Niersbach-Nachfolge
Landesverbände wollen Reinhard Grindel als DFB-Chef
Ein Politiker soll es richten: Wenn es nach den Chefs der Landesverbände geht, beerbt DFB-Schatzmeister und MdB Reinhard Grindel Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident. Interimschef Rainer Koch verzichtet auf eine Kandidatur.
Ein Quereinsteiger soll den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus der tiefsten Krise der Verbandsgeschichte führen: Nach dem Willen der Landesverbände wird DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Wolfgang Niersbach.
Interimspräsident Rainer Koch verzichtet auf eine Kandidatur. "Ich unterstütze die Kandidatur von Reinhard Grindel persönlich", sagte Koch nach einem Treffen der Landeschefs in Hannover. Da die Landesverbände bei einem Außerordentlichen Bundestag zwei Drittel der Stimmen besitzen, gilt eine Wahl Grindels zum neuen Präsidenten als sehr wahrscheinlich. Diese soll laut Koch "so schnell wie möglich" stattfinden. Für die Wahl des Präsidenten genügt die einfache Mehrheit.
Grindel ist CDU-Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses. Erst 2013 wurde er Schatzmeister des DFB, in den vergangenen Wochen der Affäre um die WM 2006 hielt er sich auffallend zurück. Er bestätigte wie Koch nur, dass er von den Vorgängen rund um die Vergabe der WM erst kurz vor der ersten SPIEGEL-Veröffentlichung erfahren habe.
Grindels Doppelrolle als DFB-Mann und Bundestagsabgeordneter wird von Oppositionspolitikern kritisch gesehen. "Das ist höchst problematisch", sagte Grünen-Sportpolitiker Özcan Mutlu. Im Sportausschuss habe der CDU-Mann "wenig Erhellendes" zur Aufklärung des WM-Skandals gesagt und eher "Nebelkerzen gezündet".
Die Festlegung auf Grindel als neuen, starken Mann dürfte auch beim Lager der Profis auf wenig Gegenliebe stoßen - was allerdings nicht nur mit der Person zu tun hat. Es ist bekannt, dass die DFL einen Kandidaten aus den eigenen Reihen favorisiert.
Es sei zwar "das Recht der Landes- und Regionalverbände, Vorschläge zu machen", sagte DFB-Interimsboss und Ligapräsident Reinhard Rauball der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Die weitere Marschroute, was die Strategie, die Inhalte, die Termine und auch die Personen betrifft, sollte aber erst in der Präsidiumssitzung des DFB am kommenden Freitag besprochen, beschlossen und dann veröffentlicht werden."