Fehlende Corona-Tests im NRW-Fußball
"Wir mussten das erst organisieren, schneller ging das nicht"
In Nordrhein-Westfalen hat die Landesregierung mit dem Fußballverband beschlossen, dass die Regionalliga trotz Shutdown weiterspielen darf – jetzt gibt es Ärger, weil die Spieler bislang nicht getestet werden.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung kritisiert den Westdeutschen Fußballverband (WDFV) für dessen Umgang mit Corona-Schutzmaßnahmen. Der Ärger betrifft die Herren-Regionalliga West, deren Fußballer in den vergangenen Wochen ohne Corona-Tests spielten. In Absprache mit dem WDFV hatte die Staatskanzlei die vierte Liga zuletzt als Spielklasse mit professionellen Strukturen eingestuft und damit die Grundlage dafür geschaffen, dass während des Shutdowns im November Spiele ausgetragen werden dürfen. Die Regionalliga West ist derzeit deutschlandweit die einzige vierte Fußballliga, die Spiele bestreitet.
Eine verbindliche Absprache hinsichtlich von Testungen gab es aber offenbar nicht, lediglich Ankündigungen des Verbands. "Ich bin davon ausgegangen, dass sich die Vereine im Hinblick auf die Tests auch wie Profivereine verhalten, nachdem sie als solche eingestuft wurden", sagt Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport. Sie habe den Verband nun aufgefordert, "schnellstmöglich entsprechende Testungen der Spieler" vorzunehmen.
Auch die Opposition im Düsseldorfer Landtag ist empört: "Es ist unverschämt, sich zur Profiliga zu erklären und sich dann nicht wie Profis zu verhalten, wenn es um die Tests geht", sagt Rainer Bischoff, sportpolitischer Sprecher der SPD.
"Es ist unverschämt, sich zur Profiliga zu erklären und sich dann nicht wie Profis zu verhalten"
Laut Verband sollen demnächst 48 Stunden vor den Spielen Schnelltests eingesetzt werden. Die Tests sollen "spätestens ab nächster Woche" beginnen, sagt WDFV-Präsidiumsmitglied Manfred Schnieders: "Wir mussten das erst organisieren, schneller ging das nicht."
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) tauschte sich im September bei einem digitalen Sportgipfel mit Funktionären verschiedener Sportarten aus, dabei ging es auch um die wirtschaftliche Situation der Verbände. Inzwischen hat die Landesregierung für die von fehlenden Zuschauereinnahmen betroffenen Viertligisten im Sport ein 15-Millionen-Euro-Notprogramm geschaffen.
Allerdings ist selbst bei manchem Fußball-Viertligisten die Verwunderung über den Spielbetrieb im November groß. "Ich persönlich weiß nicht, was wen getrieben hat, uns weiterspielen zu lassen", sagt Hajo Sommers, Präsident von Rot-Weiß Oberhausen. "Ich war davon ausgegangen, dass wir für den November und eventuell auch noch Dezember, wie alle Amateure, nicht weiterspielen. Ich war echt überrascht." Mögliche Corona-Tests seien in den Gesprächen mit der Staatskanzlei "kein Thema" gewesen.
Ein Regierungssprecher teilt mit, dass die Landesregierung "die Umsetzung der entsprechenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen bei der Durchführung der Spiele" erwarte. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium äußert sich auf Anfrage nicht. Aus Kreisen des Ministeriums heißt es aber, man sei von der Fortführung des Spielbetriebs überrascht und in die Entscheidung nicht eingebunden gewesen.