DFB-Erfolg gegen Polen Endlich wieder weltmeisterlich
Ausgangslage: Bislang hatte die deutsche Nationalmannschaft seit ihrem WM-Triumph durchwachsene Ergebnisse abgeliefert. Und dafür müsste man ihr eigentlich dankbar sein. Denn nur deshalb war die Konstellation in der EM-Qualifikationsgruppe D auch nach sechs Spieltagen noch einigermaßen spannend. Für Deutschland (2., 13 Punkte) ging es gegen Polen (1., 14 Punkte) um die Tabellenführung. Weil zudem Schottland in Georgien verlor, konnte die DFB-Elf mit einem Sieg gegen Polen einen großen Schritt Richtung EM machen.
Ergebnis: 3:1 (2:1) für Deutschland. Thomas Müller (12. Minute) und Mario Götze (16., 82.) trafen für Deutschland, Robert Lewandowski (36.) schoss das Tor der Polen. Das DFB-Team überholt damit Polen und kann im Optimalfall bereits am kommenden Montag gegen Schottland (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) die EM-Teilnahme perfekt machen.

Deutschland gegen Polen: Mario im Glück
Die erste Hälfte: Die deutsche Mannschaft bot erstmals seit dem WM-Titel wieder weltmeisterlichen Fußball. Müllers 1:0 aus der zwölften Minute waren bereits vier Abschlüsse der DFB-Elf vorausgegangen. Das 2:0 durch Götze war nur folgerichtig. Später verpasste Müller das dritte Tor für Deutschland - das kurz darauf ins Wackeln geriet. Denn nach dem 1:2 durch Lewandowski, der sehenswert per Flugkopfball traf, schien sich beim Gastgeber plötzlich Unsicherheit einzuschleichen. Dass der Bayern-Stürmer dies nicht mit dem Ausgleich bestrafen konnte, lag an Manuel Neuer und Götze, die zwei Gelegenheiten des Polen zunichte machten (jeweils 45.+1).
Muster des Spiels: Joachim Löw hatte einen Plan. Gegen kompakte Polen erdachte sich der Bundestrainer ein wiederkehrendes Muster im Spielaufbau, um zu Chancen zu kommen. Erst wurde der Ball auf die rechte Seite manövriert, um den gegnerischen Abwehrblock aus dem Zentrum zu locken. Dann folgte eine schnelle Verlagerung nach vorne links, wo Jonas Hector deshalb freistand, weil Polens Außenverteidiger stets durch Karim Bellarabi oder Mesut Özil gebunden wurde. Dann ging es in den Strafraum. Die ersten beiden DFB-Tore wurden so eingeleitet.

Einzelkritik Deutschland: Matchwinner Götze
Allerdings erkannte Polens Nationaltrainer Adam Nawalka das Problem nach rund 20 Minuten und reagierte, indem er Arkadiusz Milik anwies, bei gegnerischem Ballbesitz deutlich defensiver zu agieren. Milik ließ sich so tief fallen, dass Polen teilweise per Fünferkette verteidigte. Fortan musste Deutschland nach neuen Lösungen suchen.
Die zweite Hälfte: Blieb ähnlich hochklassig wie die erste. Deutschland, angetrieben vom eingewechselten Ilkay Gündogan, kam zu klaren Chancen, doch Götze scheiterte am Pfosten (57.), Özil (71.) und Mats Hummels (72.) an Polens Torwart Lukasz Fabianski. Hinten verhinderte Manuel Neuer den Ausgleich durch Krzysztof Maczynski (60.). Götze sorgte mit seinem zweiten Treffer für die Entscheidung.
Antwort des Spiels: Hat Deutschland nun ein Sturmproblem oder nicht? Dass diese Frage die Nationalelf seit Monaten begleitet hat, mag man sich nach dem Polen-Spiel kaum noch vorstellen. Das Konzept von Bundestrainer Löw, Mario Götze als bewegliche Neun aufzubieten und Thomas Müller als Schattenstürmer aus dem Mittelfeld immer wieder in die Spitze stoßen zu lassen, ging voll auf. Der Beleg sind insgesamt zwölf Abschlüsse der beiden, darunter drei Tore.

Einzelkritik Polen: Lewandowski. Und sonst?
Vorbereiter des Spiels: Jonas Hector hat viele Vorzüge. Der Linksverteidiger ist schnell, taktisch gut und geschickt im Zweikampf. Als Vorbereiter ist Hector bislang aber nicht aufgefallen. In 36 Erstligaspielen für den 1. FC Köln ist ihm ein Assist gelungen. Die 90 Minuten gegen Polen genügten dem 25-Jährigen, um diese Quote zu toppen. Die ersten beiden Treffer bereitete Hector mit klugen Ablagen vor. Seinen Stammplatz im DFB-Dress dürfte er vorerst behalten.
Reflex des Spiels: Es lief die Nachspielzeit der ersten Hälfte, als sich Manuel Neuer von der plötzlichen Unsicherheit seiner Mitspieler anstecken ließ. Ein ungenauer Pass des Nationaltorwarts landete bei Milik, der den Ball direkt in den Lauf von Lewandowski weiterleitete. Der Stürmer feuerte den Ball in Richtung Tor, ein nahezu perfekter Abschluss, das sichere 2:2. Eigentlich. Doch Neuer riss den Arm hoch und erwischte den Ball. Die Parade wirkte selbst in Zeitlupe noch blitzschnell.
Erkenntnis des Spiels: Deutschland ist erstmals Erster in der Qualifikationsgruppe. Eigentlich noch wichtiger ist, dass der Weltmeister endlich wieder weltmeisterlich gespielt hat - und das gegen einen starken Gegner.
Deutschland - Polen 3:1 (2:1)
1:0 Müller (12.)
2:0 Götze (19.)
2:1 Lewandowski (36.)
3:1 Götze (82.)
Deutschland: Neuer - Can, Boateng, Hummels, Hector - Schweinsteiger, Kroos - Müller, Özil, Bellarabi (ab 53. Gündogan - Götze (ab 90.+1 Podolski)
Polen: Fabianski - Piszczek (ab 43. Olkowski), Szukala, Glik, Rybus - Jodlowiec, Krychowiak - Maczynski (ab 63. Blaszczykowski), Grosicki (ab 83. Peszko) - Lewandowski, Milik
Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien)
Zuschauer: 48.500 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Kroos, Schweinsteiger - Rybus, Grosicki