DFB-Verteidiger Friedrich Der Gute-Laune-Onkel
Oliver Kahn und Arne Friedrich haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam und auch nicht auf den zweiten. Aber wer Friedrich an diesem Tag in Tenero zuhört, der fühlt sich an den ehemaligen DFB-Torwart erinnert. Wenn der Berliner von seiner Rolle in der deutschen Mannschaft spricht, dann sagt er gerne, er wolle "positive Stimmung erzeugen".
Ein Gute-Laune-Onkel der deutschen Nationalmannschaft - wie Kahn bei der WM 2006. Auch der sorgte für Spaß und saß ansonsten auf der Ersatzbank.

DFB-Verteidiger Friedrich: "Bin kein Stinkstiefel"
Foto: DPANur die Älteren werden sich noch erinnern, dass das auch mal anders war. Vor zwei Jahren lief Friedrich noch als Stammspieler bei der WM auf, zunächst als Lachnummer wegen vieler Patzer, dann als gefeierter Rechtsaußen, der im Viertelfinale gegen Argentinien den Stürmer Carlos Tevez abmeldete. Abgesehen von ein paar Vertretungsauftritten für den verletzten Christoph Metzelder war Friedrich danach von einem Stammplatz im DFB-Team so weit entfernt wie Hertha BSC von einem Uefa-Cup-Rang.
Nun spielt Hertha BSC in der kommenden Saison im Uefa-Cup. Die Berliner haben sich über die Fairplay-Wertung qualifiziert. Mit Losglück, aber immerhin. Und Friedrich? Der will sich nicht auf sein Glück verlassen. Er hat in dieser Woche Zusatzschichten geschoben, sich im Training immer wieder angeboten. Er wurde daraufhin von Joachim Löw mit Superlativen überschüttet ("So gut habe ich ihn noch nie gesehen") - aber es half alles nichts. "Wir haben das erste Spiel 2:0 gegen Polen gewonnen. Der Trainer hat also alles richtig gemacht", sagt Friedrich.
So reden sie alle in diesen Tagen, die Ersatzspieler, die zusammen mit den Stammkräften nach dem Auftakterfolg in Klagenfurt auf den Platz liefen und feierten. Friedrich ist ohnehin nicht der Typ, der jemals Ansprüche in der Öffentlichkeit anmelden würde. "Ich bin kein Stinkstiefel", sagt er und berichtet von einem "offenen und ehrlichen Gespräch", in dem ihm der Bundestrainer mitgeteilt habe, dass er gegen Polen nicht spielen würde. Der Berliner galt vor der Partie als möglicher Ersatz für Innenverteidiger Metzelder, der auf Mallorca noch schwankende Leistungen zeigte.
Doch Metzelder spielte.
Friedrich durfte sich gegen Polen immerhin warmlaufen während der 90 Minuten. Er ist nahe dran, Friedrich weiß das. "Ich bin in guter Verfassung", sagt der 29-Jährige. Und als Assistenztrainer Hans Flick dann erklärt, Friedrich könne "bei dieser EM noch eine wichtige Rolle spielen", da erschien es plötzlich gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass der Verteidiger am Abend gegen Kroatien (18 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) auflaufen könnte. Doch vorerst hält Löw an jener Startelf fest, die auch gegen Polen begann.
Doch auch als Einwechselspieler könnte Friedrichs Erfahrung tatsächlich Gold wert sein gegen ein Team, das den Deutschen traditionell schon immer harte Duelle geliefert hat wie bei der EM 1996 (2:1) oder zwei Jahre später beim WM-Viertelfinal-Aus (0:3). In Berlin würden sie gerne mal so positiv über ihren Kapitän sprechen, aber Hertha blieb in der vergangenen Saison auch deshalb hinter den Erwartungen zurück, weil Friedrich selten überzeugte. Er nahm sich daraufhin eine Mentaltrainerin. "Das hat Spaß gemacht und mich weitergebracht", sagt Friedrich. Es gibt nicht viele Fußballer, die offen über psychologische Hilfe sprechen. Und plötzlich kann sich dieser wieder erstarkte Abwehrspieler sogar vorstellen, "noch mal ins Ausland zu wechseln".
Sein Problem ist, dass Löw sein Team nicht an einer so wichtigen Stelle wie der Innenverteidigung verändern wird - und als Innenverteidiger sehe ihn der Bundestrainer, sagt Friedrich. Wahrscheinlicher ist, dass er für die rechte Seite eingewechselt wird. "Ich habe das Turnier auf der Bank begonnen, das möchte ich natürlich ändern", sagt Friedrich dann noch. Oliver Kahn hat es 2006 ja auch geschafft. Er durfte im Spiel um Platz drei 90 Minuten ran. Weil er es sich verdient hatte. Mit guter Laune und Einsatz im Training.
Kroatien - Deutschland Do. 18.00 Uhr in Klagenfurt
Kroatien: Pletikosa (Spartak Moskau) - Corluka (Manchester City), R. Kovac (Bor. Dortmund), Simunic (Hertha BSC), Pranjic (SC Heerenveen) - N. Kovac (RB Salzburg), Srna (Schachtjor Donezk), Modric (Dinamo Zagreb), Kranjcar (FC Portsmouth) - Rakitic (FC Schalke 04), Olic (Hamburger SV)
Deutschland: Lehmann (FC Arsenal) - Lahm (Bayern München), Mertesacker (Werder Bremen), Metzelder (Real Madrid), Jansen (Bayern München) - Fritz (Werder Bremen), Frings (Werder Bremen), Ballack (FC Chelsea), Podolski (Bayern München) - Klose (Bayern München), Gomez (VfB Stuttgart)
Schiedsrichter: de Bleeckere (Belgien)