Oliver Bierhoff
Foto: Arne Dedert/ dpaNach dem frühen WM-Aus der deutschen Fußballnationalmannschaft hat DFB-Teammanager Oliver Bierhoff kritisch Stellung zum Umgang mit Mesut Özil genommen. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" sprach der 50-Jährige darüber, ob eine Nichtnominierung des Mittelfeldspielers für die WM in Russland infolge der Erdogan-Affäre gerechtfertigt gewesen wäre.
"Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet", sagte Bierhoff.
Was ein "sportlicher Verzicht" genau bedeutet hätte und wovon man Özil "überzeugen" wollte, ging aus Bierhoffs Aussagen nicht hervor.
Im Vorfeld der WM hatten Özil und dessen Teamkollege Ilkay Gündogan durch gemeinsame Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für einen Eklat gesorgt. Trotz des Vorfalls waren beide Spieler für die Endrunde nominiert worden. Gündogan erklärte sich noch vor dem Turnier hinsichtlich der Geschehnisse, Özil äußerte sich während des gesamten Turniers nicht zu dem Vorfall. Die DFB-Elf schied in der WM-Vorrunde aus.
"Ich glaube, die Tatsache, dass Mesut und Ilkay die Fotos gemacht haben, hat die Mannschaft nicht so sehr beschäftigt. Aber die Debatte war nachhaltig. Im Rückblick würde ich versuchen, dieses Thema noch klarer zu regeln", sagte Bierhoff.
Bierhoff sagte in dem Interview weiter, dass "Mesut das, was von ihm erwartet wurde, aus bestimmten und offensichtlichen Gründen so hätte nicht sagen können". Auch diese Aussage konkretisierte Bierhoff nicht. Gündogan hingegen habe "gesprochen" und "sich auch sehr geöffnet", so der Europameister von 1996. "Trotzdem ist er ebenso und weiterhin hart kritisiert worden."
Für die Zukunft kündigte Bierhoff "tief greifende Veränderungen" an: "Was zu einer 14 Jahre währenden Erfolgsgeschichte beigetragen hat, darf nicht einfach ignoriert werden. Klar ist aber, dass wir alles auf den Prüfstand stellen müssen, personell und strukturell", so der 50-Jährige. "Dazu gehören die Zusammenstellung des Kaders genauso wie die internen Abläufe. Es muss Einschnitte auf allen Ebenen geben."
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
14. Mai: Einen Tag vor der Nominierung des vorläufigen WM-Kaders sorgen die Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Vorabend in London für Aufregung. Der DFB verurteilt die Aktion der Nationalspieler scharf.
15. Mai: Auch bei der Nominierung im deutschen Fußballmuseum sind die Erdogan-Fotos noch Thema. Der DFB will aber andere Nachrichten transportieren. Die Verträge von Bundestrainer Joachim Löw und seinem Stab werden bis 2022 verlängert. Teammanager Oliver Bierhoff bekommt einen Kontrakt bis 2024. Sportlich wichtig: Löw nominiert den lange verletzten Torwart Manuel Neuer in sein 27-Spieler-Aufgebot. Nicht dabei ist der Finaltorschütze von 2014, Mario Götze.
19. Mai: Kurz vor dem DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt berichtet der DFB von einem Treffen von Özil und Gündogan mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue. Der Fauxpas des Duos bekommt immer größere Bedeutung. Sportlich alarmierend: Die Bayern-Profis um Mats Hummels präsentieren sich bei der Niederlage gegen die Eintracht in schwacher Form.
23. Mai: Löw startet in Eppan in Südtirol ins Trainingslager. Noch fehlen mehrere Akteure aus München und Champions-League-Sieger Toni Kroos. Das Erdogan-Thema ist immer noch nicht vom Tisch. Özil will sich nicht dazu äußern. Das Comeback von Neuer zeichnet sich ab. Der Torwart kann beschwerdefrei trainieren.
2. Juni: Im vorletzten Test gibt es eine herbe Pleite. Das 1:2 in Klagenfurt ist die erste Niederlage gegen Österreich seit fast 32 Jahren. Die DFB-Elf spielt schlecht, das überstrahlt das gelungene Neuer-Comeback.
3. Juni: Die Kanzlerin kommt zu Besuch ins Trainingslager. Angela Merkel spricht auch mit Özil und Gündogan.
4. Juni: Löw überrascht wieder einmal mit seiner Personalpolitik. Für den finalen WM-Kader wird neben Bernd Leno, Jonathan Tah und Nils Petersen auch Leroy Sané gestrichen. Das sorgt für Kritik.
8. Juni: Deutschland ist noch nicht in WM-Form. Gegen Saudi-Arabien reicht es in Leverkusen nur zu einem glücklichen 2:1. Viele Fans pfeifen Gündogan aus. Der DFB wird das Problem nicht los. Bierhoff reagiert gereizt und beschuldigt die Medien, das Thema aufzubauschen.
12. Juni: Die DFB-Auswahl hebt nach Moskau ab. Das Wetter in Frankfurt war bezeichnend: Heftiger Regen. Nach dem Einzug ins Teamquartier in Watutinki wird über den Sportschulen-Charakter der Unterkunft diskutiert. Fühlen sich die Weltmeister in der Moskauer Vorstadt wirklich wohl?
17. Juni: Der krasse Fehlstart. Von Mexiko wird Deutschlands taktische Schwäche beim 0:1 entlarvt. Mats Hummels äußert klare Kritik, die Risse im Mannschaftsgefüge vermuten lassen. Löw kann sich einen Vorrunden-K.-o. nicht vorstellen und verspricht: "Wir werden das schaffen."
18. Juni: Die DFB-Elf zieht sich in Watutinki zurück. Einen Tag ist im Teamquartier innere Klausur angesagt.
19. Juni: Es geht nach Sotschi. In der Sonne am Schwarzen Meer - dem Camp beim Confed-Cup-Sieg - soll der Stimmungsumschwung gelingen.
23. Juni: Deutschland steht gegen Schweden praktisch schon vor dem Turnier-Aus. Doch dann schlägt Toni Kroos in der 95. Minute zu. Das 2:1 bringt realistische Hoffnungen auf die Turnier-Fortsetzung in Russland.
27. Juni: Das Ende. Nach einer blamablen Vorstellung gegen Südkorea ist das erste deutsche Scheitern in einer WM-Gruppenphase besiegelt. Löw übernimmt die Verantwortung, entschuldigt sich bei den Fans und bittet um Bedenkzeit, ob er Bundestrainer bleibt.
23. Mai: Löw startet in Eppan in Südtirol ins Trainingslager. Noch fehlen mehrere Akteure aus München und Champions-League-Sieger Toni Kroos. Das Erdogan-Thema ist immer noch nicht vom Tisch. Özil will sich nicht dazu äußern. Das Comeback von Neuer zeichnet sich ab. Der Torwart kann beschwerdefrei trainieren.
Foto: Getty ImagesMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden