
Paraguay vs. Spanien: Villa, Held beim Elfmeter-Verschießen
Deutscher Gegner Villa schießt Spanien ins Halbfinale
Hamburg - Spanien hat erstmals das Halbfinale bei einer Fußball-Weltmeisterschaft erreicht. Die Erleichterung darüber war David Villa deutlich anzusehen. Nach dem knappen und hart umkämpften 1:0 (0:0) im Viertelfinale gegen Paraguay musste der spanische Top-Torjäger im Ellis-Park-Stadion von Johannesburg kurz durchatmen, ehe er losjubeln konnte.
Villa hatte das Spiel mit seinem späten Treffer in der 83. Minute entschieden. Ein Spiel, in dem die klar favorisierten Spanier große Probleme hatten. Ein Spiel, in dem die Zuschauer eine Elfmeter-Komödie in drei Akten erlebten. Und ein Spiel, in dem es ein kurioses Siegtor gab.
Drei Pfostentreffer in drei Sekunden waren Villas fünftem Turniertor vorausgegangen. Zunächst hatte der eingewechselte Pedro den Ball aus kurzer Distanz an den linken Pfosten gesetzt, anschließend prallte der Schuss von Villa erst an den rechten Innenpfosten, dann an den linken - und kullerte von dort über die Torlinie. "Wir sind zufrieden und genießen diesen Moment", sagte Trainer Vicente del Bosque.
Im Halbfinale trifft Spanien nun am Mittwoch in Durban (20.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) auf die deutsche Elf, die zuvor Argentinien 4:0 deklassiert hatte. "Es wird ein großes Spiel. Deutschland hat momentan die beste Mannschaft", sagte Vicente del Bosque.
Paraguay störte Spanien empfindlich
Die Rollen im letzten Viertelfinale der WM in Südafrika waren vor dem Anpfiff klar verteilt: auf der einen Seite die favorisierten Spanier, Nummer zwei der Weltrangliste. Der Europameister von 2008 hatte in der Runde zuvor Portugal relativ souverän ausgeschaltet. Auf der anderen Seite der krasse Außenseiter Paraguay, der sich im Achtelfinale erst im Elfmeterschießen gegen Japan durchgesetzt hatte. Die Nummer 31 der Weltrangliste stand erstmals in einem WM-Viertelfinale.
Den besseren Start erwischten jedoch die Südamerikaner, bei denen Trainer Gerardo Martino Dortmunds Torjäger Lucas Barrios aus der Startelf genommen hatte. Gerade mal 50 Sekunden waren gespielt, da zog Jonathan Santana aus 18 Metern ab. Der Flachschuss des Mittelfeldmanns vom VfL Wolfsburg bereitete Spaniens Torhüter Iker Casillas allerdings keine Probleme.
Wer in der Folge serienweise Torchancen für Spanien erwartet hatte, wurde enttäuscht. Paraguay attackierte bereits tief in der spanischen Hälfte, das Sturmduo Nelson Valdez und Oscar Cardozo verrichtete viel Laufarbeit und verstand es geschickt, das Aufbauspiel des Gegners zu stören. Das spanische Mittelfeld um Andrés Iniesta, Xavi und Xabi Alonso schaffte es zunächst nicht, sein gefürchtetes Kombinationsspiel aufzuziehen.
Valdez trifft, aber das Tor zählt nicht
Erst nach gut 20 Minuten übernahm der Favorit die Kontrolle über das Spiel. Paraguay ließ sich nun phasenweise weit in die eigene Hälfte zurückdrängen, machte die Räume dabei aber so eng, dass die spanischen Stürmer Fernando Torres und David Villa sich kaum in Szene setzen konnten.
Eine halbe Stunde dauerte es bis zur ersten wirklich gefährlichen Aktion der Spanier: Xavi nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor stehend an, ließ ihn hochspringen, drehte sich und schoss aus 20 Metern per Volley-Abnahme - knapp drüber. Kurz darauf verpasste Torres eine scharfe Flanke von Iniesta (34.).
Paraguay setzte in der Offensive auf Konter - und hätte damit fast Erfolg gehabt. Doch Santana sprang im spanischen Strafraum knapp unter einer Flanke von Claudio Morel durch (35). Sechs Minuten später jubelte Valdez. Der BVB-Angreifer hatte eine weite Flanke von der rechten Seite perfekt angenommen und den Ball anschließend ins Tor befördert. Doch Schiedsrichter Carlos Batres aus Guatemala erkannte den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung von Valdez' Mitspieler Cardozo nicht an. Glück für den Favoriten.
Elfmeter, Elfmeter, Elfmeter
Vicente del Bosque reagierte nach 55 Minuten auf die ideenlose Vorstellung seiner Mannschaft und nahm den erneut schwachen Torres vom Feld. Für ihn kam Cesc Fàbregas. Der Wechsel läutete die kurioseste Phase der Partie ein: eine Elfmeter-Komödie in drei Akten.
Spaniens Verteidiger Gerard Piqué zerrte im eigenen Strafraum an Cardozo. Zum fälligen Strafstoß trat der Gefoulte an - und scheiterte (59.). Casillas ahnte die richtige Ecke und hielt den Ball sogar fest.
Im direkten Gegenzug holte Antonin Alcaraz Spaniens Top-Torschütze Villa von den Beinen. Es gab erneut Elfmeter, diesmal auf der anderen Seite. Xabi Alonso trat an und verwandelte sicher. Doch Schiedsrichter Batres ließ den Strafstoß wiederholen, da einige Spanier zu früh in den Strafraum gelaufen waren (61.).
Xabi Alonso wagte es erneut. Diesmal entschied er sich für einen Flachschuss in die - aus seiner Sicht - rechte Ecke. Diesmal vergab er (62.), Paraguays Torhüter Justo Villar parierte den Schuss und sprang anschließend Fàbregas vor die Füße. Es hätte erneut Elfmeter geben müssen, doch Batres entschied auf Eckball.
In der Schlussphase war dann auf Villa Verlass. Der spanische EM-Torschützenkönig erlöste sein Team in der 83. Minute mit dem 1:0. Für Paraguays starken Keeper Villar war es der erste Gegentreffer nach 6:49 Stunden.
Nur einmal geriet der Halbfinaleinzug der Spanier noch in Gefahr. Doch Casillas rettete gegen die eingewechselten Barrios und Roque Santa Cruz den knappen und hart erkämpften Sieg (89.). "Es ist ein schwerer Schlag, aber wir haben ein gutes Spiel gezeigt, waren gleichwertig und hatten unsere Chancen. Jetzt müssen wir leiden", sagte Santa Cruz nach dem Aus für Paraguay.
Paraguay - Spanien 0:1 (0:0)
0:1 Villa (83.)
Paraguay: Villar - Veron, da Silva, Alcaraz, Rodriguez - Victor Caceres (84. Barrios) - Santana, Barreto (64. Vera), Riveros - Valdez (73. Santa Cruz), Cardozo
Spanien: Casillas - Ramos, Piqué, Puyol (84. Marchena), Capdevila - Busquets - Xavi, Xabi Alonso (75. Pedro) - Iniésta, Villa - Torres (56. Fàbregas)
Schiedsrichter: Batres (Guatemala)
Zuschauer: 55.359
Gelbe Karten: Victor Caceres, Alcaraz, Rodriguez, Santana - Pique, Busquets
Besondere Vorkommnisse: Casillas hält Foulelfmeter von Cardozo (59. ), Villar hält Foulelfmeter von Xabi Alonso (62.)