
Champions-League-Halbfinale Manchester demontiert Schalke
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Es war der Moment, in dem der Favorit das Halbfinale entschieden hatte: Manuel Neuer schimpfte mit seinen Abwehrleuten, Manchesters Offensivspieler Antonio Valencia drehte jubelnd ab, und das Publikum in Old Trafford applaudierte den United-Spielern stehend zum Einzug ins Endspiel der Champions League.
Da waren gerade einmal 26 Minuten gespielt.
Am Ende gewann Manchester United 4:1 (2:1) gegen Schalke 04. Die Tore erzielten Valencia, Darron Gibson (31. Minute) und zweimal Anderson (72./76.), für Schalke traf José Manuel Jurado (35.). Damit ist auch der letzte deutsche Vertreter aus der Königsklasse ausgeschieden. Manchester trifft im Finale am 28. Mai auf den spanischen Topclub FC Barcelona, der im Halbfinale Real Madrid ausgeschaltet hatte.
"Man muss ganz offen zugeben, dass wir auf einen Gegner getroffen sind, der besser war und wir an unsere Grenzen gestoßen sind", sagte Schalke-Coach Ralf Rangnick nach der Partie. Sportdirektor Horst Heldt erklärte: "Wir haben es in zwei Spielen nicht geschafft, Manchester Paroli zu bieten und sind deshalb verdient ausgeschieden. Der Gegner war zu stark." S04-Torhüter Neuer fügte resigniert hinzu: "Man muss Topleistung bringen. Das haben wir im Hinspiel nicht geschafft und heute auch nicht. So kann man gegen Manchester nicht weiterkommen."
United-Trainer Alex Ferguson zeigte durch seine Aufstellung, dass er schon vor dem Spiel keinen Zweifel mehr am Weiterkommen seines klar favorisierten Teams hatte. Gleich acht Spieler tauschte er im Vergleich zum 2:0-Hinspielsieg aus, schonte unter anderem Stürmerstar Wayne Rooney für die anstehende Premier-League-Partie gegen den FC Chelsea am kommenden Sonntag (17.10 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE). Mit einem Sieg kann Manchester eine Vorentscheidung im Meisterkampf herbeiführen. Bei Schalke standen im Gegensatz zum Hinspiel mit Julian Draxler, Sergio Escudero und Benedikt Höwedes drei neue Spieler in der Startaufstellung.
Schalke stolpert in der Defensive, Manchesters Gibson und Valencia treffen
Vor 75.212 Zuschauern im ausverkauften Old Trafford bewies Stürmer Nani, dass Manchester auch auf der Bank gute Leute hat: Der Portugiese dribbelte sich bis zum Strafraum durch, seinen Schuss klärte Höwedes zur Ecke (6.). Die erste Chance für Schalke hatte Jefferson Farfán, der ungestört abschließen konnte. Der Ball strich jedoch am linken Pfosten vorbei (7.).
Schalke war bemüht, konnte sich aber keine zwingenden Chancen erspielen. Manchester machte es besser: Der ehemalige Leverkusener Dimitar Berbatow dribbelte die Schalker Verteidigung schwindelig. Seinen Pass in die Mitte konnte S04-Keeper Manuel Neuer in höchster Not abfangen (13.). Eine Kopie dieser Szene klärte Höwedes wenige Minuten später zur Ecke.
Wer dachte, dass die neu zusammengewürfelte United-Mannschaft Abstimmungsprobleme zeigen würde, sah sich getäuscht. Die Unachtsamkeiten leisteten sich eher die Schalker: Gibson eroberte im Mittelfeld den Ball und leitete einen Konter ein, den Nani jedoch nicht verwerten konnte (25.).
Besser machte es nur eine Minute später Offensivspieler Valencia. Nach einem leichten Schalker Ballverlust durch Jurado überbrückte Manchester das Mittelfeld mit zwei schnellen Pässen - und Valencia schloss zur 1:0-Führung ab (26.). Kurz darauf legte Manchester nach: Über einen Einwurf kam der Ball zu Valencia, der dank kollektiver Schalker Abwehrverweigerung durch den Strafraum lief und für Gibson auflegte. Neuer sah bei dem Gegentor nicht gut aus (31.).
Jurado machte seinen Fehler beim 1:0 wenige Minuten später teilweise wieder gut: Dem Offensivspieler sprang der Ball nach einem Getümmel im United-Strafraum vor die Füße (35.), sein satter Schuss landete im linken Winkel. Bereits im direkten Gegenzug offenbarten die Schalker wieder eklatante Abwehrschwächen: Valencia spielte Neuer aus, Höwedes musste in höchster Not auf der Linie klären.
Zu Beginn der zweiten Hälfte stellte Schalke-Coach Ralf Rangnick um, brachte Angreifer Edu für Mittelfeldspieler Alexander Baumjohann. Die Umstellung auf mehr Offensive zeigte Wirkung - zumindest kurz. Jurado schickte Raúl in den Strafraum, der Spanier legte per Hacke für Farfán auf - doch dieser konnte den Ball nicht im Tor unterbringen.
Manchester im Schongang, Anderson mit Doppelpack
Wie gut die United-Profis an diesem Abend aufgelegt waren, zeigte das Trio Nani-Berbatow-Anderson in der 55. Minute: Nani legte einen Ball steil auf Berbatow, der wiederum direkt auf Anderson zurücklegte. Allein Neuers Fertigkeiten war es zu verdanken, dass der Schuss des Brasilianers nicht im Winkel landete.
Manchester hielt sich nun merklich zurück. Doch auch im Schongang hatte der Gastgeber die besseren Chancen: Der Treffer von United-Abwehrspieler Chris Smalling wurde noch wegen Abseitsposition aberkannt (71.), doch eine Minute später war es dann passiert: Nani durfte wie so oft an diesem Abend über die rechte Seite Richtung Schalker Strafraum laufen. Der Stürmer legte den Ball in die Mitte, wo er nach einem missglückten Abwehrversuch vor Anderson landete, der zum 3:1 traf (72.). Vier Minuten später erzielte der Brasilianer nach Vorlage von Berbatow seinen zweiten Treffer. Den Schlusspunkt der einseitigen Partie setzte der eingewechselte Michael Owen, der Neuer mit einem Distanzschuss prüfte.
Für Schalke ist es derzeit eine frustrierende Phase: Nach der Vorführung im Hinspiel gegen Manchester (0:2) feierte zunächst der Erzrivale Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft und dann setzte es auch noch eine 1:4-Klatsche gegen Bayern München. Das Ausscheiden in der Champions League rundete die misslungenen acht Tage nun ab. Immerhin einen Titel kann das Team in dieser Saison noch holen: Am 21. Mai trifft der Club im DFB-Pokalfinale auf den MSV Duisburg.
Da wird Schalke dann der Favorit sein.
Manchester United - Schalke 04 4:1 (2:1)
1:0 Valencia (26.)
2:0 Gibson (31.)
2:1 Jurado (35.)
3:1 Anderson (72.)
4:1 Anderson (76.)
Manchester: van der Sar - Rafael (60. Evra), Smalling, Evans, O'Shea - Gibson, Scholes (74. Fletcher), Anderson - Valencia, Nani - Berbatov (77. Owen)
Schalke: Neuer - Uchida, Höwedes (70. Huntelaar), Metzelder, Escudero - Papadopoulos, Jurado - Farfán (75. Matip), Baumjohann (46. Edu), Draxler - Raúl
Schiedsrichter: Proenca (Portugal)
Zuschauer: 74.687
Gelbe Karten: Gibson, Scholes, Anderson (2) - Escudero (2)
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Manuel Neuer (Tor): Ihm einen Vorwurf zu machen, verbietet sich schlicht. Schließlich verhinderte Neuer mit einer Weltklasse-Leistung im Hinspiel, dass Manchester auf Schalke 13:0 gewann. Im Rückspiel mit einer ordentlichen Vorstellung. Dem Keeper unterlief nur ein Fehler - und der führte zum 2:0 für ManUnited. "Was soll ich bloß machen", scheint Neuer in dieser Szene zu fragen. Antwort: Sich einen neuen Club mit besserer Abwehr suchen. Tut er ja auch. Wobei: Ist die Bayern-Verteidigung tatsächlich besser?
Atsuto Uchida (rechter Verteidiger): Einer der wenigen Lichtblicke bei S04. Nachdem Manchester schnell erkannt hatte, dass die linke Schalker Abwehrseite die Defensivarbeit verweigerte, ließen die Engländer um Stürmer Dimitar Berbatov Uchida auf der anderen Seite weitgehend in Ruhe. Der Japaner hatte daher sogar die Zeit, sich in den Angriff einzuschalten und lieferte die Flanke zum einzigen Schalker Tor durch Jurado.
Benedikt Höwedes (Innenverteidigung): Man mag sich gar nicht vorstellen, wie er gegen Manchesters A-Sturm, Wayne Rooney und Javier Hernández, ausgesehen hätte. Er war gegen die zweite United-Angriffsreihe um Berbatov (r.), Anderson und Co. hilflos. Wurde nach 70 Minuten von Trainer Ralf Rangnick erlöst.
Christoph Metzelder (Innenverteidigung): Siehe Höwedes. Einziger Unterschied: Er wurde nicht erlöst, musste das Elend 90 Minuten auf dem Platz ertragen.
Sergio Escudero (linker Verteidiger): Schalkes Coach Rangnick dürfte sich in den Allerwertesten gebissen haben, weil er dem Spanier den Vorzug vor Hans Sarpei gegegben hatte. Escudero (r.) bevorzugte im Old Trafford das körperlose Spiel. Wie in dieser Szene kam Schalkes Linksverteidiger gegen Antonio Valencia ständig einen Schritt zu spät, unter anderem beim 1:0 für Manchester durch den Ecuadorianer.
Kyriakos Papadopoulos (defensives Mittelfeld): Hat er mitgespielt? Muss er wohl, wie dieses Foto beweist, als Schalkes Grieche mit Manchesters zweifachem Torschützen Anderson um den Ball kämpfte.
José Manuel Jurado (defensives Mittelfeld): Schönes Tor zum 1:2 (Foto), unschöner Pass vor dem 0:1. Welcher "Geistesblitz" den Spanier dazu trieb, den Ball nach knapp einer halben Stunde Richtung eigenes Tor zu spielen und damit den Rückstand einzuleiten, bleibt sein Geheimnis.
Jefferson Farfán: Vielen Zuschauern ging es bei der Leistung des Peruaners so, wie Farfán (l.) selbst - sie mochten nicht mehr hinschauen.
Alexander Baumjohann (zentrales Mittelfeld): Als Paul Scholes (r.) 1993 sein Profi-Debüt für Manchester United gab, war Baumjohann gerade eingeschult worden. Und mit dem Respekt eines kleinen Schuljungen spielte der 24-Jährige auch. 45 Minuten musste er sich von Altmeister Scholes, 36, zeigen lassen, wie es geht. Dann hatte Baumjohann die Lehrstunde hinter sich gebracht und durfte in der Kabine bleiben.
Julian Draxler (linkes Mittelfeld): Vielleicht hätte ihm vorher jemand erklären sollen, dass das im Old Trafford keine Kung-Fu-Veranstaltung war, sondern ein Fußballspiel. Und dazu gehört ein Ball. Was er ablieferte, hatte mit Fußball jedenfalls wenig zu tun.
Raúl (Sturm): Jedem Fußball-Fan musste das Herz bluten, diesen genialen Spieler derart hilflos zu sehen. Aber was soll der erfolgreichste Stürmer der bisherigen Champions-League-Geschichte tun, wenn die Defensive komplett versagt?
Edu: Kam für Baumjohann, durfte 45 Minuten ran und ging mit unter.
Klaas Jan Huntelaar: Kam für Höwedes, durfte 20 Minuten ran und ging mit unter.
Joel Matip: Kam für Farfán, durfte 15 Minuten ran und ging mit unter (Archivbild).
Atsuto Uchida (rechter Verteidiger): Einer der wenigen Lichtblicke bei S04. Nachdem Manchester schnell erkannt hatte, dass die linke Schalker Abwehrseite die Defensivarbeit verweigerte, ließen die Engländer um Stürmer Dimitar Berbatov Uchida auf der anderen Seite weitgehend in Ruhe. Der Japaner hatte daher sogar die Zeit, sich in den Angriff einzuschalten und lieferte die Flanke zum einzigen Schalker Tor durch Jurado.
Foto: APMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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