DFB-Konflikt Klinsmann erwartet Entschuldigung von Ballack

Ballack mit Klinsmann (Archivbild von 2006): "Jogi wird das mit Michael optimal gestalten"
Foto: Getty ImagesHamburg - Im Konflikt zwischen Bundestrainer Joachim Löw und Michael Ballack wird es zu der vom Chefcoach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geforderten Aussprache mit dem Kapitän kommen. Löw und Ballack hätten sich am Donnerstagabend in einem Telefonat auf ein Treffen verständigt, teilte der Deutsche Fußball-Bund am Freitag mit.
"Es wurde vereinbart, sich so schnell wie möglich zu treffen und ein Vieraugengespräch zu führen", berichtete Mediendirektor Harald Stenger. "Nach einer ersten Kontaktaufnahme von Joachim Löw am Donnerstagmittag hat sich Michael Ballack am Abend bei ihm telefonisch gemeldet", sagte Stenger weiter.
Details wie Zeitpunkt und Ort wurden nicht genannt. Löw hatte nach der öffentlichen Kritik Ballacks an seinem Kurs und seinen Personalentscheidungen auf einem Treffen in Deutschland bestanden. Die "Bild"-Zeitung schreibt, Löw wolle sich in den kommenden Wochen auch mit Torsten Frings zusammensetzen.
Ballack ist derweil angeblich zu Kompromissen bereit. Offenbar hat der 32-jährige Mittelfeldspieler gemerkt, dass er mit seiner Kritik an Löw über das Ziel hinausgeschossen ist. Schon seit Tagen spürt Ballack heftigen Gegenwind, selbst mannschaftsintern. "Das war nicht professionell. Missstände gehören intern diskutiert, nicht über die Medien", betonte der Berliner Arne Friedrich. Auch Philipp Lahm machte deutlich, dass öffentliche Kritik dem Ansehen der Mannschaft schaden würde: "Das bringt nichts."
Da Löw bei seiner klaren Linie bleiben wird und für sein Verhalten derzeit Unterstützung von allen Seiten bekommt, wird der Spielführer der deutschen Nationalmannschaft um eine Entschuldigung für seine Attacke nicht herumkommen. "Ich freue mich, dass der Trainer wieder den Dialog mit mir sucht", hatte Ballack vor dem Telefonat mit Löw erklärt. Löw will sein weiteres Vorgehen in erster Linie vom Verlauf des persönlichen Gesprächs mit Ballack abhängig machen. "Alles Weitere wird man dann sehen", meinte er zuletzt lapidar. Die Bandbreite der Sanktionen reicht vom Rauswurf, sollte Ballack stur bleiben, bis hin zur Absetzung als Kapitän.
Unterstützung erhielt Löw von seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann: "Die Situation ist recht einfach: Michael hat sich für seine Aussagen beim Trainer und seinen Teamkollegen zu entschuldigen. Ich gehe davon aus, dass er einsieht, einen Fehler gemacht zu haben, und dafür auch geradesteht", sagte der Coach von Bayern München. Über mögliche Konsequenzen für Ballack wollte sich Klinsmann nicht äußern: "Das ist allein die Sache von Jogi. Er ist der Chef, er allein entscheidet. So, wie ich ihn kenne, wird er das mit Michael optimal gestalten."
Auch Franz Beckenbauer hat dem Bundestrainer noch einmal den Rücken gestärkt. "Dass Löw sich die Kritik nicht einfach gefallen lässt, ist klar. An seiner Arbeit gibt es meiner Meinung nach nichts auszusetzen", schrieb der Bayern-Präsident am Freitag in seiner "Bild"-Kolumne. Grundsätzlich sei der Angriff von Ballack gegen Löw, aber auch die Flucht von Kevin Kuranyi ein "echtes Alarmzeichen", so Beckenbauer weiter: "Wenn das Verhältnis zwischen Kapitän und Trainer so gestört ist, dann muss schnell etwas passieren. So geht es nicht weiter."
Beckenbauer hofft jedoch nicht, "dass es zum totalen Bruch kommt. Eine Nationalmannschaft ohne Ballack ist für mich derzeit schwer vorstellbar. Er hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Kapitän entwickelt. Auf so eine Persönlichkeit verzichtet man als Trainer nicht."
Auslöser des Streits war ein Interview von Ballack in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom vergangenen Mittwoch gewesen. Darin hatte sich der Chelsea-Profi für seinen DFB-Teamkollegen Frings eingesetzt, der zuvor in der WM-Qualifikation gegen Russland kurz vor Schluss eingewechselt worden war und gegen Wales gar nicht spielte. Diese Entscheidung des Bundestrainers hatte der Bremer anschließend öffentlich kritisiert.
mti/dpa/sid