

Nur Ronaldo ist nicht genug: Juventus hat Cristiano Ronaldo nicht verpflichtet, um die Serie A als Erster abzuschließen. Das bekam der Klub in den vergangenen sieben Jahren auch ohne den Portugiesen ganz gut hin. Der Titel in der Champions League sollte es sein für den italienischen Rekordmeister. Ronaldo traf zwar zur Führung, und erzielte damit die vergangenen fünf Turiner Tore in der Champions League, aber so eine magische Nacht wie beim Hattrick gegen Atlético Madrid kann auch er nicht regelmäßig abliefern. Der Schlusspunkt seiner Saison in der Königsklasse war ein Frustfoul in der Nachspielzeit, für das er Gelb sah.
Ergebnis: Ajax Amsterdam hat das Rückspiel 2:1 (1:1) in Turin gewonnen und damit nach dem 4:1 bei Real Madrid den nächsten Titelfavoriten in dessen Stadion aus der Königsklasse geworfen. Hier geht's zum Spielbericht.
Szene des Spiels: Es waren acht Sekunden gespielt, da lag Cristiano Ronaldo das erste Mal am Boden. Er hatte nahe der Außenlinie die Hand von Gegenspieler Joel Veltman ins Gesicht bekommen. Hätte Juve sich am Ende durchgesetzt, wäre eben jener Veltman auch an der Szene des Spiels beteiligt gewesen. 27 Minuten nach dem Handtreffer lag der Außenverteidiger am Boden, als Ronaldo zur zwischenzeitlichen Führung einköpfte (28. Minute).
Die erste Hälfte: Juventus Turin startete ungewohnt offensiv, auch gegen den Ball. So hat man sie lange nicht spielen sehen. Wenn Amsterdams Torhüter André Onana den Ball hatte, stellte Juve alle Anspielmöglichkeiten zu und der Torwart von Ajax war so zu weiten Bällen gezwungen. Es dauerte fünf Minuten, bis Ajax mal mit Ball in der Hälfte des Gegners war. Nach knapp 20 Minuten konnten die Niederländer sich etwas befreien, ohne dass Juve sich eine zwingende Chance erspielt hatte. Der Ausgleich durch van de Beek (34.) kam dennoch überraschend. Nach dem Treffer des 22-Jährigen gestaltete Ajax die erste Hälfte offen.
Verpasste Chance: In der 11. Minute musste Noussair Mazraoui ausgewechselt werden. Der linke Außenverteidiger war ein paar Minuten zuvor bei einem Zweikampf mit Dybala unglücklich umgeknickt. Für ihn kam Daley Sinkgraven zu seinem Champions-League-Debüt. Der 23-Jährige kommt in dieser Saison auf sechs Einsätze in der Eredivisie, nur einmal stand er in der Startelf. Doch Juve ließ sich die Chance entgehen, die Königsklassen-Tauglichkeit von Sinkgraven zu testen. Aber weil - einmal müssen wir ihn noch erwähnen - Ronaldo nun mal nicht über rechts kommt, lief bei Juve trotzdem fast alles über die linke Seite.
Ajax genießen: Denn allzu lange wird man diese Mannschaft in der Konstellation nicht mehr brillieren sehen können. Frenkie de Jong wechselt zum FC Barcelona und de Ligt wird in der nächsten Spielzeit nicht mehr in Amsterdam die Abwehr dichthalten. Auch van de Beek, Neres und Ziyech dürften diese Saison Begehrlichkeiten geweckt haben.
Die zweite Hälfte: Der Ausgleich schien den Gästen den Glauben an den nächsten Coup gegeben zu haben. Nun war Ajax die bessere Mannschaft, schnürte Juve phasenweise in den 30 Metern vor dem eigenen Tor ein und zeigte dabei traumhafte Kurzpasskombinationen. Torhüter Wojciech Szczesny verhinderte gleich mehrfach einen Rückstand für sein Team. In der 53. Minute vollführte er nach einem Schuss von Ziyech aus kurzer Distanz eine Glanzparade. Sechs Minuten später lenkte er einen Schlenzer von van de Beek über die Latte. Der Siegtreffer für Ajax resultierte dann aus einer Kombination von Willens- und Sprungkraft. Matthijs de Ligt setzte sich nach einer Ecke im Kopfballduell gegen Daniele Rugani und Alex Sandro durch und netzte ein (67.).
Unglücksbringer: Mattia de Sciglio mag ein guter Außenverteidiger sein. Wer es aber mit Juve hält und zum Aberglauben neigt, wird vielleicht dafür plädieren, de Sciglio in der Königsklasse nicht mehr zu bringen. Viermal stand der 26-Jährige diese Saison in der Champions League auf dem Platz, viermal verlor Turin.
Jugend forscht: Juve fehlten heute einige erfahrene Stützen wie Mario Mandzukic und Giorgio Chiellini. Mit durchschnittlich 28,3 Jahren schickte Trainer Massimiliano Allegri Juves jüngste Champions-League-Mannschaft seit dreieinhalb Jahren auf den Rasen. Für Turiner Verhältnisse also beinahe schon ein Juniorenteam.
Juventus - Ajax Amsterdam 1:2 (1:1)
1:0 Ronaldo (28.)
1:1 van de Beek (33.)
1:2 de Ligt (67.)
Juventus: Szczesny - de Sciglio (64. Joao Cancelo), Rugani, Bonucci, Alex Sandro - Can, Pjanic, Matuidi - Bernadeschi (80. Betancur), Dybala (46. Kean), C. Ronaldo
Ajax Amsterdam: Onana - Veltman, de Ligt, Blind, Mazraoui (11. Sinkgraven, 82. Magallán) - Schöne, de Jong - Ziyech (88. Huntelaar), van de Beek, David Neres - Tadic
Schiedsrichter: Clement Turpin
Gelbe Karten: Can, Ronaldo / -
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Da war die Juve-Welt noch in Ordnung: Führung durch Cristiano Ronaldo in der 28. Minute. Es war sein fünfter Treffer in den letzten fünf Champions-League-Spielen gegen Ajax.
Nur fünf Minuten später traf jedoch Donny van de Beek (4.v.l.) zum Ausgleich. Er tauchte frei vor Juve-Schlussmann Wojciech Szczesny auf und vollendete eiskalt.
Zwei Gegenspieler im Zweikampf, das ist der Portugiese schon gewohnt. Auch Ajax versuchte es mit Teamwork, oft mit Erfolg. Hier attackieren Lasse Schöne (l.) und Donny van de Beek.
Alex Sandro (r.) verlor gemeinsam mit Mitspieler Daniele Rugani beim 1:2 das Kopfballduell mit Matthijs de Ligt (67.). Hier behauptet er sich gegen Noussair Mazraoui besser.
Matthijs de Ligt (v.) lässt sich nach seinem Treffer zum 2:1 feiern.
Auch Ajax-Coach Erik Ten Hag (3.v.r.) war nach dem Spiel natürlich zufrieden. Hier lässt er sich von Klaas-Jan Huntelaar umarmen.
Man soll gehen, wenn's am schönsten ist: Ten Hag (r.) zeigt seinen Spielern den Weg Richtung Umkleidekabine.
Cristiano Ronaldo blieb nach dem Spiel lieber noch ein bisschen sitzen.
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