Real Madrid verurteilt Chaos beim Champions-League-Finale »Fans mussten um körperliche Unversehrtheit fürchten«

Fans von Real Madrid im Stade de France
Foto: Shaun Botterill / Getty ImagesReal Madrid fordert eine schnelle Aufarbeitung der Ausschreitungen rund um das Champions-League-Finale im Stade de France. Erstmals hat sich der spanische Klub in einem Statement zu dem Chaos im Pariser Vorort Saint-Denis geäußert – auch, um seine Fans zu schützen, »die Opfer der Ereignisse wurden«.
Real möchte von den Organisatoren wissen, welche Maßnahmen zum Schutz der Fans getroffen worden sind. Außerdem beklagte der Klub Angriffe auf seine Fußballanhänger.
»Fans mussten um ihre körperliche Unversehrtheit fürchten. Einige von ihnen mussten wegen erlittener Verletzungen sogar die Nacht im Krankenhaus verbringen«, schreibt Real Madrid: »Der Fußball hat der Welt ein Bild vermittelt, das weit entfernt von den Werten und Zielen ist, die er immer verfolgen muss.«
Das Spiel, das Real mit 1:0 gewann , verzögerte sich um mehr als 30 Minuten, nachdem es vor dem Stadion zu chaotischen Szenen gekommen war. Die Polizei sprühte Tränengas gegen Fans, darunter auch Frauen und Kinder.
Hier wird deutlich, wie schlimm das Ausmaß von Gewalt, Übergriffen und Raub gegenüber Fans durch Jugendbanden aus Saint-Denis beim #UCLfinal war. Neben den Fehlern bei der Organisation und den unglaubwürdigen Schuldzuweisungen wurde auch nicht für die Sicherheit der Fans gesorgt. https://t.co/zihTo2lPhH
— Chaled Nahar (@ChaledNahar) June 2, 2022
Innenminister wollte Liverpool-Fans zum Sündenbock machen
Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin gab den Liverpool-Fans die Hauptschuld und sagte, dass 30.000 bis 40.000 Fans ohne gültige Eintrittskarten gekommen seien, was zu einem Gedränge im Stadion geführt habe und Menschen, die versuchten, sich mit Gewalt Zutritt zu verschaffen. Für diese Darstellung gibt es keinen Beleg. Im Gegenteil: Inzwischen heißt es, dass lediglich 2800 gefälschte Tickets gescannt worden waren.
Darmanins Version von eskalierenden Liverpool-Fans wird von mehreren Parteien angezweifelt. Augenzeugen berichten, die überwiegende Mehrheit der Anhänger der »Reds« habe sich im Chaos vorbildlich Verhalten und eine weitere Eskalation eher verhindert.
»Ohne die besonnene Reaktion der Liverpool-Fans, die sich gegenseitig ermahnten, ruhig zu bleiben, hätte es zu einer Katastrophe führen können«, sagt Ronan Evain, Vorstandsmitglied der Fan-Interessenvertretung Football Supporters Europe (FSE), dem SPIEGEL. Der 35 Jahre alte Franzose war vor Ort.
Darmanin räumte nun ein, dass die Polizei von mehreren hundert lokalen Unruhestiftern überrascht wurde. Liverpool-Fans hatten von massiven Übergriffen berichtet, von Diebstählen und Anfeindungen. Laut Augenzeugen soll es bei den Tätern um Jugendliche aus den umliegenden Banlieues gegangen sein. Auch nach dem Spiel sollen sie den Fußballfans rund um das Stadion aufgelauert haben.
Die Übergriffe beschäftigen auch die französische Politik , in wenigen Tagen finden Parlamentswahlen statt. Saint-Denis im Norden der französischen Hauptstadt ist bekannt für eine der höchsten Kriminalitätsraten des Landes.
Fans wurden belästigt, angegriffen und ausgeraubt
Auch die Fans von Real Madrid sollen diese Erfahrungen gemacht haben. Der Champions-League-Sieger schreibt in seinem Statement von Fans, die belästigt, angegriffen und ausgeraubt worden sind. Wer hierfür verantwortlich gewesen ist, schreibt Real Madrid nicht.
“It was like the film The Purge.” Chilling testimony from Paddy Pimblett in an interview with a French station about the events at Stade de France. https://t.co/e4ft8Hhqcu
— John Bennett (@JohnBennettBBC) June 3, 2022
Liverpools CEO Billy Hogan forderte am Donnerstag erneut eine Untersuchung der Vorfälle und fügte hinzu, dass sowohl Liverpool- als auch Real-Fans gelitten hätten.
Der europäische Fußballverband Uefa hat eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls in Auftrag gegeben. Die französische Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra erklärte am Montag, dass sie innerhalb von zehn Tagen einen Bericht vorlegen werde. Für Frankreich geht es auch um die Reputation als Gastgeber, 2024 finden die Olympischen Sommerspiele in Paris statt.