Kurz nachdem Ende August die Gruppen der Champions League ausgelost worden waren, klingelte in der Geschäftsstelle von Malmö FF das Telefon. Am Apparat war kein gewöhnlicher Fan, der ein Ticket reservieren wollte. Es sprach Zlatan Ibrahimovic, und er hatte eine größere Bestellung: "Reserviert den Marktplatz. Ich zahle."
Ibrahimovic ist in Malmö geboren, mit 14 Jahren wechselte er zu Malmö FF, sechs Jahre später kaufte Ajax Amsterdam den Stürmer für rund neun Millionen Euro. Heute ist er einer der größten Stars des Sports, am Abend kehrt er mit Paris St. Germain in seine Heimat zurück (Anpfiff 20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE).
Und der 34-Jährige will, dass das jeder dort sehen kann, vor allem seine Kumpel von einst, mit denen er jeden Tag kickte, Fahrräder klaute, und noch mehr kickte. Deshalb ließ er den größten Platz der rund 280.000 Einwohner großen Stadt buchen, den Stortorget, und dort eine Leinwand errichten - die größte Europas, wie es heißt - auf der das Spiel live übertragen wird. Ibrahimovic selbst kümmerte sich um die Übertragungsrechte, so sehr liegt ihm die Angelegenheit am Herzen.
"Bei Malmö FF hat alles angefangen. Dort bin ich aufgewachsen", sagte er schon vor der Anreise. Nichts könnte schöner sein, sagt er, "als in der Champions League gegeneinander zu spielen. Es fühlt sich surreal an". Für Malmö könnte das Wiedersehen darüber hinaus folgenschwer werden: Der Klub ist Tabellenletzter in seiner Gruppe, hat nur drei Punkte und kämpft mit Schachtar Donezk (ebenfalls drei Punkte) um einen Platz in der Europa League.
Für Ibrahimovic ist es das erste Mal, dass er in einem Pflichtspiel gegen seinen alten Verein antritt. "Es wird ein Tag, an den ich mich immer erinnern werde." Ibrahimovic wird dann in der Arena spielen, die er mit seinem Transfer zumindest mitfinanziert hat. Der Klub forderte und kassierte soviel Geld, dass Ajax Amsterdam beim Gehalt für das Talent sparte. "Als Dank wurde ich der am schlechtesten bezahlte Spieler von Ajax", beschwerte er sich noch 2004. Es kam zum zwischenzeitlichen Bruch zwischen Ibrahimovic und seinem Heimatklub.
Inzwischen hat der Schwede aber lange seinen Frieden mit seiner Stadt und dem Verein gemacht. Es sei wichtig, betont Ibrahimovic dieser Tage, sich stets seiner Wurzeln zu besinnen. "Ich bin auf das höchste Level gekommen", sagt er, "aber ich kann nicht vergessen, wo ich herkomme, und man muss immer etwas zurückgeben."
In der Suite kann natürlich nur einer wohnen
Und das hat er. In seinem alten Viertel Rosengard ließ er einen Fußballplatz bauen, den "Zlatan Court". An einer Unterführung in der Nähe steht ein etwas abgewandeltes Zitat von ihm: "Du kannst den Jungen aus Rosengard holen, aber Rosengard nicht aus dem Jungen holen." Ibrahimovic hat meist das Wort "Getto" benutzt.
Besonders in diesen Tagen ist Ibrahimovic in Malmö allgegenwärtig. So gibt es im Hotel "Clarion & Congress", in dem das Team von Paris St. Germain wohnt, im 23. Stock die "Zlatan Suite". Zlatan pur auf 100 Quadratmetern, an der Wand hängen ein großes Porträt von Ibrahimovic, dazu Bilder von ihm aus Jugendtagen, im Regal steht seine Biografie. Eingezogen ist in das Zimmer natürlich nur einer: Zlatan Ibrahimovic.
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Er ist der unumstrittene Star in Schwedens Nationalmannschaft: Zlatan Ibrahimovic. Der Stürmer hat in 78 Länderspielen bisher 32 Tore für die Skandinavier erzielt.
Auf Vereinsebene gilt Ibrahimovic als Wandervogel: Aktuell läuft er für Paris Saint-Germain auf, seine insgesamt siebte Station als Profi. Mit PSG wurde er in der vergangenen Saison Meister.
Seinen Durchbruch schaffte Ibrahimovic in den Niederlanden: 2001 wechselte er als 19-Jähriger zu Ajax Amsterdam. Knapp acht Millionen Euro Ablöse kassierte sein ehemaliger Klub Malmö FF, was einen neuen Transferrekord für einen schwedischen Spieler bedeutete.
Seit 2001 trägt Ibrahimovic auch das Trikot mit den drei Kronen - allerdings mit Unterbrechungen: 2007 wurde er wegen Disziplinlosigkeit suspendiert. Nach der verpassten Qualifikation für die WM 2010 nahm er eine Auszeit von der Nationalmannschaft.
Besonders spektakulär war sein Tor zum 1:1 im Gruppenspiel gegen Italien bei der EM 2004, mit der Hacke hob er den Ball über Keeper Gianluigi Buffon ins Tor. Aber auch sein Fallrückzieher aus 25 Metern bleibt im kollektiven Fußballgedächtnis.
Auf Vereinsebene wechselte "Ibra" nach 72 Spielen und 31 Toren für Ajax 2004 als niederländischer Meister nach Turin. Sein Marktwert hatte sich fast verdreifacht (19 Millionen Euro), und der 1,95-Meter-Mann bewies auch in der Serie A seine Treffsicherheit.
Gemeinsam mit Sturmkollege Adrian Mutu feierte er schon in seinem ersten Jahr den Titel mit Juventus.
Auch im Folgejahr wurde die "Alte Dame" mit dem Schweden Meister. Allerdings wurden die beiden Titel später im Zuge des italienischen Fußballskandals aberkannt. Auch bei seiner nächsten Station hieß es: Wo Ibrahimovic ist, ist der Erfolg. Ab der Saison 2006/2007 ging er für Inter Mailand auf Torejagd.
Ibrahimovic gewann 2007, 2008 und 2009 mit Inter unter den Trainern Roberto Mancini (2007, 2008) und José Mourinho (2009) die Meisterschaft. In Rahmen eines spektakulären Tauschgeschäfts zog Ibrahimovic weiter zum FC Barcelona.
Der spanische Traditionsclub bezahlte 50 Millionen Euro an Inter - und legte Samuel Eto'o noch obendrauf. Der Kameruner hatte in fünf Jahren bei Barca 108 Tore in 145 Spielen erzielt, Ibrahimovic selbst bezeichnet ihn als einen der besten Stürmer der Welt. Gemeinsam mit Weltfußballer Lionel Messi (l.) und der Arsenal-Legende Thierry Henry sollte der Schwede als Mittelstürmer für Tore sorgen.
Nach gutem Start fand er sich aber immer häufiger auf der Bank wieder, sein Verhältnis zu Trainer Josep Guardiola war angespannt. "Er hat keine Eier", sagt Ibrahimovic nun über den neuen Bayern-Trainer.
Zwar feierte das Team den Gewinn der Meisterschaft, doch spätestens, als mit David Villa ein potentieller Nachfolger für 40 Millionen Euro vom FC Valencia verpflichtet wurde, sah Ibrahimovics Zukunft bei den Katalanen düster aus.
Barcelona einigte sich mit dem AC Milan auf ein Leihgeschäft. Von Beginn an zeigte sich der 29-Jährige wieder treffsicher. In 60 Partien für die Italiener war Ibrahimovics 42-mal erfolgreich. 2012 zog es den Wandervogel dann nach Paris.
Die Franzosen zahlten geschätzte 20 Millionen Euro Ablöse für den Schweden.
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