Münsters Pokal-Sieg gegen Bremen Eiskalt durch die Hitzeschlacht

Außenseiter Preußen Münster: Sieg gegen Werder Bremen
Foto: INA FASSBENDER/ REUTERSMünster, Sonntag, 18 Uhr 29: Laut grölend springen Spieler in weißen Trikots durch Wasserfontänen, tanzen mit Sonnenhüten über den Rasen. Wortlos und mit hängenden Köpfen schleppen sich andere aus dem Stadion. Sie tragen Schwarz. Die Fußballer des SV Werder Bremen haben soeben gegen den Drittligisten Preußen Münster 2:4 (2:2, 1:0) nach Verlängerung verloren. Aus in der ersten Pokalrunde, schon wieder.
Trauer in Bremen, Münster aber feiert. 18.000 Zuschauer jubeln im ausverkauften Preußen-Stadion einem Club zu, der in der vergangenen Saison noch gegen den Abstieg in die Regionalliga gekämpft hatte. Dem kaum einer eine Chance gegen Bremen gegeben hatte. Bis auf die Mannschaft selbst.
Münsters Trainer Pawel Dotschew hatte vor der Partie gesagt: "Wenn wir selber aktiv sind und Aktionen in der Offensive haben, dann können wir den Gegner beeindrucken. Wir müssen einfach versuchen, frech zu sein und nach vorne zu spielen. Nur so können wir vielleicht die große Sensation schaffen." Es gelang.
Ohne Respekt vor dem großen Favoriten
Bei knapp 40 Grad auf dem Platz zeigte Dowtschews Elf keinerlei Respekt vor dem Favoriten, war ihm läuferisch und kämpferisch ebenbürtig. Mehr noch: Münster dominierte zunächst sogar die Partie.
Die neuformierte Mannschaft des sechsmaligen Cup-Siegers Bremen ging durch Eljero Elia und Nicolas Füllkrug zwar zweimal in Führung. Doch Münster ließ sich davon nicht beeindrucken - und zog mit Dreifachtorschütze Matthew Taylor und Dimitri Nazarov nach. Von Nervosität keine Spur. "Ich habe schon einige Spiele auf diesem Niveau gemacht, deshalb ist das für mich eher schon Routine", erklärte Dotschew. Und es gelang ihm offenbar, diese entspannte Professionalität auf seine Mannschaft zu übertragen.
Dotschews simples Rezept: "Ich bin dafür da, die Emotionen der Spieler zu steuern. Wir dürfen nicht übermotiviert sein, wir dürfen aber auch nicht zu ängstlich sein. Es gilt für mich, in beide Richtungen entgegenzusteuern, um nicht ungewünschte Ausschläge zu erleben. Das ist meine wichtigste Aufgabe derzeit."
Münster cool, Bremen aufgebracht
Die mentale Einstellung war es schlussendlich, mit der Münster gegen Bremen überzeugen und den sportlichen Unterschied zwischen erster und dritter Liga überbrücken konnte. Der Bundesligist hingegen kam mit dieser Situation gar nicht zurecht und setzte sich im Verlauf der Partie mehr und mehr selbst unter Druck. Soweit, dass Sokratis in der 108. Minute wegen unsportlichen Verhaltens die Gelb-Rote Karte sah.
Auch Bremens Trainer Thomas Schaaf stand mit hochrotem Kopf am Spielfeldrand. Mit Wut und Unverständnis reagierte er auf das zweite Erstrunden-Aus seiner Mannschaft in Folge. "Wir haben verloren, weil wir es verpasst haben, unsere Chancen besser zu nutzen, und in der Defensive zu sorglos agiert haben. Preußen hatte aber sicher einen Vorteil, weil sie schon fünf Spieltage hinter sich hatten. Hätten wir schon fünf Partien hinter uns, wären wir vielleicht noch mal zurückgekommen", sagte er. Dass Münster noch ganz andere Vorteile mit auf den Platz brachte, ließ Schaaf in seiner Analyse außen vor.
Münster hatte zur Pause zurückgelegen, für jedes Team eine schwierige Situation. "In der Halbzeit habe ich der Elf gesagt, dass wir es heute nur über den Willen schaffen", sagte Dotschew. Er erinnerte seine Mannschaft auch, dass Heidenheim im vergangenen Jahr in der ersten Runde gegen Bremen gewonnen hatte. Einen 0:1-Rückstand hatten die Heidenheimer in einen 2:1-Sieg gedreht. Wieder so ein psychologischer Trick. Er hat funktioniert.
SC Preußen Münster - Werder Bremen 2:2 (0:1)
0:1 E. Elia (45.)
1:1 Taylor (54.)
1:2 Füllkrug (67.)
2:2 Taylor (81.)
3:2 Königs (96.)
4:2 Taylor (118.)
SC Preußen Münster: Masuch - Schöneberg, Do. Schmidt, S. Kühne (61. Kirsch), Hergesell - Truckenbrod - Siegert (76. Königs) - Heise (46. Grote) - Taylor, Nazarov
Werder Bremen: Mielitz - Gebre Selassie, Prödl, Sokratis, Ignjovski - Fritz (65. Füllkrug), Junuzovic - De Bruyne, Hunt (91. Bargfrede), E. Elia (59. M. Arnautovic) - N. Petersen
Schiedsrichter: Sippel
Zuschauer: 18.000
Gelbe Karten: Truckenbrod, Königs - Ignjovski
Gelb-Rot: Sokratis (108./wegen Meckerns)