Chelsea-Sieg "Ballack hat endlich sein Gehalt gerechtfertigt"
London - "Michael Ballack hat endlich seine 130.000 Pfund Wochengehalt mit seinem Treffer gerechtfertigt, der den FC Chelsea ins Viertelfinale bringt", schrieb "The Sun". In der Vergangenheit hatte das Boulevardblatt mit Vorliebe gegen den Deutschen geätzt: "Michael Ballack wurde geholt, um deutsche Präzision und Effektivität in eine gut geölte Maschine zu bringen, doch stattdessen hat er Sand ins Getriebe gestreut". Nach dem glorreichen Treffer gestern gegen Porto schreibt die "Sun": "Ballacks Volley aus nächster Nähe erlöste eine nervöse Anhängerschaft an der Stamford Bridge."
"Michael Ballack wurde diese Saison viel kritisiert, da er wie ein ramponierter VW Käfer gespielt hat. Allerdings hat es sich ausgezahlt, dass er seinen Motor am Laufen hielt, da er am Ende die zeitlose Qualität eines BMW erkennen ließ", schrieb "The Times". "Ballack hat die meiste Zeit des Spiels in seiner eigenen kleinen Traumwelt verbracht, wanderte ziellos umher, verspottet von den eigenen Fans. Mourinho alleine wird wissen, warum der Deutsche in der Halbzeitpause nicht ausgewechselt wurde", stichelte "The Mirror".
"Das Tor wird Michael gut tun, da er Chelsea damit ins Viertelfinale geschossen hat", sagte Trainer Mourinho nach dem Spiel. "Es ist eines dieser Tore, das wie ein Stempel in Erinnerung bleibt. Michael war sehr engagiert, ein gutes Spiel zu spielen. Seine Leistung entsprach exakt der des Teams: Er hat in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt, dafür in der zweiten Halbzeit umso besser", sagte der Portugiese der BBC.
"Es ist traumhaft in so einem Spiel so ein Tor zu machen", sagte Ballack dem Fernsehsender Premiere. "Jeder hat erwartet, dass wir hier zu Hause weiterkommen. Nach dem Rückstand war dann ein Riesendruck auf uns, umso schöner, dass wir es dann noch geschafft haben", sagte Ballack, der sich zugleich selbstkritisch zeigte: "Auch wenn ich nicht immer die beste Leistung gebracht habe, bin ich davon überzeugt, dass ich in die Startelf gehöre."
Sand im Getriebe
Seine teilweise sehr geringen Spielanteile erklärte der ehemalige Bayern-Star damit: "Natürlich bin ich in Chelsea nicht der Spieler im Mittelfeld, der jeden Ball bekommt. Da gibt es um mich herum einige Akteure, die schon länger im Verein sind und großes Potential haben", so Ballack. "Diese Spieler haben logischerweise ein hervorragendes Standing und spielen sehr dominant. Ich muss jetzt versuchen, dass mein Spiel noch mehr zum Tragen kommt."
Ballack hatte gestern im Viertelfinale der Champions League gegen Porto mit einem Seitfallzieher in der 79. Minute Chelseas Einzug ins Viertelfinale ermöglicht und somit eine Blamage für das Millionärs-Ensemble von Startrainer Mourinho verhindert. Nach dem 1:1 im Hinspiel war der portugiesische Meister in der 15. Minute durch Ricardo Quaresma in Führung gegangen. Bis zur Halbzeitpause sah alles danach aus, dass Chelseas großer Traum vom Gewinn der Champions League erneut platzt.
Als Arjen Robben in der 48. Minute zum 1:1 traf, hatten sich offenbar alle schon auf ein Unentschieden eingestellt - nur Ballack ließ nicht locker. Der 30-Jährige stand nach einer herrlichen Kopfball-Kombination zwischen Didier Drogba und Andrej Schewtschenko am Fünfmeterraum und verwandelte die halbhohe Flanke des Ukrainers akrobatisch zum umjubelten Siegtreffer.
Trainer Mourinho hatte Ballack vor dem Spiel noch in Schutz genommen: "Er ist jetzt seit sechs Monaten hier und hat bereits die Medaille vom Gewinn des Carling Cups um. Wäre er bei Bayern geblieben, hätte er nichts gewonnen."
mig/sid