Pokalsieger Real Madrid Unstoppa-Bale
Gareth Bale war gerade erst wieder zu Atem gekommen, da tätschelte ihm Gott die Wange. Oder zumindest Gottes Stellvertreter in der Fußball-Welt: Zinedine Zidane.
Die Spieler von Real Madrid feierten auf dem Rasen des Mestalla-Stadions in Valencia den 2:1-Sieg im Finale der Copa del Rey gegen Barcelona, vor allem aber feierten sie Bale. Der Waliser hatte das Duell in der 85. Minute mit einem der spektakulärsten Tore der Saison entschieden (Hier der Treffer im Video).
Nach einem abgefangenen Barça-Angriff passte Fábio Coentrão zu Bale. Mit einer Berührung legte der Flügelspieler sich den Ball vor und an Marc Bartra vorbei. Barcelonas Verteidiger versuchte den Madrilenen zu blocken, doch Bale ließ das kalt. Er umlief Bartra, spurtete drei, vier Meter jenseits der Seitenauslinie weiter - und kam dennoch mit so viel Vorsprung vor Bartra wieder an den Ball, dass er im Strafraum kreuzen konnte.

Dem Fotografen David Ramos von der Agentur Getty gelang ein Bild, das Bale von hinten zeigt und die Barcelona-Fans hinter dem Tor. Ihnen steht das Staunen in die Gesichter geschrieben und die Angst vor dem, was kommen sollte (siehe Fotostrecke, Bild 6): Bale tunnelte zum krönenden Abschluss seines Solos Barcelona-Keeper Pinto. 2:1, Sieg gegen den Erzfeind.
Bartra musste nach dem Treffer mit Krämpfen ausgewechselt werden.
"Bartra hat versucht, mich wegzudrücken und zu blockieren, aber das hat er nicht geschafft. Ich musste um ihn herumlaufen", beschrieb Bale später selbst die Szene: "Es war toll, dieses Tor zum Sieg zu erzielen, zu meinem ersten Titel mit Madrid. Es war eine perfekte Nacht!"
Genau für solche Nächte, für solche Momente, hatte Real Madrid Gareth Bale im Sommer von Tottenham Hotspur verpflichtet. Für die atemraubende Summe von über 90 Millionen Euro. Der zweimalige Fußballer des Jahres in England hatte in der Premier League schon gezeigt, dass er an guten Tagen dank seiner Athletik und Ballbeherrschung nicht zu stoppen ist.
Zidane: "Ich werde immer da sein, um ihm zu helfen"
Dennoch war man auch bei Real skeptisch, ob Bale den "Königlichen" wirklich würde weiterhelfen können. Schließlich hat man in Cristiano Ronaldo den vielleicht einzigen Spieler des Planeten, der Bale in dessen Spezialdisziplinen noch übertrumpft. Doch der Portugiese fällt in der entscheidenden Phase der Saison mit einer Muskelverletzung im linken hinteren Oberschenkel aus. Sein Einsatz im Halbfinal-Hinspiel gegen Bayern München am 23. April ist fraglich.
Nun zeigte Bale, dass er nicht nur eine gute Ergänzung zu Ronaldo ist, wie meist in der Liga (14 Tore in 25 Spielen), sondern dass er auch Spiele entscheiden kann.
Einer, der von Beginn an den Hausmeistersohn aus Cardiff geglaubt hat und ihn gegen Kritiker verteidigte, war Zidane. Der Weltmeister und Weltfußballer ist bei Real Madrid Co-Trainer von Carlo Ancelotti und war zuvor Sportdirektor. Im Herbst hatte er über Bale gesagt: "Ich bin mir sicher, dass Gareth uns sofort verstärken wird. Und ich werde immer da sein, um ihm dabei zu helfen."
Der Franzose beschwerte sich über den Druck, den die Medien dem Zugang wegen seiner Ablösesumme machten. "Wenn ihm dieser Druck zuviel wird, kann er jederzeit zu mir kommen. Wir wollten ihn unbedingt haben und wir freuen uns darauf, Gareth noch stärker zu machen, als er bei Tottenham ohnehin schon war."
Tatsächlich schwärmen seine Mitspieler nicht erst seit dem Tor im Pokalfinale von Bales Fähigkeiten. Von den erwarteten Spannungen zwischen dem Neuen und dem Megastar war diese Saison nichts zu spüren. Ronaldo jubelte auf der Tribüne über Bales Treffer so ausgelassen, als hätte er ihn selbst erzielt und eilte später, so schnell es seine Verletzung zuließ, zu ihm, um zu gratulieren. Und Abwehrspieler Pepe staunte über Bale: "Seine Kraft und sein Können sind einfach beeindruckend."
Auch in München weiß man natürlich längst von Bales Ausnahmefähigkeiten. Die Aufgabe, Bale vom Toreschießen abzuhalten, wird wohl David Alaba zufallen. Der Österreicher ist einer der schnellsten Verteidiger der Liga, doch ob das reicht, den "Welsh Wizard", den walisischen Zauberer zu stoppen?