

Hamburg - Markus Babbel wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, zu mehr war er nicht in der Lage. Sein Team hatte gerade das vierte Gegentor kassiert, und Hoffenheims Trainer wusste spätestens jetzt, dass die Niederlange nicht mehr zu verhindern war. Schon in der Halbzeitpause hatte er sein Team allein gelassen und stattdessen auf dem Platz einen Spaziergang gemacht. Doch die TSG war an diesem Nachmittag nicht in der Lage, die Impulse ihres Trainers umzusetzen. Die TSG war an diesem Nachmittag zu fast nichts in der Lage.
0:4 (0:3) verlor der Bundesligist beim Regionalligisten Berliner AK, das Erstrunden-Aus der Hoffenheimer ist die erste Sensation im diesjährigen DFB-Pokal. So hoch verlor noch kein Bundesligist im Pokal gegen eine Mannschaft aus der vierten Spielklasse. Metin Cakmak (3./48. Minute), Justin Gerlach (31.) und Kevin Kruschke (40.) sorgten für das Berliner Debakel. Und hätte Nationaltorwart Tim Wiese nicht mehrfach in höchster Not gerettet, wären sechs oder sieben Tore gefallen.
"Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war erschreckend, der Sieg ist auch in der Höhe absolut verdient. Wir hätten noch das ein oder andere Tor mehr kassieren müssen", sagte Babbel: "Berlin ist nicht über sich hinaus gewachsen. Doch selbst mit ihren einfachen Mitteln haben sie uns permanent ausgehebelt."
Für den ehemaligen Hertha-Trainer gab es damit in Berlin erneut nichts zu holen. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison hatte er mit der TSG schon 1:3 gegen seinen Ex-Club verloren - nun kam es noch deutlich schlimmer. Mit dem Slogan "Wir warten auf Babbel!" hatte der BAK vor der Partie geworben. Man hoffe, dass so auch ein paar Hertha-Fans kommen würden, gab sich Manager Erdogan Dogan typisch defensiv für einen Außenseiter.
Doch dann bestimmte der BAK von Beginn an die Partie. Der Regionalligist überzeugte nicht nur kämpferisch, die Berliner spielten richtig guten Fußball - und offenbarte die Schwachstellen der Hoffenheimer gnadenlos. Insbesondere die TSG-Innenverteidiger Jannik Vestergaard und Matthieu Delpierre agierten schwach und ohne Abstimmung, alle Berliner Treffer fielen durchs gegnerische Abwehrzentrum.
Doch es wäre zu einfach, die Blamage nur an zwei Spielern festzumachen. Nahezu alle Hoffenheimer ließen Lust und Leidenschaft vermissen. Erst in der 21. Minute kamen die Gäste vor das gegnerische Tor, der Schuss von Andreas Beck war aber harmlos. Und auch in den folgenden 70 Minuten wurde es kaum besser, die TSG erspielte sich nicht eine hochkarätige Chance. Es war ein Pflichtspielauftakt zum Vergessen für den Bundesligisten.
In dieser Saison sollte in Hoffenheim alles besser werden
Dabei konnte es nach der vergangenen Spielzeit für die TSG eigentlich nur besser werden: Damals wurden Dortmunder Fans mit Pfeiftönen beschallt, da warf Mäzen Dietmar Hopp Trainer Holger Stanislawski raus. Vor allem aber lief es auch sportlich mies, die TSG verbrachte die komplette Saison im grauen Mittelfeld und wurde am Ende Elfter. Das von Hopp so intensiv geförderte Projekt schien zum Langeweiler zu werden.
Doch die Verantwortlichen starteten einen neuen Anlauf. Konstanter, ruhiger und erfolgreicher sollte der Club werden. Dafür wurden mit Joselu von Real Madrid und Leverkusens Eren Derdiyok zwei vielversprechende Stürmer für zusammen gut zehn Millionen Euro geholt und zudem Wiese und Stuttgarts ehemaliger Kapitän Delpierre verpflichtet.
Entsprechend groß war das Selbstvertrauen vor dem Saisonauftakt. "Unser Ziel ist Europa", sagte Derdiyok. Ein Ausscheiden im Pokal wurde kategorisch ausgeschlossen. Mittelfeldspieler Tobias Weis sagte: "Klar, kommen wir weiter. Wir sind vom letzten Jahr in Windeck gewarnt und wissen, dass man niemanden auf die leichte Schulter nehmen darf. Wir werden von Anfang an Gas geben."
Im vergangenen Jahr hatte Hoffenheim in der ersten Pokalrunde gegen Sechstligist Germania Windeck einen Rückstand aufgeholt und nach Verlängerung gewonnen. Im Vergleich zur Blamage von Berlin eine richtig gute Leistung.
Berliner AK - TSG Hoffenheim 4:0 (3:0)
1:0 Cakmak (3.)
2:0 Gerlach (32.)
3:0 Kruschke (40.)
4:0 Cakmak (49.)
Berlin: Kisiel - Lichte, Gerlach, Osadchenko, Krstic - Siemund, Brandt - Altiparmak (58. Mießer), Malinowski, Kruschke (73. Blazynski) - Cakmak (64. Avcioglu)
Hoffenheim: Wiese - Beck, Vestergaard, Delpierre, Thesker - Weis (46. Salihovic), Rudy (46. Usami) - Vukcevic, Volland, Roberto Firmino (60. Schipplock) - Derdiyok
Schiedsrichter: Stegemann
Zuschauer: 1.468
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Es ist die Sensation der ersten Pokal-Runde: Regionalligist Berlin AK 07 hat 1899 Hoffenheim hochverdient 4:0 (3:0) düpiert.
Hoffenheim fand zu keinem Zeitpunkt in die Partie. Besonders in den Zweikämpfen ließ die Elf von Trainer Markus Babbel den nötigen Biss vermissen. Hier im Duell Hoffenheims Sebastian Rudy (r.) und Berlins Philip Malinowski.
Hilflos und frustriert saß Babbel (l.) an der Seitenlinie. Das hatte sich der Coach anders vorgestellt. Sein Team präsentierte sich über die gesamten 90 Minuten desolat.
Dabei verhinderte Torwart Tim Wiese mit mehreren Paraden eine noch höhere Pleite.
"Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war erschreckend, der Sieg ist auch in der Höhe absolut verdient. Wir hätten noch das ein oder andere Tor mehr kassieren müssen", sagte Babbel.
Beim Regionalligisten hingegen war die Freude riesig.
Die Amateure dürfen sich auf einen weiteren Pokal-Auftritt im Poststadion freuen.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden