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Champions League Barcelona träumt dank Messi vom Finale

Es war wahrlich nicht die erwartet hochklassige Partie: Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona waren Kampf und Härte Trumpf. Am Ende entschied Barças Superstar das Match.

Vor der Partie hatte Madrids Trainer José Mourinho die ganz großen Geister beschworen. Er hatte seine Spieler an einen Satz von Albert Einstein erinnert: "Es gibt eine Kraft, die stärker ist als Dampf oder Atom: der Wille." Auch wenn Mourinho seinen Mannen eingebläut hatte, dass "dieser Alberto Einstein kein dummer Mann" war - nachhaltig hängen geblieben scheint die Weisheit des Nobelpreisträgers bei den Profis nicht. Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League unterlag Real Madrid dem FC Barcelona in einem von Hektik und Härte geprägten Spiel ohne große spielerische Höhepunkte 0:2 (0:0).

Matchwinner war Barcelonas Superstar Lionel Messi - wer sonst? Der Argentinier erzielte beide Treffer, es waren bereits seine Pflichtspieltore 51 und 52 in dieser Spielzeit. Messi drückte zunächst eine Flanke des starken Niederländers Ibrahim Affelay aus kürzester Entfernung über die Torlinie. Danach schloss er ein sehenswertes Dribbling mit dem zweiten Treffer ab.

Barcelona gelang damit nicht nur die Revanche für die Niederlage im spanischen Pokalendspiel vor einer Woche - die Mannschaft von Coach Pep Guardiola hat vor dem Rückspiel im heimischen Camp Nou am kommenden Dienstag (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) nun auch die erheblich bessere Ausgangsposition, das Endspiel im Londoner Wembleystadion zu erreichen. Zumal Real im Rückspiel auf die Defensivspezialisten Sergio Ramos und Pepe verzichten muss. Ramos handelte sich eine Gelbsperre ein, Pepe wurde wegen groben Foulspiels vom Platz gestellt. Bei Barcelona sah Ersatztorwart Jose Pinto Rot.

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Real vs. Barcelona: Pepe tritt, Messi trifft

Foto: SERGIO PEREZ/ REUTERS

Wahrscheinlicher Gegner wäre im Finale Manchester United. Der englische Meister hatte das erste Halbfinale am Dienstag ebenfalls souverän 2:0 bei Schalke 04 gewonnen.

Die alte Regel, dass es selten große Spiele gibt, wenn in der Champions League zwei Teams aus derselben nationalen Liga aufeinander treffen, bewahrheitete sich auch im Bernabéu-Stadion. Besonders in der ersten Hälfte agierte Real als Gastgeber übervorsichtig, fand kein Durchkommen durch die Defensive der Katalanen. Barcelona erspielte sich zumindest zwei, drei Torgelegenheiten - Real-Keeper Iker Casillas war jedoch jedesmal auf der Hut. So parierte er in der 25. Minute einen Ball von Xavi aus kurzer Distanz. In der 10. Minute hatte er jedoch Glück, als ein Schuss von David Villa knapp am Tor vorbeistrich.

Schiedsrichter Stark behielt den Überblick

Madrid dagegen hatte in den ersten 45 Minuten keine einzige Torchance. Auch wenn Mourinhos Teams stets defensiv ausgerichtet sind - für einen Gastgeber in einem Halbfinale war das viel zu wenig. Erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit prüfte Cristiano Ronaldo Torwart Victor Valdez. Der ließ den Ball zwar auf Özil abprallen, aber der Deutsche stand im Abseits.

Beide Teams hatten mit personellen Problemen in der Startaufstellung zu kämpfen. Real musste auf den verletzten deutschen Nationalspieler Sami Khedira verzichten. Schwerer jedoch wog wohl der Ausfall auf Seiten der Gäste. Mittelfeld-Hirn Andres Iniesta hatte sich am Wochenende in der Liga eine Beinverletzung zugezogen und konnte nicht mitwirken. das eingespielte Dreieck Xavi-Iniesta-Messi war damit gesprengt. Etwas überraschend stand Mesut Özil bei den Madrilenen in der Startformation. Viele Beobachter hatten den Brasilianer Káká anstelle des Deutschen erwartet, da Káká am Wochenende in der Liga überragt hatte.

Anstelle spielerischer Glanzlicher beherrschte Hektik über weite Strecken die Szenerie - wie schon bei den beiden Auseinandersetzungen der zwei Teams in der Vorwoche in Liga und Pokal. Nachdem sich die Akteure zum Ende der ersten Hälfte mehrere kleine, schmutzige Fouls geleistet hatten, kam es auf dem Weg in die Pause zu einem heftigen Gerangel im Kabinengang. Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark, der sich von der Nervosität der Profis nicht anstecken ließ und in all der Hektik den Überblick behielt, musste eingreifen und zeigte dem Ersatztorwart der Katalanen, Pinto, die Rote Karte. Der Keeper hatte sich bei der Halbzeit-Rauferei besonders hervorgetan.

Mourinho war nicht zu beruhigen

Die zweite Hälfte begann ohne den schwachen Özil. Für ihn verstärkte der togoische Nationalspieler Emmanuel Adebayor die Offensive der Königlichen. Am Spielverlauf änderte das zunächst wenig. Das Spiel blieb zerfahren, der Zweikampf blieb das dominierende Element auf dem Feld. Negativer Höhepunkt war nach einer Stunde Spielzeit das überharte Einsteigen von Pepe gegen Dani Alves. Stark zückte allen Protesten der Madrilenen zum Trotz sofort die Rote Karte.

Anschließend schickte er auch noch Trainer Mourinho auf die Tribüne, der sich über die Entscheidung zu sehr echauffiert hatte. Der Real-Coach war noch nach dem Abpfiff kaum zu beruhigen. "Wenn ich zum Schiedsrichter und der Uefa sagen würde, was ich denke und fühle, würde meine Karriere heute enden", sagte er nach der Partie. "Eines Tages hoffe ich eine Antwort auf die Frage zu bekommen: Warum?"

Die letzten 30 Minuten agierte Real also wie schon im Ligaspiel in der Woche zuvor in Unterzahl. Die Stimmung in Bernabéu war von da an aufgeheizt, das Publikum pfiff jeden Angriff der Gäste gnadenlos aus.

Bis Messi kam. Nach seinem 1:0 setzte er in der Schlussphase mit einem überragenden Alleingang noch das zweite Tor obendrauf. Damit war auch das Gift aus dem Spiel. Real ergab sich in die Niederlage.

Als Stark die Partie nach 90 Minuten abgepfiffen hatte, hatten die Profis dann irgendwie doch Einstein, dem Meister der Relativitätstheorie, ihre Referenz erwiesen. Es war nur sehr relativ ein ansehnliches Spiel.

Real Madrid - FC Barcelona 0:2 (0:0)
Tor:
Messi (76.), Messi (87.)
Madrid: Casillas - Arbeloa, Sergio Ramos, Albiol, Marcelo - Diarra, Xabi Alonso, Pepe - Özil (46. Adebayor), Cristiano Ronaldo, Di Maria
Barcelona: Valdes - Alves, Pique, Mascherano, Puyol - Xavi, Busquets, Keita - Pedro (71. Affelay), Messi, Villa (90. Sergio Roberto)
Schiedsrichter: Stark
Zuschauer: 71.657
Gelbe Karten: Arbeloa, Sergio Ramos, Adebayor - Dani Alves
Rote Karte: Pepe - Pinto

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