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EM 2012: Vier Tore gegen Griechenland

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DFB-Erfolg über Griechenland Die Wiederentdeckung der Leichtigkeit

Was für ein glückliches Händchen: Drei neue Spieler hat Bundestrainer Löw gegen Griechenland auf den Platz geschickt - zwei trafen. Dank des Offensiv-Spektakels steht Deutschland nun im EM-Halbfinale.

Dass Deutschland im Halbfinale der Europameisterschaft steht, mag das entscheidende Ergebnis dieses Fußballabends von Danzig gewesen sein. Für Bundestrainer Joachim Löw war eine andere Erkenntnis aus dem 4:2 (1:0)-Erfolg über Griechenland aber ähnlich wichtig: Er weiß jetzt, dass er sich auf seine Bank verlassen kann. Drei neue Offensivspieler hatte Löw überraschend gegen die Griechen aufgeboten - und seine Serie glücklicher Personalentscheidungen damit fortgesetzt. Löw erkannte anschließend selbst: "Das war der Schlüssel zum Sieg."

Mit Miroslav Klose anstelle des bisher dreifachen Turnier-Torschützen Mario Gomez hatte man noch rechnen können - schließlich gehört es zu Kloses Qualitäten, durch seine Spielstärke Lücken in dicht stehende Defensivreihen wie die der Griechen zu reißen. Aber mit der neuen Flügelzange Marco Reus und André Schürrle, die die arrivierten Lukas Podolski und Thomas Müller ersetzten, hatte keiner wirklich gerechnet.

"Ich wollte heute vor allem unberechenbar für den Gegner sein", sagte Löw nach dem Abpfiff, und dieses Ziel hatte er in jedem Fall erreicht. Der Noch-Gladbacher Reus hebelte mit seinen Tempoverschärfungen und seinen variablen Laufwegen die griechische Deckung immer wieder aus. Der 23-Jährige krönte seine starke Vorstellung mit dem vierten deutschen Treffer (74. Minute), nachdem er sich schon zuvor mehrere gute Torgelegenheiten erarbeitet hatte. "Der Trainer hat zu mir nur gesagt: Spiele frech, spiele einfach wie in der Bundesliga." Das hat Reus wortgetreu umgesetzt.

Klose immer dabei, wenn es gefährlich wurde

Neben ihm überzeugte vor allem Klose, der in der Sturmmitte eine herausragende Partie ablieferte und immer mit dabei war, wenn es im deutschen Angriff gefährlich wurde. Das Kopfballtor zum 3:1 in der 64. Minute, sein 64. Treffer im DFB-Dress, war der Lohn für seine Arbeit. Die Diskussion, welcher Mittelstürmer im Halbfinale von Beginn an auflaufen soll, ist durch den Auftritt des 34-Jährigen neu entfacht worden.

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DFB-Einzelkritik: Überragender Khedira, schwacher Schweinsteiger

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"Es hat mir natürlich auch leid getan, diese Entscheidungen zu fällen", sagte Löw im Hinblick auf Gomez, aber auch auf Podolski, der "in den ersten Spielen defensiv hervorragend gearbeitet hat", so der Bundestrainer. Der künftige Arsenal-Profi selbst sah die Ausbootung im Viertelfinale nicht so tragisch. Er gehe fest davon aus, dass er im Halbfinale wieder spielen werde, verkündete er. Eine Spekulation mit einem gewissen Recht, da sein Vertreter Schürrle gegenüber den beiden anderen Offensivkräften leicht abfiel und nach einer Stunde ausgewechselt wurde.

"Wir haben die Griechen überfordert"

Dagegen könnte es der Münchner Thomas Müller schwer haben, im Halbfinale wieder in die Startelf zurückzukehren - Reus zumindest hat viele Argumente gesammelt, um eine weitere Aufstellung zu rechtfertigen. Aber ob Müller oder Reus, ob Podolski oder Schürrle, Klose oder Gomez - Löw scheint derzeit mit seinem Aufgebot die Möglichkeit zu haben, auf jeden Gegner personell reagieren zu können. "Die Breite in diesem Kader, das ist schon Wahnsinn", sagte Innenverteidiger Holger Badstuber.

Und wenn sich die Stürmer schwertun, mit dem Tore schießen - wie das gegen die griechischen Defensivspezialisten in der ersten Halbzeit der Fall war, springen eben Außenverteidiger Philipp Lahm (39. Minute) und Mittelfeld-Motor Sami Khedira (60.) als Torschützen ein. Nach Khediras Tor war dann auch jegliche Angst, gegen den Außenseiter zu stolpern, verschwunden. Die Leichtigkeit im deutschen Spiel, die in der Gruppenphase noch zeitweilig gefehlt hatte, war zurückgekehrt. "Wir haben die Griechen heute mit vielen Dingen überfordert", stellte Löw angesichts der teilweise drückenden Dominanz des DFB-Teams fest.

Mesut Özil hat sich im Vergleich zu den Partien zuvor gesteigert, blieb aber immer noch unter seinen Möglichkeiten. Es ist ihm abzunehmen, wenn er im Hinblick auf den kommenden Gegner sagt: "Italien oder England - das ist uns eigentlich egal." Oder wie Mario Gomez es ausdrückt: "Der Trainer kann aufstellen, wen er will. Es läuft einfach." So soll es auch am Donnerstag um 20.45 Uhr sein (Liveticker SPIEGEL ONLINE).

Deutschland - Griechenland 4:2 (1:0)
1:0 Lahm (39.)
1:1 Samaras (55.)
2:1 S. Khedira (61.)
3:1 M. Klose (68.)
4:1 Reus (74.)
4:2 Salpingidis (89./Handelfmeter)
Deutschland:
Neuer - J. Boateng, M. Hummels, Badstuber, Lahm - B. Schweinsteiger, S. Khedira - Reus (ab 80. Götze), Özil, Schürrle (ab 67. T. Müller) - M. Klose (ab 80. Gomez)
Griechenland: Sifakis - Torosidis, Sokratis, K. Papadopoulos, Tzavellas (46. Fotakis) - Makos (72. Liberopoulos), Maniatis - Ninis (46. Gekas), Katsouranis, Samaras - Salpingidis
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)
Zuschauer: 40.000
Gelbe Karten: - Sokratis, Samaras

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