Leipzigs Siegtorschütze Timo Werner Er trifft noch

Timo Werner (links) erzielte in dieser Saison bereits 26 Treffer in Liga, Pokal und Europacup
Foto:GLYN KIRK/ AFP

Timo Werner (links) erzielte in dieser Saison bereits 26 Treffer in Liga, Pokal und Europacup
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Am Ende wurde Timo Werner fast ein bisschen übermütig. Der Angreifer von RB Leipzig hatte in der Schlussphase des Achtelfinalhinspiels der Champions League gegen Tottenham die tollkühne Idee, den Ball volley aus der Luft zu nehmen und mehr als 50 Meter zu seinem Torwart zurückzuspielen. Der Versuch misslang und nur der aufmerksamen Abwehrreihe der Leipziger war es zu verdanken, dass aus der Situation keine Chance für die Engländer wurde.
Und so konnte sich Werner am Ende als einer der entscheidenden Protagonisten der Partie fühlen, immerhin hatte er mit einem Elfmetertor für den einzigen Treffer beim 1:0 (0:0)-Sieg gesorgt. Die Situation, die zum Strafstoß führte (Konrad Laimer wurde von Ben Davies gefoult), hatte der Nationalspieler zudem mit einem Heber selbst eingeleitet. Dass der Bundesliganeuling in seinem ersten K.-o.-Spiel in der Königsklasse den Vorjahresfinalisten so dominierte, hatte viel mit Werner zu tun.
Großchance gegen Bayern vergeben
Dabei hatte der Angreifer, was Tore angeht, in der Rückrunde noch nicht seine Hinrundenform wiederfinden können. Zwar startete er mit einem Doppelpack gegen Union Berlin, doch danach war er fünf Spiele ohne Treffer geblieben, vier in der Liga und eines im DFB-Pokal. Eine lange Zeit, die bei Stürmern gerne auch in Minuten angegeben wird, um die Dramatik zu erhöhen. Verstärkt worden war der Eindruck von einer Szene im Topspiel gegen Bayern München, als er in der zweiten Hälfte eine Großchance vergeben hatte.
"Dass Timo keine Maschine ist und dass es da auch mal kleinere Tiefs gibt, gehört zum Sportlerleben dazu", sagte Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff nach der Partie gegen Tottenham zu den vergangenen Wochen seines Stürmers. Er sei "auch erleichtert", allerdings habe er die torlose Phase nicht als dramatisch empfunden. "Er hat ja eine fantastische Hinserie gespielt und auch in den vergangenen Spielen viel Aufwand betrieben."
Noch nie hatte Werner so viele Treffer erzielt
Aber nichtsdestotrotz, so Mintzlaff, lebe ein Stürmer davon, dass er Tore macht. Eine einfache Rechnung, die für Werner in der Hinrunde in sehr vielen Spielen aufgegangen war. Es sah sogar zeitweise so aus, als sei Werner auf einem guten Weg, den 40-Tore-Bundesligarekord von Gerd Müller zu knacken. In der Liga hat er bislang 20-mal getroffen, dazu noch zweimal im DFB-Pokal und nun viermal in der Champions League.
26 Tore hatte Werner in einer Saison noch nie geschossen. In seinen bisherigen Spielzeiten in der Bundesliga waren es ganz am Ende nie mehr als 21 Treffer. Und es ist ja auch erst Ende Februar, die Saison geht noch eine ganze Weile. Zwölf Spiele sind es noch in der Liga - und die Chance, das auch in der Champions League noch ein paar hinzukommen, ist nicht klein.
"Fünf, sechs richtig gute Torchancen"
Gegen Tottenham war Werner bemüht und quirlig, bereits nach zwei Minuten hatte er eine Großchance, traf aber aus zwei Metern nur den Torwart. So war es auch kurz vor der Halbzeit, als er über links frei zum Schuss kam. Wenn Leipzig nach vorne spielte, dann hatte Werner meist seine Füße im Spiel: "Wir haben gute Lösungen nach vorne gefunden und hatten vier, fünf, sechs richtig gute Torchancen", sagte Mittelfeldspieler Laimer.
Als Werner dann auch noch an einer Hereingabe knapp vorbeirutschte und erneut ein Schussversuch in der zweiten Hälfte abgeblockt wurde, hätte wohl so mancher Verständnis gehabt, wäre Werner langsam verzweifelt. Aber der Angreifer blieb konzentriert – und war dann zur Stelle, als sich per Elfmeter die Chance auf die Führung ergab. "Ich freue mich, dass er in so einem wichtigen Spiel getroffen hat", sagte Laimer: "Das war sicher nicht einfach, wo die gegnerischen Fans alle hinterm Tor herumfuchteln."
Tottenham war stark ersatzgeschwächt
Die Spurs gaben sich nach dem Rückstand nicht geschlagen. Auch ohne die beiden Starangreifer Harry Kane (Oberschenkelverletzung) und Son Heung-Min (Armbruch) starteten die Gastgeber eine Schlussoffensive, die Leipzig nur dank konzentrierter Verteidigungsarbeit und einem stark parierenden Péter Gulácsi unbeschadet überstand.
Gerne hätte man natürlich gehört, wie der vielgelobte Werner den Abend erlebt hatte. Doch der Angreifer war wegen einer Dopingkontrolle verhindert. Stattdessen wies Keeper Gulácsi trotz aller Freude ob der guten Ausgangslage für das Rückspiel in Leipzig am 10. März (21 Uhr, Liveticker SPIEGEL.de) darauf hin, dass Leipzig auch ein höheres Ergebnis hätte erzielen können. "Wir haben Chancen gehabt, früher in Führung zu gehen und hätten auch das 2:0 machen müssen. Heute war mehr drin."
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Tottenham Hotspur gegen RB Leipzig im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League, Vorjahresfinalist gegen den Neuling in der K.-o.-Runde, aber es war auch das Duell zweier Trainergenerationen: José Mourinho, bereits zwei Champions-League-Titel gewonnen, traf auf Julian Nagelsmann, mit 32 Jahren der jüngste Trainer im Achtelfinale der Königsklasse jemals.
Noch ein junger Mann, hier in der Abwehr von RB: Weil die Abwehr-Stammspieler Dayot Upamecano, Willi Orban und Ibrahima Konaté bei RB fehlten, durfte der 19 Jahre alte Ethan Ampadu von Beginn an spielen. Die Leihgabe des FC Chelsea war in der Bundesliga zuvor erst auf 78 Minuten Einsatzzeit gekommen. Als Unsicherheitsfaktor sollte sich die Aushilfskraft aber nicht erweisen, wohl auch, weil Tottenham ohne die verletzten Starstürmer Harry Kane und Son Heung-min die Wucht im Angriffsspiel fehlte.
War einer der gefährlichsten Akteure im RB-Trikot: Patrik Schick hatte mehrere Chancen, doch er vergab sie alle.
Stattdessen durfte dieser Herr jubeln: Timo Werner in der 58. Minute.
Konrad Laimer war im Strafraum von Ben Davies zu Fall gebracht worden, es gab Elfmeter. Werner trat an und verwandelte diesen sicher ins linke Eck. Damit hatte der 23-Jährige seine persönliche Krise beendet.
Werner war zuletzt viermal in der Liga ohne Treffer geblieben, auch beim Pokal-Aus gegen Frankfurt kein Werner-Tor.
Giovani Lo Celso war einer der auffälligsten Spieler bei Tottenham. Doch der beste der Spurs war ein anderer.
Hier bei Aufräumarbeiten kurz nach Wiederanpfiff aktiv, meist aber als Chancenkiller unterwegs: An Hugo Lloris scheiterten Leipzigs Stürmer mehrfach. Am Ende blieb es vor allem seinetwegen beim 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel, und so darf der Klub aus der englischen Premier League noch auf das Weiterkommen hoffen.
Tottenham Hotspur gegen RB Leipzig im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League, Vorjahresfinalist gegen den Neuling in der K.-o.-Runde, aber es war auch das Duell zweier Trainergenerationen: José Mourinho, bereits zwei Champions-League-Titel gewonnen, traf auf Julian Nagelsmann, mit 32 Jahren der jüngste Trainer im Achtelfinale der Königsklasse jemals.
Foto: ADRIAN DENNIS/ AFPNoch ein junger Mann, hier in der Abwehr von RB: Weil die Abwehr-Stammspieler Dayot Upamecano, Willi Orban und Ibrahima Konaté bei RB fehlten, durfte der 19 Jahre alte Ethan Ampadu von Beginn an spielen. Die Leihgabe des FC Chelsea war in der Bundesliga zuvor erst auf 78 Minuten Einsatzzeit gekommen. Als Unsicherheitsfaktor sollte sich die Aushilfskraft aber nicht erweisen, wohl auch, weil Tottenham ohne die verletzten Starstürmer Harry Kane und Son Heung-min die Wucht im Angriffsspiel fehlte.
Foto: ANDREW BOYERS/ REUTERSHier bei Aufräumarbeiten kurz nach Wiederanpfiff aktiv, meist aber als Chancenkiller unterwegs: An Hugo Lloris scheiterten Leipzigs Stürmer mehrfach. Am Ende blieb es vor allem seinetwegen beim 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel, und so darf der Klub aus der englischen Premier League noch auf das Weiterkommen hoffen.
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