United scheitert in der Champions League Großbaustelle Manchester

Muss um seinen Job bei United bangen: Ole Gunnar Solskjaer
Foto: ANNEGRET HILSE / AFPGrüße in die alte Heimat: Mit der Stadt Manchester ist Angeliño wohl nie wirklich warm geworden. 2013 wechselte er in die U18 von Manchester City, anschließend musste er fast Jahr für Jahr in ein anderes Land: In die USA und die Niederlande, nach Spanien, inzwischen ist Angeliño nach Deutschland zu RB Leipzig verliehen. Immer wieder weggeschickt. Wenn man den jungen Spanier, 23 Jahre, in den ersten Minuten der Leipziger Champions-League-Partie gegen Citys Stadtrivalen Manchester United so beobachtete, hatte man das Gefühl, er wollte eine Grußbotschaft in die alte Heimat schicken. Bereits nach zwei Minuten traf der offensive Außenverteidiger zur Führung, auch an den weiteren RB-Treffern war er beteiligt.
Ergebnis des Spiels: 3:2 (2:0) endete die Partie in Leipzig, RB steht damit im Achtelfinale, genauso wie PSG. Wer Gruppensieger wird, steht noch nicht fest. Die Partie von Paris gegen Başakşehir musste wegen eines Rassismusvorfalls unterbrochen werden. Für Manchester United geht es nur in der Europa League weiter – ein Debakel für den Klub. Hier lesen Sie den Spielbericht.
Eine Woche, die schon mies begann: »Es ist vorbei für Paul Pogba bei Manchester United. Paul ist unglücklich«, mit diesen Worten hatte der mächtige Spielerberater Mino Raiola die Woche bei United eingeleitet und damit einen Abgang des französischen Superstars angedeutet. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine solche Ansage. Aber sie passt gut ins Bild des Klubs: In der Premier League ist Pogba nach einer Corona-Infektion im Sommer und einer Knöchelverletzung noch nicht besonders in Erscheinung getreten; der Verein ist nur Sechster. Dass der 27-Jährige aber dringend gebraucht wird, wurde gegen RB sichtbar. Erst als Pogba in die Partie kam, wurde es besser.
Lücken für Leipzig: Davor sah man ein klägliches United. Auf der linken Seite erhielt der gegen Angeliño völlig überforderte Aaron Wan-Bissaka keine Unterstützung, auf der rechten Seite zeigte sich, dass Luke Shaw zuletzt mehrere Wochen verletzt gefehlt hatte und das defensive Mittelfeld um Nemanja Matic bekam auf Ballverteiler Marcel Sabitzer keinen Zugriff. Bereits nach 13 Minuten stand es 0:2 aus Sicht von United, Amadou Haidara traf nach Vorarbeit von Angeliño.
Pogba ist da, das 0:3 auch: In der 61. Minute kam Pogba ins Spiel. Er verlieh seiner Mannschaft gleich mehr Struktur, United kam nun regelmäßiger zu kleineren Szenen in Strafraumnähe. Doch erst mal nützte es nichts: Die Abwehr des Premier-League-Klubs musste einen weiteren Aussetzer beklagen, für eine Flanke von Angeliño und die Verlängerung von Christopher Nkunku fühlte sich kein Verteidiger zuständig, Justin Kluivert traf zum 3:0 (69.).

Pogba erzielte noch ein Tor, doch es kam zu spät
Foto: Stuart Franklin / Getty ImagesDer Zauber des Wechsels: Es gibt diese Spieler, die erst den einen Verein finden müssen, bei dem sie richtig aufblühen. Uniteds Bruno Fernandes, 26 Jahre, gehört in diese Kategorie. Von 2012 bis 2017 war er in Italien aktiv, der Portugiese kam in 119 Spielen in der Serie A auf 29 Torbeteiligungen. Kein schlechter Wert, aber die 26 Torbeteiligungen in seinen bisher erst 24 Premier-League-Partien – das ist überragend. Seit 2020 spielt der offensive Mittelfeldspieler für United, er kam für die stolze Ablöse von 55 Millionen Euro.
Keine Rettung: Fernandes ist damit einer der Gründe, warum United nicht noch größere Probleme hat. Er ist ein herausragender Solist, genauso wie Stürmer Marcus Rashford oder Pogba, sie retten Manchester mit Einzelaktionen, wenn es nicht läuft. Aber Leipzig war an diesem Abend nicht nur in der Offensive clever, auch die Defensivleistung stimmte lange Zeit. Fernandes traf aber noch nach einem fragwürdigen Elfmeter zum 1:3 (80.) und Pogba (82.) erzielte kurz darauf das Anschlusstor.
Viel Geld, wenig Ertrag: Ole Gunnar Solskjær hat 1999 für ein Fußballwunder gesorgt, als er mitverantwortlich war, dass Bayern München noch den sicheren Champions-League-Titel in der Nachspielzeit verlor. So eine Rettung braucht der United-Trainer vielleicht erneut: In England wird ihm schon seit längerer Zeit vorgeworfen, United spielerisch nicht weiterentwickelt zu haben. Der Druck dürfte mit dem Aus in der Königsklasse nicht kleiner geworden sein: Kein anderer Champions-League-Teilnehmer hat in den vergangenen zwei Jahren (in der Solskjær-Zeit) so eine negative Transferbilanz vorzuweisen wie United. Das Minus beträgt 214,10 Millionen Euro, das Ergebnis ist die Europa League.