Highlights der ersten Pokalrunde Dorfmerkingen und die Königsklasse

Sportfreunde Dorfmerkingen
Foto: Getty ImagesFreitag: 40 Jahre ohne Sieg reichen Essen
24. Spieltag, Bundesligasaison 1976/1977: Horst Hrubesch hatte in der 73. Minute den Treffer des Tages gegen Borussia Mönchengladbach erzielt und seinem Team Rot-Weiss Essen damit überraschend neue Hoffnungen im Abstiegskampf gemacht.
Das war bis zum heutigen Tag der letzte Sieg des Traditionsklubs gegen Gladbach. Viele Duelle beider Teams gab es seitdem nicht mehr, zweimal besiegte Gladbach RWE im DFB-Pokal deutlich 4:0. Essen verabschiedete sich 1977 trotz des Erfolgs gegen Gladbach aus der Bundesliga, seitdem bewegt sich der Klub irgendwo zwischen zweiter Liga und Amateurfußball. Die Borussia feierte in derselben Saison seine letzte deutsche Meisterschaft.
Auch bei der Partie am Freitagabend (20.45 Uhr, alle DFB-Pokalspiele im Liveticker bei SPIEGEL ONLINE; TV: Sky) sind die Vorzeichen klar: Gladbach spielte vergangene Saison Champions League, Essen belegte in der Regionalliga immerhin den fünften Tabellenplatz - allerdings hinter Gladbachs zweiter Mannschaft. Horst Hrubesch wird seinem ehemaligen Klub jedenfalls die Daumen drücken: "Der große Reiz des Fußballs liegt in seiner Unberechenbarkeit", sagte er "Reviersport". Es wird sich zeigen, ob sich diese Floskel bewahrheiten wird. Der 24. Spieltag der Saison 1976/1977 könnte ein Beispiel sein.
Samstag: Familienduell in Sachsen-Anhalt
Wenn Viertligist Germania Halberstadt am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) im DFB-Pokal auf Bundesligist SC Freiburg trifft, ist das auf den ersten Blick eine ganz normale Erstrundenpartie. Für Andreas Petersen und seinen Sohn Nils hat das Spiel aber einen besonderen Wert. "Nils hat hier gespielt, ist hier groß geworden. Ihn kennt hier jedes Kind und jede Oma", sagte Petersen senior im "kicker" über seinen Sohn.
Nils Petersen war zwischen 2001 und 2004 als Jugendfußballer für Halberstadt aktiv, später führte ihn sein Weg über Energie Cottbus, den FC Bayern und Werder Bremen nach Freiburg. Dort erzielte der Angreifer in 77 Pflichtspielen 40 Tore.

Nils Petersen (l.), Andreas Petersen
Foto: Patrick Seeger/ dpaVater Andreas ist seit vergangener Saison wieder Coach der Herrenmannschaft in Halberstadt, bereits von 2007 bis 2012 hatte er den Klub trainiert. Egal, wie die Partie ausgeht, eins steht fest: Am Tag nach dem Spiel werden Andreas und Nils Petersen die Partie am Telefon analysieren. Das machen die beiden nach jedem Spiel von Nils so.
Sonntag: Erst Doublesieg, jetzt kommt RB Leipzig
Eigentlich liest sich die Geschichte der Sportfreunde Dorfmerkingen auch ohne den Einzug in den DFB-Pokal schon wie ein Märchen. In der vergangenen Saison hat sich der Klub sensationell im württembergischen Landespokalfinale gegen die drei Ligen höher spielenden Stuttgarter Kickers durchgesetzt. Zudem gelang dem Verein der Aufstieg in die Sechstklassigkeit.
Nun erwartet das Dorf mit etwas mehr als 1000 Einwohnern Vizemeister RB Leipzig: Verbandsligist gegen Champions-League-Teilnehmer. "Wir wissen, dass wir eigentlich keine Chance haben, aber die wollen wir nutzen", sagte Dorfmerkingens Co-Trainer Christian Mennicken. Das Team besteht aus Studenten, Lehrern und Informatikern - als Profifußballer wird wohl kein Spieler jemals sein Geld verdienen.

Ortsschild in Dorfmerkingen
Foto: Stefan Puchner/ dpaFabian Weiß, Spieler der Sportfreunde, hat die Partie in der "Leipziger Volkszeitung" mit einem "Ferrari gegen einen Fiat Punto" verglichen. "Die müssen Super Plus tanken, damit der Motor richtig läuft, bei uns reicht normaler Biosprit", sagte Weiß. Mal sehen, bei welchem Team die Tankuhr am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) als erstes in den roten Bereich abrutscht.
Montag: Lieber Rostock als Bayern
Eine große Pokalüberraschung gab es dieses Jahr bereits vor dem Beginn der ersten Runde: Am Montagabend (20.45 Uhr) wird die ARD nämlich nicht wie sonst üblich das Spiel vom FC Bayern oder Borussia Dortmund übertragen, sondern von der Ostseeküste berichten. Dort spielt Hansa Rostock gegen Hertha BSC - und das ist aus mehreren Gründen eine gute Wahl.
Erstens: Nach Jahren in der Drittklassigkeit und Spielen gegen Wehen Wiesbaden und die Amateure von Werder Bremen brennen die Hansa-Fans auf große Partien. Nun gibt es mal wieder eine - im DFB-Pokal: Das Flutlicht im Ostseestadion wird an, die Rostocker Südtribüne hochmotiviert sein. Und auch der Gast aus Berlin wird mit einer vierstelligen Anzahl Fans an die Ostsee reisen.
Zweitens: Nicht nur auf den Rängen, sondern auch auf dem Platz könnte es ein enges und spannendes Duell werden. Hansa hat in der dritten Liga schon vier Saisonspiele absolviert und ist mit zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage gut gestartet. Das Stolperpotenzial für Hertha ist also da.
Mitarbeit: Eike Hagen Hoppmann