Ligachef Rauball zu DFB-Affäre "Höchst problematische Situation"

Der Skandal um die Vergabe der WM 2006 wird den DFB noch lange beschäftigen, prophezeit Ligaboss Rauball. Beim gesperrten Jack Warner soll ein verdächtiges Konto aufgetaucht sein. Und die Büros von Maltas Verband wurden durchsucht.
DFL-Boss Rauball: "Höchst problematische Situation"

DFL-Boss Rauball: "Höchst problematische Situation"

Foto: AP/dpa

Ligapräsident Reinhard Rauball erwartet kein schnelles Ende der aktuellen Krise beim Deutschen Fußball-Bund. "Der DFB befindet sich derzeit in einer höchst problematischen Situation. Im Sinne unseres Sports gilt es daher, gemeinsam anzupacken - die Bundesliga genauso wie die Amateure", sagte der 68-Jährige der "Bild"-Zeitung und ergänzte: "Dafür wird deutlich mehr Zeit nötig sein, als erwartet wird."

In der kommenden Woche werde das DFB-Präsidium erstmals ohne den zurückgetretenen Wolfgang Niersbach tagen "und über die nächsten Schritte beraten", sagte Rauball. Nach dem Rücktritt Niersbachs führt der DFB-Vize gemeinsam mit seinem Kollegen Rainer Koch interimsmäßig den Verband.

Neben Franz Beckenbauer rutscht auch Jack Warner immer mehr in die Rolle einer Schlüsselfigur im Skandal rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung geht aus Unterlagen der US-Bundesbehörde FBI hervor, dass der frühere Vize-Präsident des Weltverbandes Fifa bei der First Citizen Bank ein geheimes Konto unter dem Namen "LOC Germany 2006 Limited" geführt haben soll. LOC steht bei der Fifa als Abkürzung für "Lokales Organisationskomitee".

DFB wertet Dokument als Bestechungsversuch

Am Dienstag hatte der DFB bestätigt, dass Beckenbauer und Warner (Trinidad und Tobago) ein Dokument unterschrieben haben, welches den Verdacht des versuchten Stimmenkaufs nahegelegt. In diesem Vertragsentwurf sind laut DFB-Interimspräsident Rainer Koch "diverse Leistungen, keine direkten Geldleistungen von deutscher Seite zugesagt worden". Rauball wertet dies als Bestechungsversuch.

Jack Warner: "Ich habe mich nie bestechen lassen"

Jack Warner: "Ich habe mich nie bestechen lassen"

Foto: ANDREA DE SILVA/ REUTERS

Das Dokument stammt vom 2. Juli 2000, vier Tage vor der WM-Vergabe. Ob der Vertrag zwischen WM-Organisationsboss Beckenbauer und dem früheren Präsidenten des Verbands für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (Concacaf) vollzogen wurde, ist unbekannt. Deutschland gewann die Abstimmung des Fifa-Exekutivkomitees mit 12:11 Stimmen gegen Südafrika, der Concacaf soll dabei geschlossen gegen Deutschland gestimmt haben.

Warner selbst hat den Verdacht der Bestechlichkeit zurückgewiesen. "Ich hatte mit niemandem aus Deutschlands Organisationskomitee für die WM 2006 irgendeine Vereinbarung", antwortete Warner schriftlich auf eine Anfrage von Sport1: "Außerdem möchte ich mich nicht am internationalen Medienzirkus beteiligen, der mich erniedrigt und verleumdet."

Polizei untersucht Maltas Rolle in dem Skandal

Dass Warner korrupt ist, hat allerdings mittlerweile sogar die Fifa erkannt. Die Ethikkommission sperrte Warner Ende September im Zuge des Fifa-Skandals lebenslang. Warner habe in seiner Zeit als Funktionär eine Hauptrolle beim Anbieten, Annehmen und Akzeptieren von illegalen Zahlungen gespielt.

Nach Berichten über eine Verwicklung Maltas in den Skandal um die Vergabe der WM, hat die Polizei laut Medien die Büros des Fußballverbands der Mittelmeerinsel durchsucht. Generalsekretär Bjorn Vassallo sagte der "Times of Malta", Beamte einer Einheit für Wirtschaftskriminalität hätten bereits am Montag die Archive nach Dokumenten durchforstet, die zur Aufklärung beitragen könnten. Der Verband arbeite mit den Behörden zusammen.

Die britische Zeitung "The Mail on Sunday" hatte berichtet, sie habe Dokumente, die bewiesen, dass ein lukrativer TV-Deal während eines geheimen Treffens des früheren Verbandspräsidenten Joe Mifsud mit dem damaligen Bayern-Präsidenten Franz Beckenbauer im Jahr 2000 besiegelt wurde. Dabei ging es um die Fernsehrechte für ein Freundschaftsspiel zwischen Malta und den Bayern 2001.

Mifsud sagte am Montag, er könne sich nicht daran erinnern, ob Beckenbauer wirklich dabei war, als der TV-Vertrag zwischen dem maltesischen Verband und der Schweizer TV-Rechte-Agentur CWL im Juni 2000 in seinem Haus unterschrieben wurde. Malta hatte in Mifsuds Amtszeit für die Vergabe der WM an Deutschland gestimmt.

Im Video: Franz Beckenbauer unter Druck

kicker.tv
aha/sid/dpa
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