DFB-Pokal Dortmund wirft Bremen raus, Bayern siegt mit Mühe

Fehlstart für Werder ins Jahr 2008: Der Titelaspirant aus Bremen verpasste in Dortmund den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Der FC Bayern machte es besser - obwohl der Außenseiter aus Wuppertal zweimal eine Führung des Rekordmeisters ausgleichen konnte.

Hamburg - Viel Glück und Torhüter Marc Ziegler haben Borussia Dortmund erstmals seit zwölf Jahren den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals beschert. Der BVB feierte trotz einer äußerst schwachen Vorstellung einen 2:1 (1:0)-Erfolg über den Bundesliga-Zweiten Werder Bremen und damit einen erfolgversprechenden Start ins neue Fußballjahr. Auch der FC Bayern startete siegreich. Beim 5:2 gegen den Wuppertaler SV konnte der Gast aus München jedoch erst in der zweiten Hälfte überzeugen.

Die BVB-Stürmer Giovanni Federico (19.) und Diego Klimowicz (80.) zerstörten die Träume der Bremer vom sechsten Cup-Sieg und von der Revanche für das 0:3 im Punktspiel im September 2007. Für Werder traf nur der eingewechselte Diego per Foulelfmeter (82.), der drei Minuten später mit einem weiteren Strafstoß am gut reagierenden Ziegler scheiterte.

"Ich bin sehr, sehr traurig. Mit dem 2:2 hätten wir das Spiel drehen können. Es war ein großes Ziel von uns im Pokal weit zu kommen", sagte Diego. Der Dortmunder Matchwinner Ziegler strahlte nach dem Elfmeter-Drama hingegen: "Beim ersten war ich schon dran. Da habe ich gedacht, beim zweiten hast du eine Chance", sagte der Keeper. Werder-Coach Thomas Schaaf lobte trotz der Niederlage in der Neuauflage des Pokal-Finales von 1989 das "Riesenspiel" seiner Mannschaft: "Wir haben uns heute selber geschlagen. Wir haben 90 Minuten nach vorne gespielt." BVB-Torschütze Federico blickte nach dem Pokal-Coup bereits nach vorn: "Das ist für uns der schnellste Weg im nächsten Jahr europäisch zu spielen. Heute haben wir den ersten Schritt gemacht."

Drei Tage vor dem Rückrundenstart der Bundesliga präsentierte sich jedoch die Mannschaft von Trainer Thomas Doll keineswegs in guter Form. Die Bremer übernahmen von der ersten Minute an vor 64.000 Zuschauern das Kommando und hätten schon nach drei Minuten durch Markus Rosenbergs Kopfball in Führung gehen können. Wie eine Heimmannschaft agierten die Bremer, bei denen Diego zunächst nur auf der Bank saß, und erspielten sich in der Anfangsphase Chancen fast im Minutentakt. Allein Ivan Klasnic hätte die Bremer schon vor der Halbzeit auf die Siegerstraße schießen können. Doch versagten dem Torjäger sogar freistehend die Nerven.

Die Borussen sahen sich fast ausschließlich in der Defensive, weil das Mittelfeld für nur wenig Entlastung sorgte und zahlreiche Fehlpässe die Bremer immer wieder ins Spiel brachten. Der Treffer des ehemaligen Karlsruhers Federico bei einem der wenigen Dortmunder Konter nach sehenswerter Vorarbeit von Mladen Petric stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Allerdings mussten es sich die Bremer selbst zuschreiben, dass sie aus ihrer Überlegenheit zu wenig Kapital schlugen.

Auch nach dem Wechsel blieben die Versuche der Dortmunder im Spielaufbau nur vereinzelt gefällig. Erst nach rund 70 Minuten, als die Bremer ihrem Sturmlauf kräftemäßig Tribut zollen mussten, kamen die Gastgeber besser ins Spiel, ohne jedoch ihre Konter auszuspielen. In der 67. Minute stockte den BVB-Fans erneut der Atem, als der eingewechselte Hugo Almeida mit einem wuchtigen Distanzschuss nur den Pfosten traf.

Bayern setzt sich nach der Pause durch

Franck Ribéry hat Bayern München ins DFB-Pokal-Viertelfinale geführt und dem Rekordmeister damit die Chance auf ein Titel-Triple erhalten. Der überragende Franzose bereitete beim 5:2 (2:2)-Sieg des Bundesliga-Spitzenreiters gegen den Regionalligisten Wuppertaler SV drei Tore vor und brachte den 13-maligen Cup-Sieger dem Endspiel am 19. April in Berlin einen Schritt näher.

Vor 61.482 Zuschauern in der Arena AufSchalke, in die der Regionalliga-Tabellenführer ausgewichen war, leitete Ribéry die Treffer von Miroslav Klose (14.), Daniel van Buyten (50.) und Luca Toni (53.) ein. Lediglich bei Kloses zweitem Tor (27.) und beim 5:2 durch den eingewechselten Hamit Altintop (88.) hatte der quirlige Franzose seine Füße nicht im Spiel.

Vor der Pause hatten die Wuppertaler zweimal ausgeglichen: Zunächst traf Tobias Damm mit einem abgefälschten Distanzschuss (26.), dann drückte Torjäger Mahir Saglik den Ball nach einem Münchner Abwehrfehler aus kürzester Distanz über die Linie (29.). Nach dem Seitenwechsel sorgte Ribéry mit zwei genauen Flanken innerhalb von vier Minuten für die Entscheidung.

Bis dahin musste die Mannschaft des scheidenden Trainers Ottmar Hitzfeld um den ersten Pflichtspielsieg im Stadion des Bundesliga-Rivalen Schalke 04 zittern. Obwohl Klose mit seinem ersten Tor für einen Start nach Maß sorgte und der Regionalligist vor der ungewohnten Kulisse und den prominenten Namen anfangs Probleme hatte, gerieten die Münchner noch einmal in Schwierigkeiten. Die lässige Spielweise der Bayern und vor allem die Schwächen in der Innenverteidigung nutzten Damm und Saglik zweimal zum Ausgleich. In dieser Phase durfte der ehemalige Bundesligist aus Wuppertal, der zuvor sein letztes Heimspiel gegen die Bayern in seiner Bundesliga-Abstiegssaison 1974/75 3:1 gewonnen hatte, von einer Sensation im "Jahrhundertspiel" träumen.

"Nach dem 2:2 haben wir gedacht, das kann doch nicht wahr sein. Dann hat der Trainer ein paar Sätze in der Kabine gesagt, und dann ging es wieder. Die Mannschaft hat in der ersten Halbzeit die Warnung des Trainers nicht ernst genommen", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß. "Nach der Pause hat man nicht mehr viel von Wuppertal gesehen", sagte Hitzfeld erleichtert. WSV-Manager Georg Kreß sah eine versäumte Chance: "Ich bin schon enttäuscht. Nach dem 2:3 ließen die Kräfte nach. Die Bayern haben dann dominiert."

Der Außenseiter hatte bislang lediglich 1963 auf dem Weg ins Halbfinale die Runde der letzten Acht im DFB-Pokal erreicht. Zumindest finanziell lohnte sich der Umzug für den Regionalligisten. Alleine 600.000 Euro bleiben dem WSV aus den Zuschauer-Einnahmen, dazu kommen 250.000 Euro aus den Fernsehgeldern. Das heimische Stadion am Zoo fasst wegen eines Umbaus zurzeit nur 14.000 Zuschauer.

1860 mit toller Aufholjagd in Aachen

1860 München hat Jürgen Seeberger das Debüt als Trainer des Zweitligisten Alemannia Aachen vermasselt und nach einer furiosen Aufholjagd noch das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Nach einem 0:2-Rückstand zur Halbzeit drehten die Münchner auf dem Tivoli noch auf und schafften durch Kapitän Danny Schwarz (82.), Mustafa Kucukovic (85.) und das Siegtor von Fabian Johnson (88.) in der Schlussphase die völlig überraschende Wende.

Zuvor war Stürmer Todor Kolew bei der Alemannia, dem Überraschungsfinalisten von 2004, der überragende Mann gewesen. Der Torschützenkönig der vergangenen Saison in Bulgarien (25 Tore für Slawia Sofia) erzielte vor 17.520 Zuschauern das 1:0 selbst (10.) und bereitete das 2:0 von Marius Ebbers vor (40.).

"Die Mannschaft hat immer an ihre Chance geglaubt. Dass man dann sogar noch innerhalb der 90 Minuten gewinnt, ist glücklich, aber das haben wir uns erarbeitet", erklärte 1860-Trainer Marco Kurz. Seeberger war konsterniert: "Wir sind optimal gestartet. Dass uns der späte Ausgleich derart beunruhigt hat, ist dann mehr als ärgerlich. Wir sind eingebrochen und konnten uns nicht mal in die Verlängerung retten. Das zeigt, wieviel Arbeit noch vor mir liegt."

Diese Arbeit schien bei Seebergers erster Station in Deutschland schon nach drei Wochen erste Früchte zu tragen: Der Bundesliga-Absteiger, der heute noch Innenverteidiger Seyi Olajengbesi vom SC Freiburg auslieh, wirkte in der Defensive zunächst kompakter und in der Offensive viel variabler als unter dem im November entlassenen Weltmeister Guido Buchwald.

Der frühe Treffer half den Gastgebern, weil 1860 ohne ihre verletzten Torjäger Antonio di Salvo (7 Liga-Tore) und Berkant Göktan (6) notgedrungen recht defensiv ausgerichtet waren. Erst nach einer halben Stunde kamen die Münchner, die in der Zweiten Liga als Sechster fünf Plätze vor Aachen stehen, zu einigen Chancen, die sie jedoch teilweise kläglich vergaben - allen voran der als einziger Stürmer aufgebotene Kucukovic, der das Kunststück fertigbrachte, den Ball aus zwei Metern neben das Tor zu köpfen (43.).

Auch nach dem Wechsel fehlte der Elf von Trainer Marco Kurz zunächst die Zielstrebigkeit. So in der 62. Minute, als Kucukovic, der später den Ausgleich besorgte aus ähnlicher Distanz - diesmal aber bedrängt - übers Tor schoss. Keeper Michael Hofmann verhinderte mit einer glänzenden Parade gegen Kolew die frühzeitige Entscheidung (47.), dann kamen die Gäste plötzlich auf.

Hoffenheim verdirbt Rostock den Jahresauftakt

Zweitliga-Neuling 1899 Hoffenheim hat Bundesligist Hansa Rostock den Start ins Jahr 2008 verdorben und ist zum zweiten Mal in der Club-Geschichte ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Der ambitionierte Provinzverein von Milliardär und Mäzen Dietmar Hopp setzte sich 2:1 (1:0) gegen Rostock durch und feierte damit den größten Erfolg in der Cup-Geschichte seit Dezember 2003.

Hoffenheimer Jubel: Größter Erfolg seit vier Jahren

Hoffenheimer Jubel: Größter Erfolg seit vier Jahren

Foto: DDP

Für die Entscheidung sorgte ausgerechnet ein Eigentor von Rostocks Innenverteidiger Orestes (71.). Zuvor hatte der Schwede Per Nilsson (12.) Hoffenheim mit einem Kopfball erstmals in Führung gebracht. Hansa-Kapitän Enrico Kern (52.) gelang der zwischenzeitliche Ausgleich. Kern traf nach einem Eckball per Abstauber, nachdem Mark Stein per Kopfball den Pfosten getroffen hatte. In der Nachspielzeit verpasste Sejad Salihovic mit einem verschossenen Foulelfmeter den dritten Hoffenheimer Treffer (90.+1).

"Dieser Sieg hat eine große Bedeutung für das Prestige des Vereins. Ich habe keinen Unterschied zur Ersten Liga gesehen. Mal schauen, was jetzt noch möglich ist", sagte Hoffenheims Leiter der Fußballabteilung. Rostocks Torschütze Kern war dagegen enttäuscht: "Wir haben eine große Chance vergeben. Jeder muss sich an die eigene Nase packen. Das war zu wenig." Sein Trainer hatte eine ebenso einfache Erklärung für die Pleite: "Wir waren in jedem Fall die dümmere Mannschaft. Bei den Gegentoren haben wir kräftig mitgeholfen", tadelte Frank Pagelsdorf sein Team.

Vor 5835 Zuschauern im ausverkauften Dietmar-Hopp-Stadion taten sich die Rostocker äußerst schwer. In der Offensive fehlte die Durchschlagskraft, beim 0:1 durch Nilsson war die Hintermannschaft völlig unsortiert. Ein Klassenunterschied war nicht festzustellen. Erst nach dem Seitenwechsel kam Hansa besser ins Spiel. Zunächst scheiterten Stein (48.) und Fin Bartels (51.), ehe Kern der zu diesem Zeitpunkt verdiente Ausgleich gelang.

Allerdings hatten die Rostocker Glück, dass Hoffenheims Stürmer Demba Ba nach einer Stunde Spielzeit nur den Außenpfosten traf.

fpf/sid/dpa

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten