letzten hat er im Frühjahr 2019 Juventus spektakulär nach einer 0:2-Hinspielniederlage im Alleingang weitergebracht. Für Real hatte er gegen seinen Lieblingsgegner den entscheidenden Strafstoß im Finale verwandelt, im Jahr darauf – natürlich per Hattrick – das Halbfinalduell entschieden. Von all diesen Ruhmestaten war er diesmal weit entfernt. Meist gedoppelt und abgeschnitten von den Angriffsbemühungen seines Teams gestikulierte er, schimpfte, erging sich in Kopfschütteln. Treffer Nummer 26 gegen Atlético muss mindestens bis zum Rückspiel (15. März, 21 Uhr) warten.

Kein Suárez, kein Griezmann: Diego Simeone hat derzeit Sorgen. Schwer zu bespielen und kaum zu bezwingen, so kannte man Atlético. Doch in dieser Spielzeit ist es für den amtierenden spanischen Meister anders: 34 Gegentore hat man in der Liga bereits kassiert, doppelt so viele wie zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Die Gegenmaßnahmen des argentinischen Trainers wurden allerdings 50 Meter weiter vorn implementiert: Luis Suárez und der aus einer Verletzung kommende Griezmann saßen zunächst auf der Bank, die laufstärkeren Félix und Ángel Correa begannen. Die beiden brachten die United-Abwehr bis zur Auswechslung von Félix in der 75. Minute immer wieder in Unordnung. Doch dann traf Elanga.

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