
Falcaos WM-Aus "Es ist tragisch"
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Um Punkt 17 Uhr Ortszeit hielt ganz Kolumbien am Montagabend für einen Moment den Atem an. Fast geschlossen nahm das Land vor den Fernsehern Platz, um das letzte Kapitel der "Telenovela Falcao" zu verfolgen. Nach rund vier Monaten war das Ende der scheinbar unendlichen Geschichte um den Fußballer und seines Kreuzbandes gekommen, an dem die Hoffnungen einer ganzen Nation hingen. Aber es gab kein Happy End.
"Es ist ein trauriger Abend", eröffnete mit gestresstem Blick Néstor Pekerman, Kolumbiens argentinischer Nationaltrainer, die Pressekonferenz in einem Hotel im fernen Buenos Aires, wo sich die kolumbianische Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in Brasilien vorbereitet. "Es tut mir weh ihnen mitteilen zu müssen, dass Radamel Falcao nicht die WM spielen wird, da seine Verletzung noch nicht ausgeheilt ist."
Ein Satz, den Millionen Kolumbianer erwartet hatten, der die fußballverrückte Nation in den Anden aber dennoch in eine Fußball-Depression stürzt. "Falcao ist das Symbol Kolumbiens, er ist nicht zu ersetzen. Es ist tragisch", sagt der Fußball-Fan Abel Yangana. Aber Falcaos Aus ist nicht nur bitter für ihn und sein Land. Auch das WM-Turnier in Brasilien hat mit dem Ausfall des Stürmers vom AS Monaco wieder einen Star weniger.
Jede Nachricht über das Knie der Nation elektrisierte die Kolumbianer in den vergangenen Wochen mehr als der zeitgleiche Präsidentschaftswahlkampf. Jede Kleinigkeit der Genesung von Radamel Falcao García Zárate wurde in allen Medien fast als Eilmeldung verbreitet, in Foren diskutiert und sozialen Netzwerken kommentiert. "Falco macht Dehnübungen." "Falcao läuft wieder." "Radamel tritt wieder gegen den Ball." So was halt.
Radamel Falcao, 28 Jahre alt, ist einer der besten Angreifer der Welt. Am 22. Januar hatte er sich bei einem Pokalspiel seines Vereins Monaco gegen einen Viertligisten das Kreuzband im linken Knie gerissen. Seither versuchte er, gegen die Gesetze der Medizin bis zum ersten WM-Spiel seines Teams am 14. Juni gegen Griechenland fit zu werden.
Falcao ist für Kolumbien was Messi für Argentinien ist
An dem Mittelstürmer hingen alle Hoffnungen des Landes auf ein erfolgreiches Abschneiden bei der ersten Teilnahme an einem Weltturnier nach 16 Jahren Abstinenz. Mit neun Treffern in 13 Spielen hat der Angreifer sein Land in der WM-Qualifikation entscheidend nach Brasilien geschossen. Kolumbien wurde hinter Argentinien zweiter in der Südamerika-Qualifikation.
Daher ist der Ausfall des Angreifers für Kolumbien das, was eine Verletzung Lionel Messis für Argentinien wäre: eine nationale Tragödie. Falcao ist der stärkste Spieler, der emotionale Führer, derjenige, den die Gegner fürchten. Kolumbiens WM-Teilnahme scheint damit zum Scheitern verurteilt, wenn man die Stimmung im Land wahrnimmt. "Ich habe Tränen in den Augen", ließ Isabel Barrante im Kurznachrichtendienst Twitter die Welt wissen. Und Alejandro Gañan ergänzte frustriert: "Falcao ist nicht die Nationalmannschaft, aber er ist unerlässlich für den Erfolg!" Selbst Präsident Juan Manuel Santos ließ verlauten: "Das Land bedauert die Abwesenheit des 'Tiger' bei der WM."
Aber die Kolumbianer haben auch ohne Falcao eine großartige Mannschaft. Zum Beispiel Adrián Ramos, den neuen Stürmer von Borussia Dortmund. Er wurde nur als Ersatzmann für das nationale Idol nominiert. Nun fährt er nach Brasilien. Die aktuelle Generation gilt als die talentierteste seit jener um Carlos Valderrama, den Regisseur mit der goldgelben Löwenmähne, der Kolumbien 1990 anführte, als das Team in der Vorrunde 1:1 gegen den späteren Weltmeister Deutschland spielte. Damals erreichte die Mannschaft das Achtelfinale. Das sollte und wollte man in Brasilien wieder schaffen.
Dass Falcao seine Entscheidung so lange hinausgezögert hat, hatte vielleicht nicht nur sportliche Gründe. Hinter dem Kolumbianer, der vor einem Jahr für 79 Millionen Dollar von Atlético Madrid nach Monaco gewechselt war, stecken millionenschwere Menschen, die mit ihm Geld verdienen oder für ihn ausgegeben haben. So wie der russische Magnat und Klubeigentümer von Monaco, Dimitri Riobolowlew. Er war strikt dagegen, dass seine teure Investition, ohne vollständig genesen zu sein, in Brasilien eine neue Verletzung riskiert. Schließlich zahlt er Falcao 63.000 Dollar Tagesgehalt.
Auf der anderen Seite wollten die vielen Werbepartner, dass Falcao unbedingt in Brasilien aufläuft. Mit allen Werbeverträgen streicht der Fußball-Profi im Jahr nochmal gut zehn Millionen Dollar ein. Jetzt, so schätzen Experten, büßen sowohl die Unternehmen als auch der Spieler 50 Prozent ihrer Umsätze ein.
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Er wird bei der WM in Brasilien nicht dabei sein: Kolumbiens Superstar Radamel Falcao.
"Es ist ein trauriger Abend", sagte Nationaltrainer Néstor Pekermann.
Der 28-jährige Falcao gilt als einer der besten Stürmer der Welt. Am 22. Januar hatte er sich bei einem Pokalspiel seines Klubs AS Monaco das Kreuzband im linken Knie gerissen.
Seitdem beschäftigte der Gesundheitszustand des Stürmers die Kolumbianer mehr als der Präsidentschaftswahlkampf.
Jede Kleinigkeit der Genesung wurde in den kolumbianischen Medien verbreitet, in Foren diskutiert und sozialen Netzwerken kommentiert.
Sein Ausfall ist für die Kolumbianer nun das, was eine Verletzung Lionel Messis für Argentinien wäre: eine nationale Tragödie.
Franck Ribéry (Frankreich, 31 Jahre, 81 Länderspiele, FC Bayern München): Die Mediziner der "Équipe tricolore" versuchten bis zuletzte alles, Trainer Didier Deschamps nominierte Ribéry trotz Rückenbeschwerden für den 23-Mann-Kader. Doch schon bei der Aufnahme des offiziellen Mannschaftsfotos (Bild) blickte der Mittelfeldspieler skeptisch drein, noch am selben Tag gab er sein WM-Aus bekannt und sagte: "Mir bricht das Herz."
Marco Reus (Deutschland, 24 Jahre, 21 Länderspiele, Borussia Dortmund): Im letzten Testspiel vor der WM wollte sich die deutsche Elf Selbstvertrauen holen, doch sie verlor einen ihrer besten. Reus, einer der wenigen in Top-Form, erlitt eines Teilriss des Syndesmosebandes am linken Sprunggelenk. Einen Tag später bestätigte der DFB das WM-Aus für den Dortmunder. "In unseren Überlegungen für Brasilien hat er eine zentrale Rolle gespielt", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Er muss nun neu planen.
Zlatan Ibrahimovic (Schweden, 32 Jahre, 96 Länderspiele, Paris St. Germain): In den Playoffs gegen Portugal hatte Ibrahimovic mit zwei Toren beim 2:3-Rückspiel einmal mehr gezeigt, was für ein überragender Spieler er ist. Doch für die WM reichte es für Schweden nicht. "Eine Sache ist klar: Eine WM ohne mich, die ist es nicht wert, dass man sie sich anguckt", sagte Ibrahimovic.
Thiago Alcántara (Spanien, 23 Jahre, fünf Länderspiele, FC Bayern München): Der Lieblingsspieler von Bayern-Trainer Josep Guardiola fehlte den Münchnern mit einem Innenbandanriss am Saisonende, auch Spanien muss auf den Mittelfeldspieler und möglichen Xavi-Nachfolger verzichten.
Carles Puyol (Spanien, 36 Jahre, 100 Länderspiele, FC Barcelona): Diese Locken! Dieser Kampfgeist! Dieser Flugkopfball im WM-Halbfinale 2010 gegen Deutschland! Puyol war bei Spanien lange DER Anführer auf dem Platz, doch langwierige Verletzungen setzten dem Barcelona-Spieler zu. Puyol hat seinen Vertrag mit den Katalanen zum Saisonende auflösen lassen, er wechselt ins Management. Bei der WM ist er daher nicht dabei.
Gareth Bale (Wales, 24 Jahre, 44 Länderspiele, Real Madrid): Im Finale der Champions League traf Bale für Real Madrid mit einem Kopfball zum vorentscheidenden 2:1 in der Verlängerung, bei einer Fußball-Weltmeisterschaft wird der Topathlet sein Können wohl nie zeigen können - ähnlich wie sein großer Landsmann Ryan Giggs. Das erste und einzige Mal qualifizierte sich Wales 1958 für eine WM.
Ronaldinho (Brasilien, 34 Jahre, 97 Länderspiele, Atlético Mineiro): Die meisten Fußballfans in Europa haben den Dribbelkönig vom FC Barcelona und AC Mailand als zuletzt etwas dicklich und außer Form in Erinnerung. Doch seit seiner Rückkehr nach Brasilien ist der ehemalige Weltfußballer wieder aufgeblüht. Luis Felipe Scolari hat den vielleicht bestgelaunten Menschen aller Zeiten dennoch nicht für die WM nominiert. Schade.
Kaká (Brasilien, 32 Jahre, 87 Länderspiele, AC Mailand): 2007 war Kaká Weltfußballer, seitdem ist es um den ehemaligen Madrid-Profi zunehmend ruhiger geworden. Kaká ist zwar noch gut, aber nicht mehr so gut wie einst. Und auch nicht gut genug für die Seleção, findet Trainer Scolari.
Carlos Tévez (Argentinien, 30 Jahre, 62 Länderspiele, Juventus Turin): Da lacht der "Apache"! Mit Juventus freute sich Tevez über den souveränen Meistertitel in der Serie A, doch Nationalcoach Alejandro Sabella entschied sich gegen den Angreifer.
Riccardo Montolivo (Italien, 29 Jahre, 58 Länderspiele, AC Mailand): Das WM-Aus kam in der 15. Minute. Im Testspiel gegen Irland brach sich Montolivo das linke Schienbein, die Stammkraft im Mittelfeld fällt damit für das Turnier in Brasilien aus.
Francesco Totti (Italien, 37 Jahre, 58 Länderspiele, AS Rom): Der ewige Totti in der ewigen Stadt. Doch anders als bei der Roma hat der Angreifer in der italienischen Nationalmannschaft (trotz einer mal wieder sehr starken Saison) keinen Stammplatz sicher - und muss zu Hause bleiben.
Ashley Cole (England, 33 Jahre, 107 Länderspiele, FC Chelsea): Lange Zeit gehörte Cole zu den besten Außenverteidigern der Welt, doch diese Zeit geht zu Ende. Das hat Nationaltrainer Roy Hodgson erkannt und den 33-Jährigen nicht für Brasilien nominiert.
David Alaba (Österreich, 21 Jahre, 32 Länderspiele, FC Bayern München): Bei einer WM hat der Abwehrspieler schon mitgemacht, und nicht nur das. Er hat sie sogar gewonnen mit seinem Team. Dieses Team ist der FC Bayern München, und bei der gewonnenen WM handelt es sich um das Weltturnier für Klubteams im vergangenen Dezember. Die Qualifikation für die echte WM, die der Nationalmannschaften, hat Alaba mit Österreich verpasst.
Theo Walcott (England, 25 Jahre, 36 Länderspiele, FC Arsenal): Was war das für eine Aufregung in England, als der damalige Trainer Sven-Göran Eriksson einen 17-Jährigen für die WM 2006 nominierte, der bis dahin noch nie für die Nationalmannschaft gespielt hatte. Theo Walcott kam bei der Endrunde aber nicht zum Einsatz. Bei der WM 2010 stand er überraschend nicht im Aufgebot. Und auch in Brasilien wird es nichts mit dem ersten WM-Einsatz für das einstige Wunderkind. Diesmal ist ein Kreuzbandriss schuld.
Kevin Strootman (Niederlande, 24 Jahre, 25 Länderspiele, AS Rom): Was war das für eine Aufregung in Deutschland, als Michael Ballack seine Teilnahme an der WM 2010 verletzt absagen musste. Ähnlich ist in diesem Jahr die Stimmung in den Niederlanden. Das Team muss wegen eines Kreuzbandrisses auf Kevin Strootman verzichten - den zentralen Spieler und größten Hoffnungsträger des jungen Nationalteams.
Rafael van der Vaart (Niederlande, 31 Jahre, 109 Länderspiele, Hamburger SV): Vor vier Jahren stand er im Finale, und voraussichtlich war die Niederlage gegen Spanien van der Vaarts letztes WM-Spiel. Er verpasst das Turnier in Brasilien wegen einer Wadenverletzung und komplettiert damit ein schlimmes Jahr, das geprägt war von privaten Turbulenzen und dem Fast-Abstieg mit dem HSV. Neben dem hoffnungsvollsten (Strootman) fehlt den Niederländern damit auch ihr erfahrenster Profi. Und 2018 wird van der Vaart mit dann 35 Jahren möglicherweise zu alt für ein weiteres Turnier sein.
Cristian Eriksen (Dänemark, 22 Jahre, 42 Länderspiele, Tottenham Hotspur): Der Däne ist eines der größten Talente im europäischen Fußball, in der Premier League hat er sich bei Tottenham Hotspur sofort durchgesetzt. Aber er ist halt auch: Däne. Da ist die WM-Qualifikation keine Selbstverständlichkeit. Das Team scheiterte in der Qualifikation als schlechtester Gruppenzweiter.
Samir Nasri (Frankreich, 26 Jahre, 41 Länderspiele, Manchester City): Wie man auch ohne Fahrschein zur WM Schlagzeilen machen kann, zeigte Samir Nasri. Beziehungweise seine Freundin Anara Atanes. Dass Frankreichs Trainer Didier Deschamps ihren Lebensgefährten nicht nominierte, kommentierte sie recht offensiv: "Fuck France and fuck Deschamps!", schrieb sie bei Twitter. Nasri selbst nahm seine zweite Nicht-Berücksichtigung für eine WM nach 2010 beinahe gleichgültig hin: "So ist das Leben."
Mario Gomez (Deutschland, 28 Jahre, 59 Länderspiele, AC Florenz): Im deutschen Kader stehen schon genug Verletzte, Angeschlagene oder erst kürzlich Genesene. Für Gomez, der in der vergangenen Saison nur in neun Ligaspielen für den AC Florenz zum Einsatz kam, war kein Platz mehr.
Robert Lewandowski (Polen, 25 Jahre, 60 Länderspiele, Borussia Dortmund): Wo Lewandowski ist, ist oben - zumindest in der Bundesliga. Von Vizemeister Dortmund wechselt er zur neuen Saison zu Doublesieger Bayern. Mit der Nationalmannschaft läuft es nicht so gut. Polen scheiterte in der Qualifikation an England, der Ukraine und Montenegro.
Thiago Alcántara (Spanien, 23 Jahre, fünf Länderspiele, FC Bayern München): Der Lieblingsspieler von Bayern-Trainer Josep Guardiola fehlte den Münchnern mit einem Innenbandanriss am Saisonende, auch Spanien muss auf den Mittelfeldspieler und möglichen Xavi-Nachfolger verzichten.
Foto: Peter Kneffel/ dpaRonaldinho (Brasilien, 34 Jahre, 97 Länderspiele, Atlético Mineiro): Die meisten Fußballfans in Europa haben den Dribbelkönig vom FC Barcelona und AC Mailand als zuletzt etwas dicklich und außer Form in Erinnerung. Doch seit seiner Rückkehr nach Brasilien ist der ehemalige Weltfußballer wieder aufgeblüht. Luis Felipe Scolari hat den vielleicht bestgelaunten Menschen aller Zeiten dennoch nicht für die WM nominiert. Schade.
Foto: AP/dpaMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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