HSV-Pleite beim KSC Willkommen im Club der Pokal-Deppen

Die HSV-Fans haben Angst vor einer erneuten Zitter-Saison - zu Recht. Das bestätigte die erste DFB-Pokalrunde. Beim Drittligisten Karlsruher SC kassierte Hamburg vier Gegentore und schied aus. In der Abwehr fehlte die Zuordnung, der Angriff war meist harmlos, der Torhüter patzte.
HSV-Stürmer Berg: Abgesehen vom Tor kaum gute Aktionen

HSV-Stürmer Berg: Abgesehen vom Tor kaum gute Aktionen

Foto: Alex Grimm/ Bongarts/Getty Images

Dennis Aogo musste seinen angestauten Ärger endlich einmal loswerden. "Es nervt mich, dass rund um den Verein alles negativ geredet wird. Man spürt als Spieler, dass die Stimmung nicht so positiv ist", schimpfte der Profi des Hamburger SV vor dem DFB-Pokalspiel beim Karlsruher SC. Aogo wollte seine Mitspieler aufrütteln, sprach von einem "Jetzt-erst-recht-Gefühl". Nach der Partie beim Drittligisten dürfte das Gerede rund um den HSV aber noch negativer werden.

Erst Hoffenheim und Fürth, dann Hamburg: Mit der 2:4-Niederlage gegen den KSC erweiterte der HSV die Liste der Bundesligisten, die zu Pokaldeppen wurden. Die Hamburger kennen das bereits: In den vergangenen 25 Jahren, seit dem Pokalsieg 1987, flog der Club 13-mal in der ersten oder zweiten Runde raus. Dreimal davon war Karlsruhe Endstation.

Dabei war die Pokalpleite am Sonntagnachmittag an sich gar nicht mal so erschreckend. Aber die Art und Weise, wie die Hamburger in Karlsruhe auftraten und die Gegentore kassierten, dürfte die Angst der HSV-Fans vor einer Saison im Abstiegskampf nicht weniger werden lassen.

Gegen den drittletzten der dritten Liga schaffte es Hamburg nicht, trotz einer zweimaligen Führung durch Marcus Berg (24. Minute) und Maximilian Beister (46.) Sicherheit in das eigene Spiel zu bekommen. Im Gegenteil: Koen van der Biezen (31.) und Selcuk Alibaz (58.) konnten jeweils zeitnah ausgleichen. Martin Stoll (78.) und Elia Soriano (87.) sorgten vor 16.138 Zuschauern im Wildparkstadion für die weiteren KSC-Treffer.

Katastrophale Zuordnung beim HSV vor dem 1:1

"Wir hatten das Spiel eigentlich im Griff. Wir müssen das 3:1 oder 4:1 machen und bringen den Gegner mit einer Standardsituation zurück ins Spiel", sagte Hamburgs Kapitän Heiko Westermann: "Dabei hatten wir vor dem Spiel angesprochen, dass das ihre einzige Chance ist."

Sollten die Hamburger tatsächlich geglaubt haben, der KSC wäre einzig und allein bei Standardsituation gefährlich, wäre damit wenigstens die katastrophale Zuordnung vor dem 1:1-Ausgleich erklärt. Nach Flanke von Danny Blum konnte van der Biezen völlig freistehend einköpfen. Auch in der Folge präsentierte sich die HSV-Defensive anfällig. Dabei ist die Abwehr laut Hamburgs Trainer Thorsten Fink der stabilste Mannschaftsteil - in Karlsruhe war davon wenig zu sehen.

Hamburgs Torhüter Adler mit schwacher Leistung

An seiner alten Wirkungsstätte musste Ex-KSC-Profi Fink zudem zur Kenntnis nehmen, dass der neue Torwart René Adler noch weit entfernt ist von der Form, wegen der er vor zweieinhalb Jahren noch unumstrittener Nationaltorhüter war. Bei Flanken wirkte der 27-Jährige häufig unsicher. Vor dem 3:2 wehrte Adler einen Freistoß seines künftigen Mannschaftskollegen Hakan Calhanoglu nach vorne ab, Stoll hatte bei seinem Abstauber leichtes Spiel.

Was sich in Karlsruhe hingegen bestätigte war die allgemeine Einschätzung, dass Hamburg offensiv zu harmlos ist. Fink setzte im Sturmzentrum auf Marcus Berg, doch der Schwede hatte abgesehen von seinem Tor kaum eine gute Aktion. Auch der Südkoreaner Heung Min Son zeigte als hängende Spitze eine schwache Partie. Und über den eingewechselten Angreifer Artjoms Rudnevs heißt es schon seit Wochen, dass er noch kein Bundesliganiveau habe. Allein Beister (rechts) und Marcell Jansen (links) auf den Außenbahnen sorgten hin und wieder für Gefahr.

"Wir haben wenig Chancen aus dem Spiel heraus zugelassen, es aber selbst verpasst, das 3:1 nachzulegen. Der KSC ist durch zwei Standardsituationen zurück in die Partie gekommen. Aber er hat auch ein gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen", sagte Fink. Mit Blick auf den Bundesligastart am Samstag zu Hause gegen den 1. FC Nürnberg (15.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) forderte der Coach: "Wir müssen eine Reaktion zeigen, um in der Liga gut zu starten."

Dass die kommende Saison für den HSV eine schwierige wird, weiß auch Fink - zumindest mit dem aktuellen Kader. Daher fordert der Trainer schon seit Wochen die Verpflichtung eines Spielmachers. Auch einen weiteren Angreifer hätte er gerne. Der Etat der Hamburger lässt das aber kaum zu - nach der Pleite beim KSC erst recht nicht. Schließlich hatte der Club auf der Einnahmenseite fest mit Geldern aus dem Pokal gerechnet. Grundlage der Berechnung war das Erreichen des Achtelfinales.

Karlsruher SC - Hamburger SV 4:2 (1:2)
0:1 Berg (24.)
1:1 van der Biezen (31.)
1:2 Beister (45.+1)
2:2 Alibaz (58.)
3:2 Stoll (78.)
4:2 Soriano (86.)
Karlsruhe: Orlishausen - Klingmann, Stoll, Gordon, Dennis Kempe - Calhanoglu (83. Krebs), Steffen Haas - Alibaz, Hennings (71. Varnhagen), Blum - van der Biezen (56. Soriano)
Hamburg: Adler - Lam, Bruma, Mancienne, Aogo - Westermann, Skjelbred (85. Ilicevic) - Beister (75. Rudnevs), Son (85. Arslan), Jansen - Berg
Schiedsrichter: Dankert
Zuschauer: 16.138
Gelbe Karten: Calhanoglu - Bruma

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