Football Leaks Ronaldo unter Betrugsverdacht

Cristiano Ronaldo gerät in der Steueraffäre weiter in die Defensive. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Weltfußballer und seine Anwälte den spanischen Fiskus betrogen und die Öffentlichkeit in die Irre geführt haben.
Cristiano Ronaldo

Cristiano Ronaldo

Foto: Gtres/ dpa

Die Verteidigungsstrategie von Cristiano Ronaldo gerät ins Wackeln. Nachdem die Madrider Staatsanwaltschaft vergangene Woche gegen den Stürmer von Real Madrid Anklage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von knapp 15 Millionen Euro erhoben hat, sind Dokumente aufgetaucht, die den Verdacht verstärken, Ronaldo und seine Anwälte hätten den spanischen Fiskus betrogen. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Hintergrund ist ein Vertrag zwischen Ronaldo und der auf den British Virgin Island (BVI) registrierten Briefkastenfirma Tollin, der besagt, dass zwischen 2009 und 2014 Einnahmen aus Werbeverträgen über die BVI-Firma an den Fußballer fließen sollten. Im Zuge der Ermittlungen gegen ihn hat Ronaldo den Behörden den Vertrag offengelegt.

In einem Vertragsentwurf, der dem SPIEGEL von der Enthüllungsplattform Football Leaks zugespielt wurde, findet sich ein Vermerk eines Beraters. Demnach solle in dem Entwurf "ein Bankkonto" eingetragen werden, "das 2008 existierte". 2008 ist das Jahr, in dem der Vertrag angeblich unterzeichnet wurde. Wurde es in Wahrheit rückdatiert?

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Ein weiteres Indiz dafür findet sich in einer internen Mail aus dem Juni 2009, wonach Ronaldos britische Werberechte "currently", also immer noch, in seiner britischen Bildrechtefirma lagen - obwohl doch damals schon, laut dem von Ronaldo persönlich unterzeichneten Vertrag, die weltweiten Einnahmen über Tollin fließen sollten. "Die Rückdatierung von Dokumenten für die Steuerbehörden wäre Urkundenfälschung", sagt Carlos Cruzado, Verbandspräsident der Steuerexperten beim spanischen Finanzministerium. Und der deutsch-spanische Wirtschaftsanwalt Rafael Villena sagt: "Nach spanischem Recht könnte das als Betrugsversuch gewertet werden."

Allem Anschein nach wollen Ronaldos Anwälte auch die Öffentlichkeit in die Irre führen. Sie argumentieren, seit 2004 habe sich an Tollin und ihrer Rolle nichts mehr geändert. Selbst die britische Steuerbehörde - Ronaldo spielte bis Sommer 2009 bei Manchester United - hätte die Karibik-Konstruktion geprüft und damit kein Problem gehabt. Ronaldo habe immer ein gutes Gewissen gehabt, nie den Vorsatz, Steuern zu hinterziehen.

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Belastende Dokumente: Ronaldos Panama-Connection

Dokumente zeigen eine andere Wahrheit. Zunächst gehörten seine Werberechte - was Ronaldo bisher nie erwähnte - noch der Brockton Foundation in Panama, die seine Mutter damals hatte gründen lassen. 2004 gingen die Werbeeinnahmen dann an Tollin über - allerdings zunächst nur für die weltweiten Rechte, mit Ausnahme Englands. Dass seine Werbemillionen komplett an die Tollin fließen, hat Ronaldo, zumindest laut Vertrag, erst im Dezember 2008 verfügt. Er hat also sein Firmenkonstrukt, entgegen der Aussage seiner Anwälte, doch geändert. Weder Ronaldos Anwalt noch seine Berater wollten sich auf SPIEGEL-Anfrage zu den Vorwürfen äußern.

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