Dortmund-Gala gegen Real "Jetzt nicht komplett durchdrehen"

Dortmund-Trainer Klopp: "Das wird kein Zuckerschlecken"
Foto: INA FASSBENDER/ REUTERSHamburg - Er hatte es aus kurzer Distanz getan, mit dem Außenrist und zweimal mit einer Urwucht, insgesamt vier Tore hatte Robert Lewandowski gegen Real Madrid erzielt, es war der erste Viererpack überhaupt in einem Champions-League-Halbfinale. Nun stand Dortmunds Edel-Angreifer da, nach einem rauschaften, fast unheimlichen 4:1-Sieg gegen die "Königlichen" und sprach, als hätte sich der BVB gerade zu einem Remis gegen Greuther Fürth gewürgt.
Real habe in der ersten Halbzeit gut gespielt, Dortmund in der zweiten aber besser, sagte Lewandowski. Natürlich wolle man ins Finale, aber "wir haben nur den ersten Schritt gemacht." Lewandowskis Worte passten zum Dortmunder Jubel: Dezent klatschten sich die Borussen ab, ganz so, als ob das vorherige Spiel eine Selbstverständlichkeit gewesen sei.
Doch es war keine. Der BVB hat die "Königlichen" zum zweiten Mal in dieser Saison geschlagen, Real seine bisher höchste Pleite in der Champions League zugefügt. Die Borussia kommt nun zusammen mit dem Erfolgen gegen Ajax Amsterdam, Manchester City und Schachtjor Donezk auf sechs Siege gegen europäische Meister. Im vergangenen Jahr schied das Team noch als Letzter in der Gruppenphase aus, nun steht es kurz vor dem Einzug ins Endspiel am 25. Mai.
"Man muss sich zwingen, nicht komplett durchzudrehen."
Real braucht im Rückspiel am kommenden Dienstag (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) im heimischen Estadio Santiago Bernabéu mindestens drei Tore. Oder anders: ein Wunder. Dortmund-Trainer Jürgen Klopp sagte zur Ausgangslage: "Man muss sich zwingen, nicht komplett durchzudrehen. Wir müssen noch nach Madrid, das wird kein Zuckerschlecken." Er sprach von einer "einfach unglaublichen" Leistung.
Eine Leistung, die angesichts der schwierigen Vorzeichen sogar noch höher einzuordnen ist. Das Bekanntwerden des Götze-Wechsels zum FC Bayern am Dienstag hatte die BVB-Welt schockiert, es wurde befürchtet, die Nachricht sei ein lähmender, ein verunsichernder Faktor. Doch sie schien fast das Gegenteil bewirkt zu haben.
"Ich bin stolz auf alle Zuschauer, die haben das großartig gemacht", sagte Klopp, der zuvor an die Anhänger appelliert hatte, alle belastenden Gedanken zu Hause zu lassen. Während Dortmund ein beeindruckender Stimmungsumschwung gelang, ist die Laune bei Real arg getrübt. Zudem flackerten die Gerüchte um einen Abschied von Trainer José Mourinho am Abend erneut auf. Der erhoffte große Titel zum Schluss scheint kaum mehr möglich.
"Es war ein leichter Sieg für die Borussia. Sie waren stärker, präsenter und aggressiver." Um doch noch ins Finale zu kommen, brauche sein Team im Rückspiel nun ein "perfektes Spiel". Wie das funktioniert? Er könnte ja einmal in Dortmund nachfragen.
Borussia Dortmund - Real Madrid 4:1 (1:1)
1:0 Lewandowski (8.)
1:1 Ronaldo (43.)
2:1 Lewandowski (50.)
3:1 Lewandowski (55.)
4:1 Lewandowski (67., Foulelfmeter)
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek (83. Großkreutz), Subotic, Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Gündogan (90.+2 Schieber) - Blaszczykowski (82. Kehl), Götze, Reus - Lewandowski
Madrid: Lopez - Ramos, Varane, Pepe, Coentrao - Khedira, Alonso (80. Kaka) - Özil, Modric (68. Di Maria), Ronaldo - Higuain (68. Benzema)
Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande)
Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Lewandowski - Khedira, Özil, Ramos (4)