Fotostrecke

Champions League: Verunglückte Flanke, verschämter Torschütze

Foto: AP/dpa

Schalkes Sieg gegen Bukarest "Hauptsache gewonnen"

Spektakel? Fehlanzeige! Das 3:0 des FC Schalke gegen Bukarest hört sich besser an als die Mannschaft wirklich gespielt hat - doch das interessiert im Club niemanden. Für Schnörkel ist kein Platz, man will einzig den Erfolg. Der nächste Gegner ist gewarnt: Er heißt Bayern.

Kevin-Prince Boateng ist ein Fußballprofi, dessen Spiel beeindruckend schnörkellos sein kann. Auch beim 3:0-Sieg des FC Schalke 04 gegen Steaua Bukarest, dessen nacktes Ergebnis überzeugender klingt, als die Schalker gespielt haben, ist dieser imposante Fußballspieler sehr auffällig gewesen, und an diesem Abend lieferte er auch noch die geradlinigste Analyse zum keineswegs glanzvollen Sieg. "Im Endeffekt ist es ja egal wie, Hauptsache gewonnen", sagte er. Da konnten ihm auch die kritischen Geister unter den Beobachtern kaum widersprechen.

Schalke ist Tabellenführer der Gruppe E, und ganz im Gegensatz zum favorisierten FC Chelsea, der 1:2 gegen den FC Basel verloren hat, ist das Team mit dem erwarteten Ergebnis in die Gruppenphase gestartet. "Aber es war lange ein zähes Spiel und nicht alles super heute", räumte Benedikt Höwedes pflichtbewusst ein. Doch eigentlich wollten die Spieler und Verantwortlichen die Lage lieber in einen größeren Zusammenhang einordnen.

Denn wenn man sich ein wenig von dem Spiel am Mittwochabend löst und die drei jüngsten Siege mit sechs hübsch anzusehenden Treffern und ohne Gegentor betrachtet, dann sieht die Schalker Fußballwelt ganz wunderbar aus. Beflügelt von diesem "kleinen Lauf" (Höwedes) behauptete Trainer Jens Keller sogar, dass seine Mannschaft "überragend" in die Champions-League-Saison gestartet sei, was vielleicht auf das Ergebnis zutreffen mag. Nicht aber aufs Spiel, dem in vielen Phasen Tempo und Inspiration fehlten.

"Schalkes neue Taktik heißt Boateng"

Richtig ist allerdings, dass das Team "insgesamt kompakter steht und besser gegen den Ball arbeitet", wie Manager Horst Heldt sagte, und "dass wir Qualität nach vorne haben, haben wir jetzt auch bewiesen". Eine rheinische Lokalzeitung hatte vor der Partie getitelt, "Schalkes neue Taktik heißt Boateng", was natürlich etwas despektierlich dem Rest der Mannschaft gegenüber war.

Aber völlig falsch ist diese These nicht. Denn Boateng, auf den der seltsame Fußballbegriff "Präsenz" zutrifft, wie auf kaum einen anderen Spieler, ist im Gegensatz zu vielen anderen Schalkern auch dann zu sehen, wenn das Mannschaftsspiel hakt und holpert. "Kevin hat sich von Anfang an sensationell präsentiert, davon profitieren alle", sagte Heldt.

An diesem Abend brauchten die Schalker neben Boateng allerdings noch ein Glückstor des Rechtsverteidigers Atsuto Uchida, "um den Knoten zu lösen", wie Dennis Aogo sagte. Die viel zu hohe Flanke des Japaners aus dem Halbfeld landete eher versehentlich im Tor der Rumänen (67. Minute), "Uschi hat sich dafür fast schon geschämt", verriet Aogo. Erst nach diesem Zufallsprodukt wurde das Schalker Offensivspiel flüssiger, Boateng (78.) und Draxler (85.) erzielten die anderen beiden Treffer, so dass in einigen Tagen vergessen sein wird, wie mühsam die Angelegenheit war.

Jetzt kommen die Bayern

"Wir werden selten Mannschaften erleben, die wir mit 7:0 nach Hause schicken, wenn wir siebenmal 1:0 gewinnen, bin ich auch glücklich", erwiderte Heldt auf Kritiker, die bemängelten, dass der Bundesligist lange Zeit keine Lücken im engen Defensivverbund der Bukarester fand. Am Wochenende in Mainz ist das schon so ähnlich gewesen, aber so langsam zeichnet sich der Charakter ab, mit dem FC Schalke sich in dieser Saison schmücken will: Sie spielen nicht spektakulär, sind dafür aber zäh, willensstark und schwer zu besiegen. So scheint es jedenfalls im Moment.

Diese neue Stabilität wird nun am Samstag gegen den FC Bayern (18.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) auf eine neue Probe gestellt. "Da sind wir dann Außenseiter", sagte Heldt, der sich auf diese Ausgangslage zu freuen scheint. Wie die Mannschaft funktioniert, wenn sie mal nicht in der Rolle ist, ein Spiel zu dominieren, findet nämlich nicht nur der Manager interessant.

Schalke 04 - Steaua Bukarest 3:0 (0:0)
1:0 Uchida (67.)
2:0 Boateng (78.)
3:0 Draxler (84.)
Schalke: Hildebrand - Uchida, Höwedes, Matip, Aogo - Höger, Neustädter - Farfan, K. Boateng, Draxler - Szalai (82. Fuchs)
Bukarest: Tatarusanu - Georgievski, Szukala, Gardos, Latovlevici - Pintilii, Bourceanu - Popa, Stanciu (60. Tatu), Tanase - Kapetanos (64. Piovaccari)
Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei)
Zuschauer: 49.000
Gelbe Karten: Höger / Bourceanu, Popa

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren