WM-Affäre DFB fordert von Beckenbauer-Freund Radmann 6,7 Millionen Euro

Vertraute Radmann, Beckenbauer: Beide im Visier des DFB
Foto: Vladimir Rys Getty ImagesIn der WM-Affäre fordert der Deutsche Fußball-Bund der "Bild"-Zeitung zufolge von Fedor Radmann, dem früheren Vizepräsidenten des WM-Organisationskomitees, die Zahlung von 6,7 Millionen Euro. Der Vertraute des einstigen OK-Chefs Franz Beckenbauer soll die Summe demnach innerhalb von 20 Tagen an den Verband überweisen.
Der Betrag entspricht der Summe, die der DFB vor der Weltmeisterschaft 2006 auf ein Konto des Weltverbands Fifa geleitet hatte. Das Geld sollte zur Rückzahlung eines Darlehens des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus verwendet werden.
Recherchen des SPIEGEL hatten ergeben, dass dieser Betrag vor der WM 2006 unter dubiosen Umständen an den Weltverband Fifa gezahlt worden und nach derzeitigem Stand der Ermittlungen in einer schwarzen Kasse gelandet war.
Die Zahlung an die Fifa war ursprünglich als Beitrag für die später abgesagte WM-Eröffnungsgala verschleiert worden. Der ursprüngliche Kredit von Dreyfus war nach Angaben von Beckenbauer als Gegenleistung für einen hohen Fifa-Zuschuss zur WM in Deutschland verwendet worden.
Mit dem Vorgehen gegen Radmann würde der DFB einen weiteren Schritt unternehmen, um einen möglichen finanziellen Schaden vom Verband fernzuhalten. "Es geht also auch in diesem Fall darum, Rechtspositionen zu erhalten. In der Schweiz geschieht dies durch das sogenannte Betreibungsverfahren, durch das eine Verjährung von Ansprüchen verhindert wird. Die dazu notwendigen Schritte haben wir fristgerecht eingeleitet", zitierte die "Bild" einen DFB-Sprecher.
Radmann selbst behauptet, er sei nicht der einzige, der eine Zahlungsaufforderung durch den DFB erhalten habe. "Mir ist bekannt, dass das jeder bekommen soll oder schon bekommen hat (...). Alle. Also, das heißt: Beckenbauer, Zwanziger, Niersbach, Schmidt und ich", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Zuvor hatte der DFB Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle in Hamburg eingereicht, um den Anspruch auf möglichen Schadensersatz in Millionenhöhe zu wahren. Die Ansprüche richten sich neben Beckenbauer und Radmann auch gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach, Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus sowie die Fifa.
Seit Monaten untersuchen Anwälte der Kanzlei Freshfields im Auftrag des DFB den ominösen Millionendeal. Zudem ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Sollte dem DFB wegen der WM-Affäre rückwirkend die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkannt werden, könnte der Gesamtschaden bis zu 25 Millionen Euro betragen.

Jahr der Sportskandale: Im Verband nach unten